Pröll: "Über Termine kann man trefflich streiten"

Khol bekam in Grafenegg viel Unterstützung - und ein Auto
"Abend für Andreas Khol" in Grafenegg. Kandidat bringt NS-Debatte aufs Tapet.

Andreas Khols Wahlkampfbus wurde am Montagabend in Grafenegg mit Pfiffen empfangen. Und der Präsidentschaftskandidat sollte nicht der einzige bleiben. Die Unmutsgeste galt aber weder Khol, noch der wenige Stunden zurückliegenden Regierungsumbildung der ÖVP. Ein Grüppchen Demonstranten der Initiative "Rettet den Wagram" hatte gegen den geplanten Bau eines buddhistischen Friedensdenkmals in der Region mobil gemacht.

Offen zur Schau getragener Unmut war den rund 2000 Gästen, von denen viele mit Bussen angereist waren, gar nicht anzumerken. Im Gegenteil: Die Stimmung am "Abend für Andreas Khol", der Großveranstaltung der nö. Volkspartei zur Präsidentschaftswahl, glich eher einem Theaterbesuch. Die überwiegende Mehrheit des Publikums hatte für den Ausflug ins Schloss Grafenegg in die schmucke Abteilung des heimischen Kleiderschranks gegriffen.

Wer eine der begehrten Platzkarten für das Auditorium ergattert hatte, verlor keine Zeit, den Sitzplatz auch zu erreichen. "Wir sind da, um unsern Kandidaten zu unterstützen", ist sich die kleine Gruppe - "mir san aus'm Weinviertel" - einig, die sich hastig in den Zustrom einreiht. Wer nicht im Festsaal sitzt, nimmt in der "Reitschule" vor der großen Video-Leinwand Platz. Und jene, die gar keinen Stuhl ergattern, plauschen an einem der zahlreichen Stehtische. Und dort ist die Regierungsumbildung sehr wohl zentrales Thema: Während die einen kein Verständnis für den Zeitpunkt haben, hat ein anderer zum Ministertausch von Mikl-Leitner auf Sobotka einen humorigen Vergleich parat: "Wenn dem Obama einer sagt, dass' irgendwo in der Welt kriselt, dann zieht er dort seine Diplomaten ab und schickt die Ledernacken. Und genau das passiert jetzt in Wien."

Mikl-Leitner wurde beim Einmarsch der Granden noch als Innenministerin vorgestellt, Sobotka als Landesregierer. Neben Justizminister Wolfgang Brandstetter waren zahlreiche National- und Bundesräte vertreten, ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner hatte seinen Generalsekretär Peter McDonald nach NÖ geschickt. Mit Spannung wartete alles auf Erwin Prölls Ansage zu den Ereignissen der vergangenen Tagen. Und wurde nicht enttäuscht.

Top-Leute

"Wir praktizieren, was bei uns in der Volkspartei Niederösterreich Gewohnheit ist. Nämlich dass wir Dinge an- und ausreden. Hanni Mikl-Leitner kommt wieder zurück in unser Heimatland und Wolfgang Sobotka übernimmt die verantwortungsvolle Position des Innenministers. Zwei Top-Leute unserer Gesinnungsgemeinschaft, die es gewohnt sind, Top-Arbeit zu leisten. Diese Entscheidung war für die Republik und unser Heimatland eine gute. Ich bitte euch daher sehr eindringlich, diese Top-Leute weiter so zu unterstützen, wie das in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Sie können es brauchen. Ich weiß, dass es den einen oder die andere gibt, der oder die sich Fragen stellt. Nämlich: War das der richtige Zeitpunkt? Über Termine kann man trefflich streiten. Aber eines kann man bei uns in Niederösterreich nicht: Mit Terminen taktieren. Wir treffen Entscheidungen rasch und punktgenau, um gut in die Zukunft hinein arbeiten zu können. Und denjenigen, die mit der Stirn runzeln, denen sage ich: Schaut euch an, wozu wir in Niederösterreich im Stande sind. Wir kämpfen in den kommenden Tagen mit aller Kraft für unseren Andreas Khol auf dem Weg in die Hofburg. Und darum konzentrieren wir uns jetzt ganz auf diese Aufgabe. Unsere Kraft gilt einem einzigen, nämlich unserem Kandidaten."

