Steirische Ärztekammer: Kickls Plan B "steht für bescheuert"

Steirische Ärztekammer: Kickls Plan B "steht für bescheuert"
Die Ideen von FPÖ-Klubchef Herbert Kickl seien ein "wüstes Sammelsurium aus Fake News und Halbwahrheiten", sagt Infektiologe Herwig Lindner.

Den Präsidenten der Ärztekammer Steiermark, Herwig Lindner, haben die Vorschläge von FPÖ-Chef Herbert Kickl zur Corona-Pandemie offenbar in Rage gebracht: "Die Quacksalberei-Vorschläge von FPÖ-Obmann Kickl können Menschenleben gefährden." Kickls sogenannter Plan B stehe für "bescheuert, für einen Teil der von Corona betroffenen Menschen ist er aber auch bedrohlich", sagte der Präsident und Infektiologe am Freitag laut einer Aussendung.

Der FPÖ-Obmann berufe sich zwar auf ungenannte Fachleute, würde aber in Wirklichkeit den unermüdlichen Kampf gegen Covid-19 der gesamten Ärzteschaft in Spitälern und Ordinationen pauschal hintertreiben und die Bevölkerung zutiefst verunsichern, konstatierte Lindner. Die Corona-Impfung als weltweit anerkannte wesentliche Vorbeugungsmaßnahme gegen die Covid-19-Infektion herunterzumachen sei das Gegenteil eines Plans, sagte Lindner. Natürlich würden Ärztinnen und Ärzte Erkrankte bereits jetzt auf Grundlage der medizinischen Wissenschaft mit den verfügbaren Möglichkeiten behandeln, dafür "brauchen sie keine politischen Zurufe", so der steirische Ärztekammerpräsident. Kickls Ideen seien ein "wüstes Sammelsurium aus Fake News und Halbwahrheiten".

FPÖ Steiermark rückt aus

Kickls Ideen - "bescheuert"? Das will die FPÖ Steiermark so nicht stehen lassen. Via Aussendung stellte sich FPÖ-Landesparteisekretär Stefan Hermann schützend vor den Bundesparteiobmann. Es sei "besonders unglaublich und auf das Schärfste zurückzuweisen", dass Lindner Kickl unterstelle, dieser würde "mit seinen politischen Konzepten Menschenleben gefährden". Kickl hatte unter anderem den Einsatz des Pferdeentwurmungsmittels Ivermectin gegen Covid-19 vorgeschlagen.

Hinweis: Der Einsatz des Anti-Wurmmittels Ivermectin ist umstritten. Nach Berichten über angebliche Erfolge bei der Covid-Behandlung wurden in manchen Staaten die Regale leer gekauft - doch zeigte eine übergreifende Analyse von mehr als einem Dutzend klinischen Studien im Oktober keinerlei Hinweis auf eine Wirksamkeit. Das Robert-Koch-Institut (RKI) warnt vielmehr vor heftigen Nebenwirkungen und empfiehlt einen Einsatz "nur im Rahmen von kontrollierten klinischen Studien". Auch die Malaria-Medikamente Hydroxychloroquin und Chloroquin stellten sich als wirkungslos heraus. Experten sind sich einig, dass Medikamente die Impfung nicht ersetzen können.

Lindners Ausdrucksweise sei jedenfalls eines Ärztekammerpräsidenten nicht würdig, so Hermann. "Wenn Dr. Lindner schon den schwarz-rot-grünen Parteisekretär oder Regierungssprecher spielen möchte, dann sollte er darüber nachdenken, ob dies mit dem Amt des Ärztekammerpräsidenten vereinbar ist."

Szekeres: "Purer Hohn"

Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres äußerte sich dann auch. Er wertete Kickls Plan B als "schallende Ohrfeige" für das Spitalspersonal, das jeden Tag schwerkranke Covid-Patienten behandle.

"Es ist purer Hohn und Missachtung ihrer Leistung, wenn sie von Politikern, die noch nie einen Patienten behandelt haben, via Medien Behandlungsempfehlungen zugerufen bekommen", befand Szekeres in einer Aussendung. Es gehe sicher nicht darum, jemanden zu schikanieren oder terrorisieren, wie der FPÖ-Klubobmann insinuiere: "Es geht darum, dass wir als Gesellschaft diese Krise überstehen und dass unser Gesundheitssystem aufrecht und leistungsfähig bleibt."

"Die in Österreich zugelassenen Impfstoffe sind nach strengen Sicherheitskriterien geprüft, getestet und keineswegs experimentell. Weltweit wurden sie mittlerweile mehr als sechs Milliarden Mal verimpft. Daher ist es verantwortungslos, mit Falschinformationen Verunsicherung und Angst zu schüren", hielt Szekeres fest.

Kommentare