Studie: Anteil der Muslime in EU steigt bis 2050 deutlich

Moschee in Wien-Floridsdorf
Eine neue Studie des Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center zeigt anhand von drei Modellen, wie sich der Anteil der Muslime an der Bevölkerung in Europa in den nächsten Jahrzehnten entwickeln könnte.

338.988. So viele Muslime leben laut der letzten Vollerhebung, der Volkszählung 2001, in Österreich. Seitdem hat sich die Zahl laut diverser Studien (zuletzt: Vienna Institute of Demography) deutlich erhöht und wird mittlerweile auf rund 700.000 geschätzt.

Eine neue Studie des amerikanischen Meinungsforschungsinstituts Pew Research Center errechnete anhand von drei Modellen nun, wie sich der Anteil der Muslime bis ins Jahr 2050 in ganz Europa entwickeln könnte.

Drei Szenarien

Ausgehend von drei Szenarien – abhängig vom Verlauf der künftigen Migration – errechnete das Institut einen Anteil von bis zu 14 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Aktuell sind 4,9 Prozent oder 25,8 Millionen Menschen in der EU muslimischen Glaubens. Für Österreich weist die Studie aktuell einen Anteil von 6,9 Prozent an der Gesamtbevölkerung aus. Legt man die Zahlen des Vienna Institute of Demography zugrunde, liegt der Anteil sogar bei 7,9 Prozent.

Voraussetzung für den EU-weiten Anstieg auf 14 Prozent wäre allerdings eine ähnlich starke Flüchtlingsbewegung wie in den Jahren 2014 bis 2016. Wobei die Zahlen der vergangenen Jahre in vielen EU-Mitgliedsstaaten, darunter auch Österreich, bereits wieder im Sinken begriffen sind.

Konkret sank die Zahl der Asylanträge in Österreich von 89.098 im Jahr 2015 auf 42.073 im Jahr 2017. Heuer wurden bis Ende Oktober lediglich 21.130 Anträge auf Asyl gestellt.

Aber selbst wenn es, wie im ersten Szenario angenommen, keine weitere Migration mehr geben würde, würde sich die Zahl der sich zum Islam bekennenden Menschen von 4,9 auf geschätzte 7,4 Prozent bis zum Jahr 2050 erhöhen. Gründe dafür sind das niedrigere Durchschnittsalter bei Muslimen, das 13 Jahre unter dem EU-Schnitt liegt und die allgemein höhere Geburtenrate (im Schnitt ein Kind mehr pro Frau).

Das zweite Szenario geht davon aus, dass weiterhin eine reguläre Migration nach Europa wie in den Jahren vor der Flüchtlingskrise stattfindet. Unter dieser Voraussetzung könnte der Anteil der Muslime an der Bevölkerung 11,2 Prozent erreichen.

Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kam bereits im August eine Studie des Vienna Institute of Demography.

Während die muslimische Bevölkerung Europas also aller Voraussicht nach wachsen wird, prognostiziert Pew Research für nicht-muslimische Gruppen in jedem der drei Szenarios einen Rückgang. Wobei dieser Rückgang durch Einwanderung selbst wiederum abgemildert wird, so die Studie, waren fast 47 Prozent der in letzter Zeit zugewanderten Menschen Nicht-Muslime.

Europa braucht Migration

Klar wird in der Studie auch, dass die Bevölkerung Europas - mit oder ohne Muslime - schrumpfen wird, wenn es in Zukunft überhaupt keine Zuwanderung mehr gäbe. Von geschätzten 521 Millionen auf ebenfalls angenommene 482 Millionen würde Europas Population in diesem Fall reduziert werden.

Wobei die Modellrechnungen, wie Pew Research einräumt, durch etliche andere Parameter beeinflusst werden können. Die wirtschaftliche und politische Entwicklung in Europa lasse sich etwa nur schwer hochrechnen.

So habe auch Schweden, wo neben Deutschland und Österreich das pro Kopf am meisten Flüchtlinge aufgenommen wurden und im dritten Studien-Szenario mit einem Anstieg bei Muslimen von acht auf 31 Prozent rechnen müsste, seine Flüchtlingspolitik bereits deutlich verschärft.

Auch das Ergebnis der Nationalratswahl in Österreich findet in der Studie Erwähnung.

Ein Unsicherheitsfaktor sind laut Studie auch die Asylwerber ohne Asylbescheid. Diese würden etwa 970.000 ausmachen, wie das Pew Research Center schätzt. Wie viele von ihnen abgeschoben würden oder trotzdem im jeweiligen Zielland bleiben könnten, ist unklar.

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