Geschenke und Komplimente

Wolfgang Brandstetter, bekennender Oldtimer-Fan, hatte nach Grafenegg eine besondere Überraschung mitgebracht. Seinen Puch 500. Er wisse, dass Khols erstes Auto auch ein Puch 500 war. "Kein Wunder, das Auto hat typisch österreichische Langzeitqualitäten - womit wir wieder bei Andreas Khol wären." Der Wagen passe ebenso wie der Spitzenkandidat hervorragend in die Hofburg. "Und daher sage ich, lieber Andreas: nimm ihn dir mit." Und der Justizminister konnte mit einer bis dato eher unbekannten Verbindung zu Andreas Khol aufwarten: "er war mein Prüfer auf der Uni im Verfassungsrecht." Brandstetters Fazit: "Er war streng, aber gerecht." Auch die Noch-Innenministerin teilte ihre Erinnerungen mit dem Publikum: Etwa daran, als Khol - damals ÖVP-Klubchef - die junge Mandatarin im Parlament wegen dauernden Telefonierens rügte. Sie dankte dem Kandidaten außerdem für "seine klaren Worte in der Flüchtlingsdebatte".

Erwin Pröll selbst nahm in seiner Rede vor allem Alexander Van der Bellen ins Visier: "Wenn er tatsächlich Präsident wird, was ich nciht hoffe, dann mag Van der Bellen am Türschild stehen. Drinnen aber in der Hofburg sitzt Peter Pilz und das kann es nicht sein." In Richtung Irmgard Griss meinte der Landeshauptmann, das oberste Amt im Staat sei nichts für Unerfahrene: "Man setzt ja auch keinen Führerschein-Neuling in einen Formel-1-Boliden." Khol dagegen sei ein erfahrender Politiker, "der, wenn's brennt, nicht einfach davon läuft". Den Funktionären redete Pröll ins Gewissen: "Ich mute euch zu, dass ihr in den nächsten 13 Tagen an jede Tür in diesem Land klopft, um das Vertrauen für Andreas Khol so zu wecken, dass er in die Hofburg einziehen kann." Und an Khol gerichtet: "Auf Niederösterreich kannst du dich verlassen - ob es nun jedem gefällt oder nicht." Khol schließlich griff ebenfalls die Personalrochade des Wochenendes auf: "Ich möchte einen gemeinsamen Schutz der europäischen Außengrenzen durchsetzen. Gemeinsam mit den den EU-Mitgliedsstaaten, der österreichischen Bundesregierung und Wolfgang Sobotka." Er wiederholte auch seien Forderung nach einem atomkraft-freien Europa. Zu seinen Chancen meinte Khol: "Wir haben jetzt 13 Tage Zeit, zu beweisen, dass wir die Wahl entscheiden und nicht die Meinungsforscher. Ihr seid die Volkspartei. Zeigen wir den Kritikern unsere Stärke. Es liegt an euch. Ich werde kämpfen bis zum 24. April und dann weiter in die Stichwahl gehen." Die Volkspartei sei eine Stärke dieses Landes. "Ich baue auf euch!"

"Opfer des Nationalsozialismus"

Spätnachts buhlte er dann noch um jene Wähler, die einst Waldheim wählten: "Das Land Österreich war ein Opfer des Nationalsozialismus, viele Österreicher waren aber auch Täter", sagte er im ATV-Polit-Talk Klartext. Kurt Waldheim verteidigte er als "Ehrenmann" und "aufrechten Christdemokraten". Diese Auffassung habe Khol bereits in dem 1987 in seinem Buch "Die Kampagne" vertreten.

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