Sechs Festnahmen nach Störaktion bei Festspiel-Eröffnung

Die 105. Salzburger Festspiele wurden heute, Samstag, mit einem Festakt in der Felsenreitschule von Bundespräsident Alexander Van der Bellen offiziell eröffnet. Die Festrede hielt die polnisch-amerikanische Historikerin und Publizistin Anne Applebaum. Sie gilt als Kritikerin autoritärer Herrschaftssysteme.
Gestört wurde die Eröffnung recht hartnäckig von Aktivisten mit Palästina-Flaggen und Transparenten, die während der Grußworte von Vizekanzler und Medienminister Andreas Babler (SPÖ) schrien: "Blut an euren Händen!" Mehrere Aktivisten wurden von Sicherheitskräften aus dem Saal gebracht.
Die Polizei gab später in einer Aussendung bekannt, dass es sich um sechs Personen handelte, die bis dato keine Angaben zu ihrer Identität gemacht haben. Nach derzeitigen Erkenntnissen dürften sie mittels gefälschter Mitarbeiterausweise über den Bühnenzugang, der von privatem Sicherheitspersonal überwacht wird, hineingekommen sein.

Edtstadler: "Keine Tagespolitik, sondern die großen Fragen"
Die erste Stunde des Festakts verlief noch völlig unauffällig. Festspielpräsidentin Kristina Hammer betonte in ihrer Begrüßungsrede, dass es naiv wäre, zu glauben, dass allein eine Aufführung der "Letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus "in ihrer erschütternden Aktualität" schon reichen würde, Despoten davon abzuhalten, eben diese letzten Tage einzuläuten.

"Wir müssen aber dafür Sorge tragen", so Hammer, "dass diese Bibliotheken des Menschseins und die darin enthaltenen humanistischen Gedankenräume weiterhin allen offen stehen - und vor allem der nächsten Generation greifbar machen, was die Kunst über die reine Freude an der Aufführung hinaus aus Entdeckungswürdiges zu bieten hat."
Karoline Edtstadler gab um 11.30 Uhr ihre Premiere als Landeshauptfrau, während ihr Vorgänger, Wilfried Haslauer, im Publikum saß.

Die Salzburger Festspiele seien aus den Trümmern des ersten Weltkriegs als Friedensprojekt erwachsen, hätten Krisen und Kriegen standgehalten - und bis heute ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für Salzburg, so Edtstadler.
Die Festspiele verglich sie mit einem Ozeandampfer, der sich beharrlich seinen Weg bahne, neue Strömungen aufnehme, sich anpasse, aber letztlich stabil bleibe und Orientierung gebe. "Ein robustes, unerschütterliches Institut für Frieden, Humanismus und Menschlichkeit."
Die Festspiele schaffen dies, so Edtstadler, weil sie die Tagespolitik draußen lassen und sich auf die großen Fragen der Menschheit konzentrieren.
Babler bot Diskurs an
Die darauffolgende Rede von Vizekanzler und Medienminister Andreas Babler wurde, wie erwähnt, von gleich mehreren Zwischenfällen unterbrochen: Zunächst standen drei Aktivisten auf, brüllten und hielten eine Palästina-Flagge.
Danach standen weitere Aktivisten auf und rollten auf der Galerie Transparente aus, auf denen zu lesen war: "Free Gaza" und "Stoppt den Völkermord". Ein Aktivist stürmte den Bereich, in dem das Orchester saß und hielt seine rot beschmierten Hände hoch.

Babler schwieg, bis sich der Wirbel gelegt hatte und sagte dann, er könne einen offenen Diskurs anbieten: "Kunst als echte Debatte, Festspiele als Ort für echte Debatten - und das sollte uns einen, kritische Debatten miteinander auszutragen und gleichzeitig berechtigte Kritik in einem geeigneten Rahmen zu verhandeln."
Der Vizekanzler zitierte den kürzlich verstorbenen Claus Peymann: "Gute Kunst beschäftigt sich mit dem Auffinden von Wahrheit, wir erkennen durch sie etwas über uns selbst und unser Leben in einer sehr komplizierten Welt."
So könnten Anlässe - "und ich sage das jetzt ganz bewusst mit den Hintergrundgeräuschen", so Babler - wie hier in Salzburg zu diesen Diskursräumen werden.
