Seit der Corona-Pandemie sind die Krankenstände im Vorjahresvergleich (März bis September) österreichweit um 30 Prozent zurückgegangen. Das geht, wie der KURIER berichtete, aus der Statistik der Österreichischen Gesundheitskasse ÖGK hervor. "Der paradoxe Rückgang zeigt, dass wir handeln müssen und bessere Lösungen wie die Teilarbeit brauchen“, sagt Kurt Egger, Generalsekretär des ÖVP-Wirtschaftsbundes (WB) im KURIER-Gespräch.
Der Grund sei simpel: "Wir kennen in Österreich nur die Möglichkeit, entweder krank oder gesund zu sein.“
Es gäbe aber „auch etwas dazwischen“, denn nicht jede Krankheit führe automatisch zum Krankenstand und damit zum Arbeitsausfall.
"Es ist ein Unterschied, ob sich ein Dachdecker den Fuß verstaucht oder ein Büroangestellter einen ebenfalls verstauchten Fuß hat und damit durchaus am Schreibtisch sitzen und arbeiten kann und es vor allem will.“ Der WB-Generalsekretär betont die Freiwilligkeit der Teilarbeit, die nur zwischen Arzt und Arbeitnehmer beziehungsweise Patienten entschieden werden soll.
"Wenn der Arzt in Rücksprache mit dem Patienten die Teilarbeit genehmigt und für gut befindet, dann ist sie möglich.“
von Kurt Egger, Generalsekretär des Wirtschaftsbundes
Den Dienstgeber gehe es nichts an, aus welchen gesundheitlichen Gründen der Dienst nicht angetreten wird. Will der Mitarbeiter aber trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung arbeiten, so soll das künftig jederzeit möglich sein. "Wenn der Arzt in Rücksprache mit dem Patienten die Teilarbeit genehmigt und für gut befindet, dann ist sie möglich.“
Diese soll sowohl in den eigenen vier Wänden als auch im Büro möglich sein. "Dienstnehmer können vormittags beispielsweise in Therapie gehen und abends arbeiten, wenn sie das wollen, und der Arzt das befürwortet.“ Damit würde laut Egger auch dem Phänomen des Präsentismus Einhalt geboten – das heißt, dass Menschen gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit aus Jobverlustgründen trotz Krankheit arbeiten gehen.
Wie Schweiz, Schweden
Gespräche mit der Sozialversicherung sollen jetzt anlaufen, "um für alle Beteiligten Rechtssicherheit zu bekommen“. Als Vorbilder nennt Egger die Schweiz und Schweden.
"In der Schweiz, nicht die einfachste Variante, hat der Arzt eine detaillierte Job-Beschreibung, anhand derer er mit dem Patienten vereinbaren kann: Ist eine Teilarbeit möglich oder nicht“, so Egger. "In Schweden gibt es die Möglichkeit eines Krankenstandes mit reduzierter Normalarbeitszeit.“ Diese passe sich an das Krankheitsbild an und belaufe sich auf 75 bis 25 Prozent der Normalarbeitszeit.
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