Tauglichkeit: Heeresminister sieht keine Notwendigkeit für Änderung

Tauglichkeit: Heeresminister sieht keine Notwendigkeit für Änderung
Auch Hilfsorganisationen äußern sich skeptisch über die Idee einer „Teiltauglichkeit“.

Die ÖVP will es, einzelne Bundesländer haben es zuletzt im KURIER sehr deutlich gefordert. Was aber will Thomas Starlinger? Hält er eine Aufweichung der Tauglichkeitskriterien für sinnvoll?

Am Tag vor der Leistungsschau des Bundesheeres (siehe Chronik-Teil) nahm der Verteidigungsminister Stellung. Und Starlingers Meinung ist durchaus klar: „Wir brauchen keine Aufweichung der Tauglichkeitskriterien, wir haben ja unterschiedliche Tauglichkeitsstufen.“

Zwar wurde vor zwei Monaten eine Arbeitsgruppe zum Thema Tauglichkeit im Ministerium installiert. Allerdings erscheint es für Starlinger aus mehreren Gründen nur begrenzt sinnvoll, die Tauglichkeit und deren Kriterien grundlegend zu ändern.

Das eine ist die Komplexität des Themas.

Warum eigentlich, Josef Schmoll

Starlinger untermauert das mit einem plastischen Beispiel: „Angenommen, ein junger Mann ist untauglich, weil er keine Lasten über zwei Kilogramm heben darf. Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dieser junge Österreicher könnte ja trotzdem als Fahrer bei der Rettung eingesetzt werden.“ Tatsächlich aber gehe auch das nicht. „Weil man als Fahrer auch Reifen wechseln können muss – und ein Reifen wiegt mehr als zwei Kilogramm.“

Das zweite Argument, warum Starlinger vorerst keinen großen Bedarf für die sogenannte Teiltauglichkeit sieht, ist der Nachwuchs.

Dieser ist nämlich mit 17.500 bis 18.000 pro Jahr „eigentlich ausreichend“, sagt der Minister. „Im Unterschied zu den Zivildienstorganisationen haben wir kein quantitatives, sondern ein qualitatives Problem.“

Das bedeutet: Während Blaulicht- und Hilfsorganisationen mittlerweile ein Problem mit der Zahl der Zivildienstleistenden bekommen, liegt das Problem beim Heer wo anders: Die jungen Soldaten werden viel zu kurz ausgebildet.

Sechs Monate Grundwehrdienst sind für Starlinger die „unterste Schmerzgrenze. Die jungen Menschen werden sechs Monate lang ausgebildet, und dann schicken wir sie nach Hause.“

Einmal mehr redete der Verteidigungsminister daher dem „alten System“ das Wort. Das bedeutet: Starlinger macht sich für eine Verlängerung der Wehrpflicht stark und plädiert für ein „6 plus 2“, also für eine sechs Monate dauernde Ausbildung, die um zwei weitere Monate mit Truppenübungen verlängert wird.

Belastung

Die Frage, ob eine Senkung der Tauglichkeitskriterien tatsächlich im Sinne der Blaulicht- und Hilfsorganisationen wäre, ist durchaus ambivalent.

Am Donnerstag äußerte sich beispielsweise der Samariterbund kritisch zu der Forderung der Bundesländer.

„Gerade bei der Tätigkeit im Rettungsdienst ist die gute physische und psychische Belastbarkeit der Sanitäter unabdingbar“, hieß es vom Samariterbund. Und weiter: „Der Zivildienst ist im Rettungs- und Krankentransportdienst die tragende Säule im System. Wenn man hier versucht, Tauglichkeitskriterien zu senken, um sich der demografischen Entwicklung entgegenzustemmen, ist das nicht zielführend.“

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