"Leid in Gaza muss beendet werden"
Auch Festrednerin Anne Applebaum ging auf den Vorfall ein. "Auch ich leide unter den Bildern verhungerter Kinder im Gaza-Streifen. Das erfüllt mich mit großer Sorge." Ebenso Nachrichten, wonach Menschen erschossen worden seien, die sich um Nahrungsmittel anstellten. "Israel muss das Völkerrecht einhalten und dafür sorgen, dass das humanitäre Leid in Gaza beendet wird", betonte die Historikerin.

"Fantasie und Kreativität können Angst und Kontrolle besiegen"
Sie setzte fort mit ihrer eigentlichen Festrede und fragte, was eigentlich der Zweck von Festspielen sei. Festspiele würden Menschen brauchen, die motiviert und ambitioniert seien. Sie würden nicht deshalb zum Erfolg, weil Mächtige es anordnen. Sondern, weil Menschen von Idealen beflügelt würden und aus freien Stücken zusammenarbeiten.
Und damit wären wir gleich beim Thema ihrer Festrede, die den Titel „Demokratie und Festspiele“ trägt.
Die 1964 in Washington, USA, geborene Historikerin erinnerte an die Anfänge der Salzburger Festspiele. Niemand habe Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt oder Richard Strauss den Auftrag gegeben, 1920, in einem Jahr der Not und des Hungers, Festspiele ins Leben zu rufen. Sie seien selbstbestimmt und aus der Gesellschaft gekommen und deshalb so authentisch.
Kommunisten und Nationalsozialisten war das ein Dorn im Auge, wie die Geschichte zeigte. Aber auch heute sei die Zivilgesellschaft mit ihren freien Vereinigungen, ihrer künstlerischen Freiheit und der Freiheit insgesamt, die für viele so selbstverständlich geworden sei, wieder in Gefahr.
Applebaum sprach von „schleichenden Veränderungen“. Politiker, die zivilgesellschaftliche Vereinigungen als Bedrohung wahrnehmen, seien an die Macht gekommen. Sie nennt allen voran Russland, wo Künstlerinnen und Künstler unterdrückt würden, aber auch auf Belarus, das unter direktem russischem Einfluss stehe, andere Autokratien von China über Venezuela bis Ägypten und „gefährdete Demokratien“ in Ungarn und Georgien. In den USA „könnten wir demnächst ähnliche Versuche erleben“.
Aber auch Technologien und damit zusammenhängende Verhaltensweisen würden zur „Erosion der Zivilgesellschaft“ beitragen, so Applebaum. Anstatt sich in zivilgesellschaftlichen Organisationen einzubringen, die Gemeinschaftsgefühl, Toleranz und Konsens vermitteln, würden viele dem „Internet-Mob“ folgen, „Like“ klicken und weiterziehen. „Wir organisieren, planen und arbeiten nicht gemeinsam mit anderen. Wir praktizieren keine Demokratie“, so Applebaum.
Die Online-Welt fördere Zynismus, Nihilismus und Apathie. Die lautesten, negativsten und schrillsten Stimmen würden die Sprache der Vernunft und die Debatte oft übertönen.
Im Zeitalter des „einsamen Surfens“ und der Diktatoren, die Bürger auch daran hindern wollen, sich zu organisieren, stemme sich ein Kunstfestival und besonders dieses Festspiel, so Applebaum, „gegen den Trend“. Es schaffe ein Netzwerk der Freundschaft und Zusammenarbeit mit Livedarbietungen für ein physisch anwesendes Publikum – und sei auch ein „Forum für Diskussion und Debatte“.
Am Schluss zitierte sie den tschechischen Schriftsteller Vaclav Havel: „Fantasie und Kreativität können Angst und Kontrolle besiegen.“
Van der Bellen: "Vergesst nicht den Oktober 2023"
Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen kam umhin, die Störaktion anzusprechen - auch, weil von den Aktivisten auf der Galerie sein Name genannt wurde. "Ja, ich bin ein Freund Israels, ich habe viele jüdische Freundinnen und Freunde. Das bedeutet nicht, jede Maßnahme der israelischen Regierung gutzuheißen, das wäre ja absurd."
Die Situation in Gaza sei "niederschmetternd und in keiner Weise humanitär zu rechtfertigen", so Van der Bellen. "Aber bitte vergesst auch nicht den Oktober 2023" - gemeint ist der Überfall der Hamas auf Israel, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und 250 in den Gazastreifen verschleppt wurden. Laut Van der Bellen "das schlimmste Pogrom der Nachkriegszeit, das ein Trauma in Israel ausgelöst hat, mit dem wir jetzt alle zu tun haben". Das sei keine Rechtfertigung für das, was in Gaza passiere, betonte Van der Bellen. Nur eine Erinnerung.

