Kirche in Corona-Zeiten: "Bin fassungslos, dass Gott es zulässt"

Dompfarrer Toni Faber
Dompfarrer Toni Faber über die „Todsünde“ auf einer Beerdigung, Kaffeehäferl bei Video-Gottesdiensten und das ambivalente Verhältnis zum Tod bei Covid und Sterbehilfe

KURIER: Wie kann Gott diese Pandemie zulassen?

Toni Faber: Ich bin fassungslos, dass Gott es zulässt, und suche als gläubiger Christ und Priester den Strohhalm in der Flut der Pandemie, der mir Hoffnung gibt. Die Hoffnung, dass sich der Mensch durch Corona total verändert und von der Bestie zum Lamm wird, erfüllt mich nicht so groß. Nicht alles wird so sein können, wie es früher war, doch es liegt an jedem Einzelnen, damit gut umzugehen. Der eine hat nur mehr Angst, der nächste ist nur mehr fatalistisch und der dritte neigt zu Verschwörungen. Mit jenen, die Leben gestalten wollen, wird uns Alltag gelingen. Der Strohhalm ist, mich eben nicht einzuigeln und den „Augen zu und durch“- Weg zu gehen.

Viele Menschen, insbesondere Ältere, sehen oder haben diesen Strohhalm nicht.

Wollen wir alle 100 Jahre alt werden, oder wollen wir eine Qualität von Leben, solange wir noch leben dürfen? Wir wissen nicht, wann es zu Ende geht, denn es gibt immer das Restrisiko, dass es heute oder morgen schon mit Ihnen oder mir vorbei sein kann. Wir können mit all unserer menschlichen Mühe nicht alle Risiken des Lebens minimieren oder verdrängen, denn dann bleibt kein Leben übrig. Da sind wir in der politischen Frage, ob all das mit Wahlen zu tun hat.

Haben die Restriktionen mit Wahlen zu tun?

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