SPÖ: "Auch in Wien Zeit für Erneuerung"
Da war es nur noch einer: Vor wenigen Wochen war Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SP) mit seinen Landeshauptmannkollegen Josef Pühringer und Erwin Pröll (beide VP) zu Besuch in der schönen Steiermark, um einen Orden entgegen zu nehmen. Mittlerweile ist Häupl aus diesem Trio der Einzige, der seine Nachfolge noch nicht geregelt hat.
Dabei bläst ihm von einem Teil der eigenen Partei schon seit Monaten ein scharfer Wind ins Gesicht. Christian Deutsch, einst Häupls Landesparteisekretär, legte dem Bürgermeister wiederholt mehr oder weniger offen den Rücktritt nahe. Nach dem Abgang Pühringers wollte Deutsch aber nicht Stellung nehmen. Das könnte daran liegen, dass seine Liesinger Bezirksparteichefin, Nationalratspräsidentin Doris Bures, Teil der "Perspektivengruppe" ist. Diese soll die Probleme der Wiener SPÖ intern regeln. Es gilt absolutes Stillschweigen, nicht einmal die engsten Mitarbeiter bekommen Infos.
Andere Kritiker Häupls melden sich sehr wohl zu Wort. So etwa Simmerings Bezirksparteichef Harald Troch, der den Rückzug Pühringers zum Anlass nimmt: "Ich erwarte mir vom Bürgermeister, dass er das G’spür für Wien hat, zu erkennen, dass es nach Niederösterreich und Oberösterreich auch hier Zeit für eine Erneuerung ist", sagt Troch. Er wiederholt im Gespräch mit dem KURIER auch frühere Forderungen, etwa das mehr "Realos ins Rathaus" müssten.
Vorbild VdB?
Der Konter von Landesgeschäftsführerin Sybille Straubinger lässt nicht lange auf sich warten. Sie weist darauf hin, dass es erst vor einem Jahr eine Wahl gab, die vor allem der Bürgermeister getragen habe. "Daran sollten sich die Parteifreunde ruhig einmal zurückerinnern." Auch stellt sie Troch die Frage, ob er mitunterschriebene Parteibeschlüsse überhaupt ernst nehme. "Wir haben im Vorstand und im Ausschuss einstimmig die Perspektivengruppe beschlossen, um Konflikte intern zu klären."
Unterstützung für Häupl kommt auch aus der zweiten Reihe. "Wenn wir damit anfangen, können wir auch den Hans Niessl fragen, wann er endlich zurücktritt", sagt ein Funktionär der linken Hälfte gallig. Für Straubinger ist das Alter jedenfalls keine politische Kategorie: "Die Österreicher haben gerade einen 72-Jährigen zum Bundespräsidenten gewählt."
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