TV-Wahlkampf: Warum Hofer und Griss punkteten

TV-Wahlkampf: Warum Hofer und Griss punkteten
Dem FPÖ-Kandidaten kamen vor allem die Themen zupass, urteilt OGM-Chef Bachmayer.

In allen Umfragen zur Hofburg-Wahl hat bisher Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen Platz eins belegt. Bei der ersten Elefanten-Runde im TV hat hingegen überraschenderweise FPÖ-Mann Norbert Hofer reüssiert. Das Meinungsforschungsinstitut OGM hat für Puls4 500 repräsentativ ausgewählte Zuschauer befragt, wer von den Kandidaten am meisten überzeugt hat. 26 Prozent befanden, das sei Hofer gewesen. Platz zwei belegte Irmgard Griss (24 Prozent). Beim Publikum kam das Format gut an, im Schnitt haben 372.900 Zuschauer die Sendung verfolgt.

Auffällig ist, dass jene beiden Präsidentschaftsanwärter bei der Umfrage am Ende der Diskussion vorne lagen, die noch weniger bekannt sind. Alle übrigen Diskutanten kennt das gemeine Volk. Neben Van der Bellen waren das SPÖ-Mann Rudolf Hundstorfer, Andreas Khol von der ÖVP - und Baumeister und Societylöwe Richard Lugner.

"Hart in der Sache, verbindlich im Ton"

Warum also haben gerade Hofer und Griss punkten können? "Beide sind noch eher unbeschriebene Blätter, aber das hat ihnen geholfen. Sie haben ihre Chance genutzt", erläutert OGM-Chef Wolfgang Bachmayer im KURIER-Gespräch. Hofer seien vor allem die behandelten Themen zupass gekommen. "Er vertritt etwa in der Flüchtlingsfrage oder beim Thema Türkei Haltungen, die in der Bevölkerung mehrheitsfähig sind. Denn es gibt eine zunehmende, sich verfestigende Mehrheit, die skeptisch ist, was Zuwanderung betrifft", berichtet der erfahrene Meinungsforscher. Hofer habe seine Positionen aber auch "TV- und publikumsgerecht vermittelt - hart in der Sache und verbindlich in der Form." Zudem habe der Freiheitliche so nebenbei eingeflochten, dass seine Frau Altenpflegerin ist - und nicht im Studio sei, weil sie am Montag "Frühdienst" habe. Das komme beim Volk auch gut an, sagt Bachmayer.

"Griss war in der Endphase locker und emotional"

Womit hat Irmgard Griss die Zuschauer für sich gewinnen können? Am Anfang sei die einstige Präsidentin des Obersten Gerichtshofes "ein bisschen zu juristisch" aufgetreten, meint Bachmayer. "Das geht beim breiten Publikum nicht unter die Haut. In der Endphase ist sie aber lockerer und emotionaler geworden. Da war sie auch weniger dozierend." Vor allem bei der Frage, wer Österreich auf dem internationalen Parkett gut vertreten könnte, schnitt Griss gut ab. Das sei möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die Ex-Richterin belegte, dass sie - im Gegensatz zu anderen Kandidaten - fließend Englisch spricht. Auch beim Frauenthema habe sie sich gut präsentiert.

"Nachteil, wenn man Regierungspartei angehört"

Dass Khol und Hundstorfer nur magere Werte bekamen (12 bzw. 15 Prozent), liegt aus Bachmayers Sicht unter anderem daran, dass sie Vertreter der beiden Regierungsparteien sind. "Das ist in Zeiten wie diesen kein Vorteil, sondern ein Nachteil." Die Unzufriedenheit mit der Regierung sei in der Bevölkerung groß.

Bachmayer betont allerdings, die gestrige Umfrage bedeute nicht, dass Hofer und Griss mit Sicherheit in die Stichwahl kommen. Abgefragt worden sei lediglich, wer in der Sendung am überzeugendsten gewesen sei.

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