Terrorgefahr, Konflikte, Gewalt: Auslandseinsätze am Westbalkan

Verteidigungsminister Doskozil bei österreichischen Soldaten im Kosovo
Verteidigungsminister Doskozil besuchte den Kosovo. Am Westbalkan wird die Islamisierung zum Problem.

Spannungen, Migrationskrise und eine drohende neue Islamisierungswelle sind die Gründe, warum der Westbalkan das Schwergewicht der Auslandseinsätze des Bundesheeres bleibt. Das stellte Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil anlässlich eines Truppenbesuchs beim österreichischen KFOR-Kontingent im Kosovo fest.

Die Stärke der NATO-geführten KFOR zum Beginn des Einsatzes 1999 betrug 14.000 Soldaten. Die Truppe wurde inzwischen auf 4500 Soldaten reduziert. 460 davon kommen vom Bundesheer. Österreich ist damit der stärkste Truppensteller unter Nicht-NATO-Staaten.

Im benachbarten Bosnien-Herzegowina sind 327 Österreicher an einer EU-geführten Stabilisierungsmission beteiligt. Das soll auch so bleiben, erläutert Doskozil. Denn derzeit sei die Lage zwar relativ ruhig. Das Land sei aber mit einem unterirdischen Vulkan zu vergleichen, der jederzeit ausbrechen könne.

Anschlagsgefahr steigt

Im Kosovo und in Mazedonien gibt es nach wie vor Spannungen zwischen den Ethnien. Erst voriges Jahr kam es in Mazedonien zu Konflikten mit Toten. Ungelöst ist die schlechte sozioökonomische Lage in Bosnien-Herzegowina, die zu Massendemonstrationen führte. Heftige Spannungen gibt es auch zwischen Kroatien und Serbien. Eine aktuelle Bedrohung sieht das österreichische Heeresnachrichtenamt (HNaA) im Islamismus am Westbalkan. Demnach zeichnet sich mittelfristig eine Erhöhung der Anschlagsgefahr durch Einzelpersonen oder Kleingruppen ab, vor allem bei Großveranstaltungen. Diese Bedrohung würde auf Europa ausstrahlen, insbesondere durch die bestehende Diaspora.

Vor allem die ethnischen Spannungen würden das Radikalisierungs- und Rekrutierungspotenzial für Islamisten steigern. Außerdem biete die Migrationswelle die Möglichkeit, Dschihadisten in die Region einzuschleusen. Außerdem würden die hohe Zahl von Migranten selbst ein erhebliches Rekrutierungspotenzial darstellen.

1000 Personen vom Westbalkan und der Diaspora haben sich bisher nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden am Krieg in Syrien und im Irak beteiligt. Im Kosovo konnte zwar durch Verhaftungen salafistischer Führungspersonen ein Rückgang der Aktivitäten der Szene verzeichnet werden.

Einen gegenteiligen Trend orten die Heeres-Analysten aber in Bosnien-Herzegowina. Dort konnten zwar die bekannten wahhabitischen Ortschaften isoliert werden. Seit Anfang 2014 würden aber Scheichs von der arabischen Halbinsel mit Milliardenbeträgen ganze Landstriche kaufen, um dort Städte zu errichten. Diese neuen, wahhabitischen Ortschaften gelten nach Erkenntnissen des HNaA als neue "Brutstätten für den Islamismus".

Kommentare