Tests in der Ordination? Kritik aus der Ärzteschaft

Private Coronatests
Gesetz soll am Mittwoch beschlossen werden – Mediziner drängen wegen hohen Risikos auf Freiwilligkeit.

Manchmal dauert es lange, bis rechtliche Grundlagen zur Pandemie-Bekämpfung beschlossen werden, in einigen Fällen geht es dann aber doch überraschend zügig: Bereits am Mittwoch soll der Nationalrat Corona-Tests in Arztpraxen beschließen, die von den Kassen (auf Kosten des Bundes) zu bezahlen sind. Und zwar in Form eines Pauschalhonorars, Zuzahlungen der Patienten werden gesetzlich unterbunden. Der Bund ersetzt den Kassen die Ausgaben aus Mitteln des Covid-19-Krisenbewältigungsfonds.

Der Hintergrund: Bisher war es vor allem in Wien üblich, dass Covid-Verdachtspatienten von speziell geschulten Fachkräften zu Hause getestet werden, damit Arztordinationen nicht zu Brutstätten der Infektion werden. Weil es aber seit einigen Wochen wegen Personalmangels bei den Tests immer wieder zu drastischen Verzögerungen kommt, wurde zuletzt der Ruf nach einer Testmöglichkeit beim Arzt immer lauter. Auch Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres und das Gesundheitsministerium unterstützten diesen Vorschlag.

Jetzt regt sich aber Kritik aus der Ärzteschaft: „Es war jetzt schon so, dass viele Patienten aus Angst vor einer Ansteckung nicht in die Ordination gekommen sind. Darunter auch Menschen mit Diabetes oder Herzinsuffizienz, die regelmäßig ärztliche Betreuung brauchen. Jetzt werden wohl noch mehr den Arztbesuch vermeiden, auch wenn die Testungen von Corona-Verdachtsfällen noch so gut räumlich und zeitlich getrennt sind“, sagt Angelika Reitböck , Präsidentin des Hausärzteverbands. Zudem seien manche Ordinationen einfach zu klein, um getrennte Warteräume zu schaffen.

Hinzu komme die mögliche Gefährdung des Arztes selbst: „Ein gewisses Infektionsrisiko für den Untersuchenden ist vorhanden“, gibt Reitböck zu bedenken. Ein coronabedingter Ausfall des Hausarztes würde aber bedeuten, dass die Versorgung der anderen Patienten beeinträchtigt werde. „Und so massenhaft mit Schutzausrüstung ausgestattet sind wir auch nach wie vor nicht“, sagt die Ärztin zum KURIER. Insofern seien Tests beim Hausarzt höchstens auf freiwilliger Basis denkbar.

In Wien haben einige Hausärzte ihre Bedenken in einem Brief an die Ärztekammer geschrieben, heißt es auf orf.at.

Nur freiwillig

Thomas Szekeres, Präsident der Ärztekammer: „Es ist klar, dass vor allem in Wien manche Kollegen keine ausreichend große Ordination haben, um die Tests sicher durchführen zu können. Aber wir haben immer gesagt, dass sie nur auf freiwilliger Basis erfolgen können“, bekräftigt er gegenüber dem KURIER.

Restlos überzeugt ist Reitböck dennoch nicht: „Zu den Verzögerungen kommt es ja weniger bei der Testabnahme selbst, sondern in der Logistik, die nach dem Abstrich einsetzt. Es wäre wichtig, hier anzusetzen, um schneller zu werden.“

„Es war zu erwarten, dass es Aufregung gibt. Das ist immer so, wenn etwas Neues angekündigt wird“, sagt Wolfgang Geppert, bis zu seiner Pensionierung Hausarzt in NÖ und früher selbst Sprecher des Hausärzteverbandes.

Grundsätzlich begrüßt er aber die Möglichkeit, dass Ärzte, die die nötige Zeit und auch die räumliche Infrastruktur haben, Corona-Tests an ihren Patienten durchführen können. „Selbst wenn nur einige Hundert Kollegen sich dazu entschließen, gehen die Wartezeiten bei den anderen Test-Einrichtungen sowie an der Servicehotline 1450 schon deutlich zurück“, sagt er.

Einheitlich

Wichtig sei, dass die Abrechnung einfach und einheitlich gestaltet werde, betont Geppert: „Der Arzt muss gleich viel für einen Test bekommen – egal ob er in Bludenz sitzt oder in einem großstädtischen Ballungsraum, ob er Allgemeinmediziner, Kinderarzt oder HNO-Arzt ist“, betont er. Und weiter: „Wenn die Honorierung richtig geregelt ist, werden sich etliche Kollegen finden, die nicht nein sagen werden.“

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