Salzburger Männerspiele: Den Frauen bleibt die Kinderoper

Die Salzburger Festspiele beginnen nun auch offiziell. Am Samstag um 10.30 Uhr werden Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Karoline Edtstadler, die neue Landeshauptfrau (ÖVP), auf dem Residenzplatz eine Ehrenformation des Bundesheeres abschreiten.
Aber eigentlich hat der Zeremonienreigen schon am Donnerstag begonnen: Eine Treppenanlage mit 117 Stufen auf den Mönchsberg heißt nun „Alma-Rosé-Stiege“. Die Violinistin, 1906 in Wien geboren, trat 1936 bei den Festspielen auf, floh vor dem NS-Regime ins Exil, wurde jedoch verhaftet und 1943 nach Auschwitz deportiert. Dort leitete sie das Frauenorchester. 1944 starb sie mit 37 Jahren. Der FPÖ dürfte die Jüdin ein Dorn im Auge gewesen sein: Sie schlug perfide vor, die Stiege nach Helga Rabl-Stadler zu benennen. Das spätberufene Role Model ist ja schließlich eine Salzburgerin. Doch die ehemalige Präsidentin der Festspiele reagierte wütend auf die Vereinnahmung. Verkehrsflächen würden doch in der Regel nach Toten benannt. Sie aber lebe noch.
Heute Freitag geht es im Stakkato weiter: Um 12.30 Uhr informiert Kulturminister Andreas Babler (SPÖ) bei einem „Fototermin“ über „die neue Kulturpartnerschaft bezüglich einer engeren Zusammenarbeit von Bundes- und Landesmuseen“. Danach, um 14 Uhr, wird er dem ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur verleihen. Und um 15 Uhr lädt er zu einem Empfang. Auch der Koalitionspartner sonnt sich im Lichte der Kunst: Außenministerin Beate Meinl-Reisinger, Staatssekretär Sepp Schellhorn (beide Neos) und das Direktorium der Festspiele geben einen Empfang um 16.30 Uhr. Der Empfang der Landeshauptfrau und des Bürgermeisters folgt tags darauf – nach der Eröffnung mit der Rede der Historikerin Anne Applebaum.
Getrübt wird all der Glamour nur durch die Feststellung, dass die Festspiele eine Männerbastion waren und bleiben. Pia Janke und Sara Leitner analysierten 2024 im Buch „JederMann – KeineFrau?“ die enttäuschend niedrige Frauenquote. Janke, Leiterin des Elfriede-Jelinek-Forschungszentrums, kommt gegenüber der Plattform campus a für heuer zu einem ähnlichen Befund: „In diesem Jahr gibt es lediglich eine Dirigentin, und bei der Regie ist weibliche Beteiligung nur im Bereich der Kinderoper zu finden. Das ist wirklich minimal.“ In der Programmatik fehle der Ansatz, Gleichstellung, Diversität oder gezielte Förderung von Frauen als zentrales Anliegen zu verankern.
Der Standard titelte kürzlich: „Salzburger Festspiele manövrieren sich mit hundertprozentiger Männerquote ins Abseits“. Erstaunlicherweise bleiben sie trotzdem unverrückbar in der Mitte. Natürlich kann man Markus Hinterhäuser, den Intendanten, dafür geißeln, dass er mit Vorliebe Regisseure und Dirigenten verpflichtet – und die Schauspielchefin expedierte. Doch man sollte hinzufügen, dass er sich das Programm vom politisch besetzten Kuratorium absegnen lassen muss. Und dieses scheint die Männerlastigkeit zu goutieren. Aber nun sind Edtstadler und Babler neu im Festspiel-Zirkus.
Was noch nachzutragen ist: Babler hatte mit seinem Vorhaben, die Laufzeit der Literaturstipendien nachträglich von zwölf auf zehn Monate zu verkürzen, einen Aufschrei unter den in der Regel schlecht verdienenden Autoren ausgelöst. Sein Ministerium nahm die Sparmaßnahme nun zurück.
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