Studentin warf Stronach Belästigung vor
Was dürfen Männer? Wo sind die Grenzen im Umgang mit Frauen? Was gilt als Kompliment, was als Flirt – und was ist bereits sexuelle Belästigung?
Mit derlei Fragen – seit der Affäre rund um den deutschen liberalen Politiker Rainer Brüderle auch in Österreich Thema heftiger Diskussionen – musste sich ein prominenter Neo-Politiker und Wirtschaftsboss a. D. bereits vor mehr als zehn Jahren herumschlagen: der Milliardär und Magna-Gründer Frank Stronach hatte 2002 eine Klage einer Studentin am Hals. Der Fall wurde außergerichtlich beigelegt.
„Tennis spielen“
Rückblende in den Juli 2002: Stronach, damals noch „Chairman of Magna International“, taucht mit Gästen im Golfclub seines Imperiums im kanadischen Aurora auf, berichtete der Toronto Star einst. Nicole W., eine angehende Krankenschwester, werkt an der Bar, um sich Geld für ihr Studium zu verdienen. Der Konzern-Chef bestellt Wein – und fragt die 22-Jährige, ob sie mit ihm Tennis spielen möchte.
Sie lehnt ab, wird berichtet. Der damals 70-jährige Milliardär fragt nach der Handy- und der Festnetznummer. Zwei Mal ruft Stronach in den Tagen danach an, erreicht aber nur die Mutter der jungen Kanadierin. Im Golfclub spricht sich die Geschichte herum,die Kollegen titulieren Nicole W. schon als „Mrs. Stronach“.
Wenige Tage danach quittiert sie ihren Job – und reicht eine Klage ein gegen Stronach und die MEC Holdings, die Magna-Tochter, die den Golfclub besitzt. Klagsgrund ist sexuelle Belästigung, der Streitwert wird mit 250.000 kanadischen Dollar (rund 170.000 Euro) angegeben. Sie habe sich eingeschüchtert, verängstigt, peinlich berührt und gestresst gefühlt, sagt die junge Frau. Ihre Telefonnummer habe sie nur hergegeben, weil sie sich dazu gezwungen sah; weil Stronach in einer „Autoritätsposition“ gewesen sei – und insistiert habe.
„Demütigen“
Die Anwälte des Magna-Magnaten stellen die Sache anders dar. Stronach spiele häufige mit seinen Mitarbeitern Tennis. „Das Klagsmotiv ist ausschließlich vom Wunsch getragen, Mr. Stronach, der eine bekannte Persönlichkeit ist, zu beschämen und zu demütigen, und um eine Zahlung vom Beklagten zu bekommen, die völlig unverhältnismäßig zu jeglichem Schaden ist, den die Antragsstellerin tatsächlich erlitten haben könnte.“ Außerdem hätte die Studentin niemals den Eindruck erweckt, als wäre ihr die Sache unangenehm gewesen.
Die Fakten wurde nie von einem ordentlichen Gericht geprüft, der Fall wurde außergerichtlich geregelt. Wie viel Geld geflossen ist, wurde nie bekannt, auch die Studentin äußerte sich nie mehr zu dem Vorfall. Der Anwalt der Studentin, Harry Kopyto, sagte damals nur: „Nicole ist froh, dass die Sache jetzt ein Ende hat. Dieser Fall soll ein Warnschuss für alle Arbeitgeber sein, die mit ihren Angestellten im Job flirten.“
Nach der Einigung sagte der damalige Magna-Sprecher Andreas Rudas: „Diese Angelegenheit ist so ein Witz, dass es dazu gar nichts zu sagen gibt.“ Und was sagt Stronach heute dazu? Stronach-Sprecher Rouven Ertlschweiger zum KURIER: „Kein Kommentar.“
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