Die pikante Doppel-Rolle der Deutschen Bank

APA10590784 - 10122012 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA TEXT II - Eine Außenansicht der Salzburger Finanz- und Vermögensverwaltung am Montag, 10. Dezember 2012, in Salzburg. Das Bundesland Salzburg wird von einem schweren Finanzskandal erschüttert: Eine leitende Mitarbeiterin der Finanzabteilung soll in den Jahren 2006 und 2007 eigenmächtig im Namen des Landes riskante Finanzgeschäfte abgeschlossen habe, die zu einem Buchverlust über rund 340 Millionen Euro geführt haben. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Die Vorgänge im Finanzreferat werden am Freitag durchleuchtet – und die Deutsche Bank.

Im U-Ausschuss zur Salzburger Spekulationsaffäre wird es am Freitag spannend. Christian M., Mitarbeiter der entlassenen „Finanz-Expertin“ Monika Rathgeber, wird befragt. M. wurde bereits vom Bundesamt für Korruptionsbekämpfung einvernommen, das Protokoll liegt dem KURIER vor.

Darin schildert er die mutmaßliche Kompetenzüberschreitung von Rathgeber im Sommer 2012. Anfang Juli hatte sie eine verbotene Zinswette abgeschlossen. Finanzchef Eduard Paulus ordnete die Stornierung an. „Ich habe das Geschäft aufgelöst“, sagte M. „Bei der Auflösung ist ein Schaden entstanden – nach meiner Erinnerung 280.000 bis 380.000 Euro.“ Laut M. soll Rathgeber aber die Stornierung telefonisch rückgängig gemacht haben. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Paulus annullierte erneut das Finanzgeschäft. „Einige Stunden später wurde Rathgeber die Bankvollmacht entzogen“, gab M. zu Protokoll.

Die Drehscheibe

Die Ermittler fragten den HAK-Absolventen M. nach seiner Ausbildung in Sachen Finanzgeschäfte. Drei Seminare habe er gemacht, sagte er, davon ein dreitägiges bei der Deutschen Bank – und die war die Drehscheibe für die Spekulationen. 80 Prozent aller Derivatgeschäfte hat Salzburg bei der Deutschen Bank abgeschlossen, sagte Rathgeber im U-Ausschuss.

Etwa 700 Millionen Euro wurden über die Frankfurter Bank veranlagt. Die Deutsche Bank in Wien verkaufte die riskanten Finanzpapiere, das Frankfurter Risikomanagement-Service der Bank erstellte unentgeltlich monatliche Risikoreports. Und bis etwa 2008/’09 saß die Deutsche Bank auch im Salzburger Finanzbeirat, der über die Veranlagungen entschied. „Herr Günter Lassak war früher im Finanzbeirat dabei und für die Erstellung der Risikoreports verantwortlich“, bestätigt ein Sprecher der Deutschen Bank dem KURIER. Am 19. März sind Lassak und zwei weitere Banker vor den U-Ausschuss geladen. Denn es gibt den Verdacht einer Interessenskollision bei der Deutschen Bank.

Die mitunter hundert Seiten starken Risikoreports mit dem Titel „Amt der Salzburger Landesregierung – Testlauf“ beinhalten auch Salzburgs Geschäfte mit anderen Banken. Diese Bewertungsberichte der Berater wurden auch Harald Kutschera, Verkäufer bei der Deutschen Bank in Wien, übermittelt.

Seit 2001 verkaufte er den Salzburgern Finanzwetten. Er geht davon aus, sagte er im U-Ausschuss, dass es knapp 1000 kurzfristige Devisen-Termingeschäfte waren. Seit Oktober 2012 arbeitet Kutschera in der Finanzabteilung Salzburgs. Die Bank will sich „zu Kundenbeziehung nicht äußern“.

Kommentare