Telekom: Kontrollore engagieren Kontrollore

Der Telekom-Aufsichtsrat holt internationale Experten zur Aufklärung der dubiosen Millionen-Deals.

Bei der von Skandalen gebeutelten Telekom Austria (TA) beginnt das Großreinemachen. Am Freitag einigte sich der Aufsichtsrat wie erwartet auf die Einsetzung eine international besetzten "Task Force" (Eingreiftruppe). Diese soll die Provisionsaffären rund um die Lobbyisten Peter Hochegger und Alfons Mensdorff-Pouilly, die Manipulation des Aktienkurses durch ehemalige Top-Manager, die Firmenkäufe der vergangenen Jahre in Bulgarien und Weißrussland sowie unsaubere Deals mit TA-Immobilien penibel durchleuchten.

"Wir haben die Weichen für eine umgehende Aufklärung gestellt", sagte Aufsichtsratspräsident und ÖIAG-Boss Markus Beyrer nach der mehr als fünfstündigen Sitzung.

Das Expertenteam von außen soll eng mit der internen Revision der Telekom zusammenarbeiten und bis zur nächsten Hauptversammlung im Frühjahr 2012 einen ersten Bericht erstellen. Weiters soll ein eigener, externer Compliance-Manager installiert werden, der dem Vorstand direkt unterstellt wird. Einen dritten Vorstand wird es nicht geben.

Ametsreiter bleibt

"Volles Vertrauen" hat der Aufsichtsrat in Telekom-Vorstandschef Hannes Ametsreiter und Finanzvorstand Hans Tschuden. Die Verantwortung Ametsreiter sei zwar diskutiert worden, so Beyrer, aber es werde keine Änderungen im Vorstand geben.

Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger sprach sich gegen einen weiteren Vorstand aus. Stattdessen würde er lieber den Aufsichtsrat personell erneuern: Alle Aufseher, die schon fünf Jahre oder länger im Amt seien, sollten bis Frühjahr 2012 ihre Sessel räumen, so Rasinger, "nicht als Schuldeingeständnis", sondern um unbelasteten neuen Aufsichtsräten Platz zu machen.

Betriebsrat drängt

Nicht zur Diskussion stehen dürfte die Ablöse von Ametsreiter. Aufsichtsrats- und ÖIAG-Chef Markus Beyrer hatte ihm noch vor wenigen Tagen das Vertrauen ausgesprochen. Ametsreiter war zwar sowohl zum Zeitpunkt der Kursmanipulation als auch der Provisionsverträge im Unternehmen, war aber nach eigener Aussage über die Vorgänge nicht informiert. Gegen ihn laufen auch keine Ermittlungen, den nach der Kursmanipulation ausbezahlten Bonus von 92.000 Euro hat er mittlerweile zurückgezahlt.

Auch die Belegschaftsvertretung stellt sich hinter den TA-Chef. Betriebsratschef Walter Hotz zum KURIER: "Nach den Informationen, die ich bisher habe, kann ich ihm das Vertrauen aussprechen". Bei der Aufklärung drückt er aufs Tempo: "Je länger es dauert, desto größer ist der Imageschaden. Für die Kollegen, die mit Kunden zu tun haben, ist die Situation unerträglich."

Die Aufklärung dürfte allerdings noch geraume Zeit dauern. Bisher wurden von der internen Revision zwar die Geldflüsse an Hochegger und Mensdorff relativ exakt dargestellt. Und auch die Geschäfte des ehemaligen Immobilienmanagers Erich Z. - der KURIER berichtete - sind intern zumindest zum Teil aufgearbeitet. Die Zukäufe der Handytochter Mobilkom allerdings wurden bisher noch nicht durchleuchtet. Die TA kaufte 2005 die bulgarische Mobiltel und 2007 den weißrussischen Mobilfunker Velcom von Investorengruppen rund um den österreichischen Investor Martin Schlaff. Zu weit höheren Preise als diese selbst dafür gezahlt hatten. Ein geplanter ähnlicher Deal in Serbien scheiterte.

Auch wirtschaftlich steht die TA derzeit ziemlich unter Druck. Die Verschuldung ist durch die Zukäufe in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen, in Weißrussland drohen Abwertungen durch die hohe Inflation. Die Telekom-Aktie verlor allein seit Jahresbeginn rund 28 Prozent.

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