Der tiefe Fall des Heinz-Christian Strache

Ex-Vizekanzler Strache rastete im Wiener Club Volksgarten aus und ging auf einen Security los.
Der Auftritt gehört zweifelsohne zu jenen, auf die Heinz-Christian Strache nicht überbordend stolz sein kann: Freitagabend wurde der frühere Vizekanzler und Parteichef in einer Wiener Disco gefilmt, wie er sich sprichwörtlich mit Händen und Füßen dagegen wehrte, des Lokals verwiesen zu werden. Laut Heute ist vor dem Rauswurf folgendes passiert: Strache trank über den Durst, schlief ein und hat sich beim Aufwecken so erschreckt, dass er handgreiflich wurde.
Der vormalige FPÖ-Boss spricht von einem "friedlichen Einnicken" und keiner "Schlägerei". Fakt ist: Handgreiflich wurde er dennoch.
Hier ist Straches Post:
Der Stern des 54-Jährigen ist am Sinken
Und zwar in vielerlei Hinsicht. Politisch mittlerweile am Abstellgleis, kämpft der frühere FPÖ-Boss mit Verfahren vor der Justiz, Geldnöten - und den Nachwehen einer Scheidung.
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Zur Justiz: Laut KURIER-Recherchen gibt es im Wesentlichen zwei nennenswerte Ermittlungsstränge, in die der Expolitiker noch verwickelt ist:
Das eine ist die Spesenaffäre. Hier geht es um die Frage, ob Strache seinen Lebensstil aus der Parteikasse der FPÖ hat finanzieren lassen und was davon die Partei wusste bzw. erlaubt hat.
Das Geld der Partei ist öffentliches Geld, also Steuermittel. Und sollte Strache hier Ausgaben gedeckt haben, für die Parteigeld nicht gedacht ist, wird er sich wegen Untreue verantworten müssen. Aussagen eines Geschäftsführers, des Finanzreferenten und der ehemaligen Buchhalterin deuten darauf hin, dass es von Strache „eine Anweisung“ gegeben hat, „alle Rechnungsbelege, welche vom Bundesparteiobmann und seinen engen Mitarbeitern eingereicht wurden, zu bezahlen" - und zwar auch solche, bei denen die inhaltliche Nachvollziehbarkeit und Plausibilität infrage gestellt worden sind.
Im Gespräch mit dem KURIER bestätigt Anwältin Gunilla Prohart, dass das so genannte Spesen-Verfahren noch läuft.
Allerdings befinde man sich im Ermittlungsverfahren, sprich: Noch ist nicht klar, ob die Staatsanwaltschaft diesbezüglich überhaupt Anklage erhebt.
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Das zweite offene Verfahren von Heinz-Christian Strache ist das Casinos-Verfahren, bei dem die Frage geklärt werden soll, ob ein FPÖ-Bezirksrat trotz mangelhafter Qualifizierung in den Casinos-Vorstand kam, um im Gegenzug politische Gefälligkeiten für die Casinos zu organisieren.
Die Bestellung fällt in die Ära von Schwarz-Blau und damit von Heinz-Christian Strache als Vizekanzler. Und in dieser Causa hat Strache keinen Rechtsbeistand, sprich: Weder Prohart noch ein anderer Anwalt vertritt ihn hier.
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Zuletzt hat Strache in den sozialen Medien dazu aufgerufen, ihn mit Hilfe von Spenden bei den Prozesskosten zu unterstützen. Insofern ist auch die Frage nach seinem beruflichen Fortkommen eher schwer zu beantworten. Ob und welches Einkommen der Ex-Politiker hat, ist unklar; Strache versucht als "Unternehmer" zu reüssieren. Ein Foto, das ihn in einem Corvette-Cabrio bei einem "beruflichen Ausflug" in Dornbirn zeigt, ist freilich irreführend. Denn der Luxus-Wagen, in dem der Ex-Parteiboss posiert, ist, wie er selbst sagt, nicht sein eigener, sondern der eines Bekannten.
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