Kommt das Aus für die Frau Magistra?

Kommt das Aus für die Frau Magistra?
Warum eine neue ÖNorm ÖGB und Frauenrechtler auf die Barrikaden treibt.

Künstliche Hüftgelenke, Akustik an sich – oder auch die Nano-Technologie: Eigentlich gibt es kein Thema, mit dem sich das Normungsinstitut, nunmehr "Austrian Standards" genannt, nicht beschäftigt. Austrian Standards ordnet, um es flapsig zu sagen, ein Stück weit die Welt. Man erarbeitet Richtlinien, sogenannte ÖNormen, und hofft, den Menschen das Leben damit zu erleichtern.

Für gewöhnlich wird im Verborgenen genormt. Die "Bestandteile elektronischer Brandmelde-Anlagen" (Önorm F 3032) oder die Voraussetzungen, die Glas bei der "Umwehrung von Aufzugsschächten" erfüllen muss (ÖNorm B 2459), sind für den Alltag des Durchschnittsösterreichers von überschaubarer Relevanz.

Helle Aufregung

Völlig anders verhält es sich mit der "ÖNorm A 1080". Seit Tagen echauffieren sich Feministinnen, die Hochschülerschaft und selbst ÖGB-Boss Erich Foglar über einen Vorschlag, den das "Komitee 045" zur Reform der 1080er gemacht hat.

Das Warum ist schnell erklärt: Die 1080er regelt, wie in Österreich Briefe zu schreiben sind, oder genauer: Wie sie geschrieben werden sollten. Sie tut dies seit 1981, und von den 92 Seiten polarisiert vor allem das Kapitel 7. Darin empfehlen die Mitglieder des Komitees – also Germanisten, Pädagogen und Wirtschaftstreibende – man solle künftig das Binnen-I (z.B. "JournalistInnen") und andere Formen des "Buchstabensalats" bleiben lassen – geschlechtersensible Formulierungen hin oder her.

Das Komitee argumentiert damit, dass es "weder für die weibliche noch für die männliche Seite ein Zeichen von Wertschätzung" darstelle, wenn Texte schlecht lesbar seien; Schreibweisen wie "Liebe/r Besucher/in …" würden nicht beide Geschlechter gleich achten, sondern in gleicher Weise missachten.

Auch das bei akademischen Titeln gerne nach- oder hochgestellte "a" (z. B. bei "Mag.a") sei verzichtbar – Abkürzungen seien sowieso geschlechtsneutral.

Gleichbehandlungsaktivisten sehen das anders: Wer Frauen sprachlich ignoriere, ignoriere sie generell.

Elisabeth Stampfl-Blaha versteht die Empörung um die Norm trotzdem nicht. "Wir haben nur einen Entwurf präsentiert. Es ist ein Vorschlag, nicht mehr", sagt die Direktorin von Austrian Standards zum KURIER.

Sollte die 1080er- Norm jenseits des 045er-Komitees auf breite Ablehnung stoßen, dann wird sie laut Stampfl-Blaha "selbstverständlich" nicht in Kraft treten. "Bei uns wird nichts einfach ruck, zuck entschieden." Komme man als Normer zum Schluss, "dass etwas vorerst nicht normreif" sei, "dann ist das am Ende auch ein gutes Ergebnis".

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