In seiner Rede sprach Van der Bellen dann "alle Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger in unserer Republik und in Europa" an. "Verantwortung beginnt dort, wo Macht auf Menschen trifft."
Und aus seiner Sicht gehöre es für einen Politiker dazu, "unbequeme Wahrheiten auszusprechen". Er appellierte an alle, das Taktieren zu lassen und an das große Ganz zu sehen. Er lud alle ein, nach bestem Wissen und Gewissen zu überprüfen und sich bewusst zu machen, dass Werte nur so viel wert seien wie die Taten, die wir für sie setzen.
Es ist schön, hier in Salzburg einmal im Jahr so viele Verantwortungsträgerinnen und -träger an einem Ort versammelt zu sehen, vereint in der Liebe zur Kunst. Bevor wir in den kommenden Tagen den Genuss von Kunst und Kultur bei den Festspielen in den Vordergrund stellen, ja – davor möchte ich mich mit meiner Rede heute direkt an Sie wenden: An Sie, die hier im Saal vertretenen Verantwortungsträgerinnen und -träger unserer Republik Österreich. In unserem gemeinsamen Europa. Wir alle sind in irgendeiner Art und Weise privilegiert. Dass wir heute hier sein können, legt davon Zeugnis ab. Und weil wir das sind, nutze ich die Gelegenheit, heute und hier über die Verantwortung zu sprechen, die wir alle tragen.
Verantwortung beginnt dort, wo Macht auf Menschen trifft. Wer entscheidet, gestaltet. – Und wer gestaltet, trägt Verantwortung. In Zeiten multipler globaler Krisen, wachsender Ungleichheit und des schwindenden Vertrauens in Institutionen zeigt sich: Wir alle, die Verantwortungsträger in Politik, Wirtschaft, Medien, und auch in der Zivilgesellschaft, Kunst und Kultur stehen auf dem Prüfstand. Ich denke immer wieder darüber nach, was das denn für mich ganz persönlich bedeutet: Verantwortung zu tragen.
Und eine Antwort, die ich darauf finde, gerade als Politiker, ist diese: Unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Auch wenn die Wählerinnen und Wähler oder wie heute Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, es vielleicht nicht so gerne hören.
Insofern: Sorry, aber das muss jetzt sein. Verantwortungsvolles Handeln braucht weitgehende moralische Klarheit. Also zu wissen, woran man glaubt. Wofür man steht und wofür man auch einsteht. Haben wir alle noch die innere moralische Klarheit, wissen wir, wofür wir stehen? Wissen wir, wofür wir einstehen? Sind wir bereit, das im Ernstfall auch zu verteidigen? Ich lade uns alle ein, dies nach bestem Wissen und Gewissen zu überprüfen und uns bewusst zu machen, dass Werte nur so viel wert sind, wie die Taten, die wir für sie auch setzen Verantwortungsvolles Handeln braucht aber auch die Fähigkeit zu innerer Distanz.
Die Fähigkeit, abzuwägen, wie weit die eigene Überzeugung gehen darf und wann Prinzipientreue einer vernünftigen Lösung im Weg steht. Einer Lösung nicht nur im Sinne der eigenen Blase. 5 Also die Fähigkeit zum gesunden Kompromiss, eines meiner Lieblingsthemen, wie Sie wissen. Meine Damen und Herren, verantwortungsvolles Handeln braucht auch den Mut, unbequem, notfalls auch unpopulär zu sein.
Was meine ich damit konkret? Die Wirtschaftslage, in der wir uns global und speziell in unserer Heimat befinden, fordert unsere Verantwortung ein. Die wirtschaftliche Situation erfordert Investitionen. Die Budgetlage allerdings erfordert Kürzungen. Verantwortung sieht hier nicht weg sondern nimmt wahr, dass dies die Gelegenheit (die Opportunity) für prinzipielle, strukturelle Veränderungen ist. Und geht sie mutig an, auch wenn es weh tut.
