Störaktion bei Festspielen: Aktiver Mitarbeiter könnte Tür geöffnet haben

Es waren nicht sechs, sondern sieben Aktivisten, die am Samstag an der Störaktion bei den Salzburger Festspielen beteiligt waren. Wahrscheinlich sogar acht.
Das ist der aktuelle Stand der Ermittlungen, den Landespolizeidirektor Bernhard Rausch und Festspiel-Direktor Lukas Crepaz bei einer Pressekonferenz am Dienstag mitteilten.
Die siebente Person sei eine Ex-Mitarbeiterin. Sie habe jene Gruppe angeleitet, die während des Festakts auf die Bühne und in die oberste Etage der Arkade gestürmt ist. „Ich bin die Gänge selbst noch einmal abgegangen. Diese sind für externe Personen weder betretbar, noch würden sie diese Wege überhaupt finden“, so Crepaz.
Störaktion: Wer ist die achte Person?
Für ihn ist damit klar: Die Ex-Mitarbeiterin war der „Schlüssel“ – ohne ihr Insiderwissen wäre die Aktion nicht möglich gewesen. Der Festspieldirektor will „Spekulationen“ rund um Sicherheitslücken bei dem international besuchten Veranstaltungsreigen ein Ende bereiten. Doch klar ist die Sache noch lange nicht.
Laut Ermittlungen sind die sechs Pro-Palästina-Aktivisten über einen Mitarbeitereingang, für den man eine Magnetkarte braucht, hineingekommen. Die Tür sei „von innen geöffnet“ worden, erklärt der Landespolizeidirektor. Es gab also eine achte Person, zu der sich Rausch aber nicht näher äußert.
Laut KURIER-Informationen ist noch unklar, wer diese Person ist; man geht aber davon aus, dass der Mann bzw. die Frau aktiver Mitarbeiter/in ist und eingeweiht war. So sollen die sechs Aktivisten und die Ex-Mitarbeiterin nicht an die Tür geklopft haben, bevor die achte Person aufgemacht hat.
Vorerst wurden nur gegen sechs Aktivisten Anzeigen wegen Urkundenfälschung, Ordnungsstörung und Widerstand gegen die Staatsgewalt erstattet. Aktivist David Sonnenbaum, der am Sonntag mit dem KURIER sprach, will sich am Dienstag aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht mehr äußern.
Crepaz und Rausch verwahren sich auch gegen Überlegungen, was hätte passieren können, wenn es sich nicht um friedliche Aktivisten, sondern um gefährliche Terroristen gehandelt hätte. Gefühlt hat es lange gedauert, bis die Sicherheitskräfte eingegriffen haben – auch, weil sie zuerst ins falsche Stockwerk gefahren sind. Crepaz: „Innerhalb einer Minute war die Situation auf der Bühne geklärt, in drei Minuten auf der Galerie. Innerhalb von fünf Minuten war die ganze Aktion geklärt.“
Fünf Minuten sind nicht gerade wenig. Polizeidirektor Rausch erklärt aber, wieso es gar nicht schneller habe gehen müssen: „Es waren ausreichend Uniformierte, Zivil- und Spezialkräfte im Saal. Alle haben erkannt, dass es sich um Aktivismus handelt. Jede andere Lageentwicklung wäre von den Spezialkräften neutralisiert worden.“
Woran genau man denn erkannt habe, dass es „nur“ Aktivisten seien, fragte eine Journalistin vor Ort. Immerhin wurde wild gebrüllt, zwei Personen stürmten auf die Bühne, eine davon mit scheinbar blutigen Händen. Auf der Galerie standen drei schwarz gekleidete Personen – in Blickrichtung des Publikums und mit bestem Überblick. „Von den Äußerungen und vom Gehabe her war rasch erkennbar, dass es Aktionismus ist“, so Rausch.
Sicherheit weiter Thema bei Salzburger Festspielen
Die Sicherheitsvorkehrungen wurden nun verschärft, technisch und personell; und neuralgische Punkte doppelt besetzt. Bei den Besuchern gebe es stichprobenartige Taschenkontrollen und personalisierte Tickets mit stichprobenartigen Ausweiskontrollen. Man wolle es aber nicht übertreiben. Besucher durch Metalldetektoren zu schicken, komme nicht infrage, so Crepaz. „Wir sind kein Hochsicherheitstrakt.“
Landeshauptfrau Karoline Edtstadler ließ sich am Sonntag über die verschärften Maßnahmen informieren, wie es aus ihrem Büro heißt. Das Thema Sicherheit werde auch bei der nächsten regulären Sitzung im Herbst erörtert, „bei dem das Direktorium weitere Vorschläge unterbreiten soll“.
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