Stronach wollte Prater bebauen

Austro-Canadian businessman and billionaire Frank Stronach talks during the official opening of his "Team Stronach" political party's parliamentary office in Vienna November 28, 2012. While Stronach has previously denied profiting from a controversial 1.7 billion Eurofighter deal with Austria, his Magna International did 350 million euros ($454 million) worth of business as a result of the deal, Austria's economy minister said. REUTERS/Heinz-Peter Bader (AUSTRIA - Tags: POLITICS BUSINESS)
Der ehemalige Magna-Boss präsentierte Ex-VP-Wien-Chef Görg im Jahr 2000 seine Umbaupläne für das Pratergelände.

Es war im Jahr 2000. Bernhard Görg war damals Wiener ÖVP-Chef, Vizebürgermeister und Planungsstadtrat, Präsident der Wiener Wirtschaftskammer war Walter Nettig . Eines Tages rief Nettig bei Görg an: Magna-Boss Frank Stronach wolle sich mit Görg zum Mittagessen treffen. Die drei Herren verabredeten sich im „Korso“ in der City. Nach dem Essen wies Stronach den Kellner an, den Tisch komplett abzuräumen und einen zweiten dazuzustellen. Auf dieser Fläche breitete Stronach etwa drei mal drei Meter große Charts auf.

Auf den Charts war ein Plan des Pratergeländes vom Praterstern bis zur Freudenau. Görg: „Stronach erklärte mir, er wolle das gesamte Gelände vom Wurstelprater bis zur Freudenau neu gestalten. Er wolle Wien zu einer Weltstadt machen und habe da eine Supergeschichte vor.“

Auf dem Plan seien ein komplett neuer Wurstelprater, neue Spielstätten, Rennbahnen, Sportanlagen, Hotels und Einkaufszentren zu sehen gewesen. So weit er sich erinnern könne, sagte Görg gestern zum KURIER, sei „schon noch Grünraum und Auwald übrig geblieben“, aber sein Eindruck war, dass alles „viel dichter verbaut werden sollte“. Stronach forderte Görg auf, dieser möge ihm, Stronach, die „Planungshoheit“ für den ganzen Prater übertragen, damit er die „Supergeschichte“ umsetzen könne. „Die Wiener spießen mich auf, wenn ich den Prater wegreißen lasse“, dachte Görg erschrocken. Laut sagte er höflich: „Ich bin skeptisch, aber ich werde das Konvolut von meinen Beamten prüfen lassen.“ Daraufhin habe Stronach wütend erwidert: Wenn Politiker auf Beamte hören, würde „aus Wien nie eine Weltstadt werden“. Grußloser Abgang.

Während Stronach offensichtlich zu Autokratie neigt, scheitern andere Polit-Newcomer an ihren direkt-demokratischen Illusionen. Im vergangenen April zog der Pirat Alexander Ofer in den Innsbrucker Gemeinderat ein. Er richtete eine Homepage entern.org ein, um die „direkte Online-Demokratie“ zu verwirklichen. Die Bürger sollen online kundtun, wie er im Gemeinderat abstimmen soll. Ofer: „Das soll so sein wie bei der Millionenshow: Man zieht den Publikums-Joker.“ Doch der Pirat hat die Lust der Bürger, die Arbeit der Politiker zu erledigen, offenbar überschätzt: Bisher haben sich auf seiner Homepage lediglich neun Leute gemeldet.

Hoch professionell macht hingegen der wahre jugendliche Nachwuchs Politik. Diese Woche tagte im Rathaus das Wiener Schülerparlament, 120 gewählte Schülervertreter waren stimmberechtigt. Unter dem Vorsitz von AHS-Schülersprecherin Anna Höß wurde der brisante Antrag eines Schülers der Sir-Karl-Popper-Schule diskutiert: die leistungsabhängige Bezahlung der Lehrer. Nach heftigen Debatten wurde der Antrag mit 66 zu 10 Stimmen angenommen (Enthaltungen zählen laut Geschäftsordnung nicht). Demnach verlangen die Wiener Schüler: Härtere Auswahlkriterien für Lehrer sowie deren Entlohnung „nach erfolgsorientierten Komponenten“. Die Schüler wollen Bonuszuschläge für besonders engagierte Lehrerinnen und Lehrer. In die Bewertung sollen Schüler und Eltern einbezogen sein. Außerdem sollen Lehrer vor der Anstellung Hearings an der Schule absolvieren müssen.

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