Weil es noch mehr weh tun wird, nichts zu ändern. Und, ja, es gibt die Chance auf Veränderung zum Guten. Sie muss wahrgenommen und auch so kommuniziert werden, dass Menschen verstehen, was passiert und warum. Politiker, die nicht mehr erklären, sondern bloß taktieren, verlieren die Verbindung zur Bevölkerung.
Und was helfen Politiker, die sagen, ja, es ist eh ganz dramatisch, aber dann nichts tun oder sich in symbolischen Handlungen ohne Wirkung verlieren? Als-ob Politik löst nichts. Sie verspricht – und enttäuscht im nächsten Moment. Wir alle kennen Beispiele für Politik, die nur taktiert. Und ich nehme hier keine einzige Partei aus. Nicht die Regierungsparteien und nicht die Oppositionsparteien. Und auch nicht die Interessenvertretungen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen wir das Taktieren. An das größere Gemeinsame denken. Und zu tun, was richtig ist, darum geht’s doch. Ich meine hier ausdrücklich Verantwortungsträger aller Ebenen: Gemeinden, Länder, Bund und Europa. Ich ermutige alle Verantwortlichen, einen Schritt zurückzumachen und für das Ganze zu arbeiten, nicht nur stur für die eigenen Interessen, so wichtig und berechtigt diese auch sind.
Dies ist nicht die Zeit der Einzelinteressen. Dies ist die Zeit, für das gemeinsame größere Wohl zu arbeiten. Wir sind gemeinsam in der Verantwortung. Und wir können diese Verantwortung nur gemeinsam erfüllen. Auch wenn der Applaus das eine oder andere Mal ausbleibt. In diesem Zusammenhang freut es mich, dass die neue Bundesregierung eine tiefgehende Staatsreform anpackt und Kompetenzen neu ordnen will. Ich begrüße, wenn sich jetzt in den wichtigen Bereichen Bildung, Gesundheit und Energie etwas bewegt. Es geht darum, im Interesse des Staatsganzen eine zeitgemäßere und effizientere Arbeitsteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden zu finden.
Das durchzusetzen ist nicht unbedingt populär, weil alle Beteiligten auf etwas verzichten werden müssen. Aber es ist hoch notwendig, weil es ums Staatsganze geht. Liebe Verantwortlichen der Wirtschaft, ich lade Sie ebenfalls ein, in sich zu gehen. Sind Sie auch daran interessiert, 8 dass das, was Sie tun oder lassen, im Idealfall einen positiven Effekt für andere hat?
Denn wenn Sie ausschließlich daran interessiert sein sollten, den eigenen Gewinn zu maximieren, während die Ungleichheit wächst, die Gesellschaft sich weiter polarisiert, der Raubbau an der Umwelt ohne Rücksicht auf die kommenden Generationen weiter geht, dann nehmen Sie Ihre Verantwortung nicht wahr. Wirtschaft ist integraler Teil unserer Gesellschaft. Sie schafft Arbeitsplätze. Sie schafft Zukunft. Und wir alle, aber auch Sie, liebe CEOs und Chefinnen und Chefs, dürfen die soziale Spaltung niemals als „Kollateralschaden“ des Marktes hinnehmen. Wirtschaftliche Freiheit kann nur dort bestehen, wo sie auf sozialem Vertrauen ruht. Wer profitiert, muss beitragen. Diese Verantwortung lässt sich definitiv nicht outsourcen und muss letztlich einer humanistischen Grundhaltung entsprechen.
Und, ja, wenn ich von Verantwortung spreche, meine ich auch die Journalistinnen und Journalisten. Liebe Medienmanager, Sie tragen eine besondere Verantwortung für die öffentliche Debatte. 9 Wer nur laute Stimmen zitiert, Konflikte zuspitzt oder Meinung als Information verkauft, trägt zur Polarisierung bei.
Ja, die Sucht nach den vielen Klicks ist ein Problem. In einer komplexen Welt braucht es Medien, die erklären statt empören – auch wenn es weniger klickt. Wenn es nur um die Erhöhung der Klicks geht, wird sich bald ein Algorithmus finden, der diesen Job gründlicher macht. Jede und jeder kann etwas beitragen. Aber tun wir es auch? Meine Damen und Herren, die Zivilgesellschaft ist ein essenzieller Bestandteil unserer liberalen Demokratie. Anne Applebaum hat auch noch einmal ausdrücklich und sehr eindrücklich darauf hingewiesen. Die Zivilgesellschaft ist von großer Bedeutung. Aber auch für sie gilt: Wer bei allem Engagement nur die eigenen Partikularinteressen sieht, verliert das große Ganze aus dem Blick. Und wir brauchen Verantwortungsträger, die das große Ganze im Blick haben.
