"Mensdorff-Pouilly hätte mich mit drei Sätzen erledigen können"

Mensdorff-Pouilly und Fischer stehen wegen einer Zahlung von 1,1 Mio. Euro an Mensdorff-Pouilly vor Gericht.
Zweiter Prozesstag: Kronzeuge berichtete, wie Millionenzahlung an Mensdorff verschleiert wurde.

Der Gutsbesitzer, Jagdherr und Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly ist „kein Dampfplauderer“. Zumindest nicht für den ehemaligen Telekom-Vorstand Rudolf Fischer, der ihm 1,1 Millionen Euro Beraterhonorar zuschanzte und deshalb gemeinsam mit „Graf Ali“ wegen Untreue auf der Anklagebank sitzt.

Im roten Unternehmen konnte Fischer die Dienste des bürgerlichen (und als Waffenlobbyist belasteten) Mensdorff nicht offiziell abrechnen: „Es bist nicht du, aber deine Alte“, soll Fischer im Hinblick auf Mensdorffs Ehefrau, die ehemalige ÖVP-Politikerin Maria Rauch-Kallat, gesagt haben. Deshalb ließ er erst Jahre später bei seinem Abgang aus der Telekom seinen damaligen Finanz-Co-Vorstand Gernot Schieszler einen Scheinvertrag basteln. Schieszler ist inzwischen zum Kronzeugen der Anklage mutiert und sagte am Donnerstag im Wiener Landesgericht aus.

Weißt eh

Es sei noch eine Sache aus dem Tetron-Auftrag offen, habe ihm Fischer 2005 eröffnet: „Weißt eh, mit dem Behördenfunk, mit dem Ali.“ Das machte Richter Michael Tolstiuk hellhörig: „,Weißt eh‘ kann Bestechung heißen, wie der Staatsanwalt vermutet.“ Schieszler: „Ich habe nicht nachgefragt“, aus heutiger Sicht sei das Ganze „vertrottelt.“ Er habe sich aber über die Gewinnspanne für die Telekom von 40 Millionen Euro und darüber gewundert, dass die Republik Österreich dafür so viel Geld hergibt. Aus seiner Sicht steckte Mensdorff hinter diesem Erfolg für die Telekom.

2003 war der ausgeschriebene Auftrag für einen vernetzten Blaulichtfunk in ganz Österreich (der bis heute nicht funktioniert) vom Innenministerium unter Leitung von Ernst Strasser an ein Konsortium aus Telekom, Alcatel und Motorola vergeben worden. Mensdorff bekam von den drei Firmen insgesamt 4,4 Millionen Euro. Wofür?

Schieszler wunderte sich auch, dass ihn der damalige Alcatel-Österreich-Chef und ÖVP-Bundesrat Harald Himmer mehrmals gedrängt habe, mit Mensdorff abzurechnen. Die Alcatel habe das längst erledigt.

Schieszler gab zu, die Bezahlung von Mensdorff auch im eigenen Interesse abgewickelt zu haben: Dieser habe ein Netzwerk von Personen, die Vorstände bestellen. „Er hätte mich mit drei Sätzen erledigt“, dazu hätte Mensdorff nur ein Mal bei einer Jagd fallen lassen müssen, dass er, Schieszler, eine Fehlbesetzung sei.

Informationsmakler

Laut nachträglich erstelltem Vertrag bekam Mensdorff das Geld von der Telekom für Beratungen über Investitionsmöglichkeiten in Osteuropa. Fischer behauptet, politische Hintergrundinformationen auch tatsächlich bekommen zu haben und nennt Mensdorff einen Informationsmakler. „Graf Ali“, der die Einvernahme seines Mitangeklagten am ersten Prozesstag mitangehört hatte, änderte daraufhin seine bisherigen Aussagen um 180 Grad und stimmte Fischer zu. Erst am Donnerstag kam man auf die Idee, die Angeklagten getrennt zu vernehmen. Konkrete Ergebnisse der Beratungstätigkeit konnte keiner der beiden nennen.

Dort, wo Mensdorff zu Investments geraten haben soll (Bosnien, Griechenland), legte die Telekom einen Bauchfleck hin.

Über Rumänien berichtete der Lobbyist laut Fischer, dass dort nichts funktioniere. Staatsanwalt Volkert Sackmann: „Diese Info hätten Sie von mir auch haben können.“ Fischer: „Wenn Sie damals auf der Payroll der Telekom gestanden wären ...“

Fortsetzung am Montag.

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