Und ganz besonders in der Zivilgesellschaft. Sie haben eine elementare Aufgabe im Zusammenhalt und Miteinander unserer sich polarisierenden Gesellschaft. Und schließlich: Meine so verehrten Künstlerinnen und Künstler. Sie wissen: Kunst ist niemals neutral. In Zeiten, in denen demokratische Werte unter Druck geraten, hat sie eine politische Aufgabe: sichtbar machen, was bedroht ist. Widersprechen, wo andere schweigen. In Frage stellen, wo sich Macht verschanzt. Danke an alle, die sich dieser Verantwortung bewusst sind. Danke für Ihre überlebenswichtige Arbeit. Behalten Sie Ihre Widerständigkeit. Und lassen Sie uns als Gemeinschaft diese wesentliche Arbeit auch entsprechend fördern und unterstützen.
Eine freie Gesellschaft braucht auch Kunst, die wehrhaft ist, nicht angepasst, sondern klar positioniert. Künstlerische Freiheit ist ein Privileg und dieses Privileg verlangt Haltung. Liebe Verantwortungsträgerinnen und -träger, Wenn wir alle nur noch für uns sprechen, 11 statt für das Gemeinwesen, wenn wir uns sprachlich, sozial oder moralisch vom Alltag unserer Mitmenschen abkoppeln, dann wächst nicht nur die Entfremdung. Dann stirbt auch das Vertrauen.
Eine Demokratie lebt nicht nur von Institutionen, sondern von Vorbildern. Sie lebt davon, dass jene, die Einfluss haben, diesen verantwortlich nutzen – mit Maß, mit Rücksicht, mit Mut. Verantwortung heißt: Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir wollen, sondern auch für das, was daraus wird. Das ist unbequem. Aber wer gehört wird, wer gestalten darf – der hat keine Ausrede.
Eine Gesellschaft kann mit Fehlern leben. Aber nicht mit Gleichgültigkeit an den Spitzen der Gesellschaft. Wenn diese ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, 12 verlieren sie ihre Legitimation. Und mit ihnen erodiert das Vertrauen in Demokratie, Wirtschaft und den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Wir müssen uns wieder selbst exponieren für das, was wesentlich ist. Meine Damen und Herren, nehmen wir unsere Verantwortung wahr.
Wahrnehmen ist ein schönes Wort Denn es sagt auch, erkennen, dass wir alle eine Verantwortung haben. Lassen Sie uns unsere gemeinsame Verantwortung wahrnehmen. Auch im Sinne derer, die heute nicht hier sitzen und genießen können. Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit. Und damit sind die Salzburger Festspiele eröffnet
Arbeitsgespräch am Rande der Festspiele
Zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft, Medien, Wissenschaft und Kunst sind zur Eröffnung geladen worden, darunter der rumänische Präsident Nicusor-Daniel Dan, der bereits am Freitag von Bundespräsident Van der Bellen in Salzburg empfangen wurde.
Aus der Bundesregierung sind unter anderem Kanzler Christian Stocker (ÖVP), Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ), Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (Neos), Staatssekretär Sepp Schellhorn (Neos) und Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) vertreten. Stocker wird am Abend den deutschen Kanzler Friedrich Merz (CDU) zu einem Arbeitsgespräch treffen. Aus den Bundesländern saß unter anderem Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.
174 Aufführungen
Das Mozarteum-Orchester spielte Werke von Ludwig van Beethoven, Ernest Bloch und Wolfgang Amadeus Mozart. Am Abend folgt mit "Giulio Cesare in Egitto" von Georg Friedrich Händel die erste szenische Opernproduktion in diesem Sommer.
Am Abend folgt mit "Giulio Cesare in Egitto" von Georg Friedrich Händel die erste szenische Opernproduktion in diesem Sommer.
Das Festival startete bereits vor einer Woche mit der Ouverture Spirituelle und der Premiere des "Jedermann" mit Philipp Hochmair in der Titelrolle und Deleila Piasko als Buhlschaft.
Bis einschließlich 31. August stehen 174 Aufführungen in 45 Tagen an 16 Spielstätten sowie 37 Vorstellungen im Jugendprogramm "jung & jede*r" auf dem Programm.
Kommentare