Solidarität: Müssen Frauen Frauen wählen?

Schlagabtausch zwischen Benita Ferrero-Waldner und Heide Schmidt über das Frau-Mann-Thema in der Politik.

Es war eine launige Runde prominenter Frauen, die sich am Sonntag im Theater in der Josefstadt zur Diskussion eingefunden hatte. Anlass war die Präsentation des Buchs "Der Preis der Macht" von Lou Lorenz-Dittlbacher. Die TV-Journalistin hat  acht ehemalige Spitzenpolitikerinnen ausführlich zum Thema Karriere als Frau in der Politik interviewt: Salzburgs Ex-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, Ex-EU-Staatssekretärin Brigitte Ederer, Ex-Außenministerin und EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner, die steirische Ex-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic, Grün-Politikerin Ulrike Lunacek, Ex-Ministerin Maria Rauch-Kallat, Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess und LIF-Gründerin Heide Schmidt. Bis auf Burgstaller und Riess waren alle zur Buchpräsentation erschienen und gaben Erfahrungen und Schnurren aus ihrem Politikerinnenleben zum Besten.

"Du Hexe"

Rauch-Kallat erzählte ausführlich, wie sie ihren eigenen Klub austrickste, um die Töchter in die Bundeshymne zu bringen. "Du Hexe", hat sie einer ihrer Klubkollegen per SMS genannt, weil er dem entsprechenden Gesetz zustimmen musste.

Rauch-Kallat erzählte auch, wie sie auf den Vorwurf der "Quotenfrau" in der ÖVP zu reagieren pflegte. Sie sagte, "auch Ihr seid Quotenmänner. Du bist ein Bauernbundquotenmann und Du ein Wirtschaftsbundquotenmann".

Als Rauch-Kallat über Frauennetzwerke und Frauensolidarität referierte, wurde Ferrero-Waldner unruhig. Sie schnappte das Mikrofon und warf Heide Schmidt vor, aus "rein ideologischen Gründen" seinerzeit Heinz Fischer im Bundespräsidentenwahlkampf unterstützt zu haben und nicht sie. Schmidt konterte, sie habe Heinz Fischer für "besser qualifiziert" gehalten, worauf Ferrero zurück gab: "Das akzeptiere ich nicht."

Was sagt die Politikforscherin Kathrin Stainer-Hämmerle zu diesem Fall? Müssen Frauen ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie nicht einer Frau, sondern einem Mann ihre Stimme geben? "Nein. Müssen sie nicht. Aber natürlich ist es für Frauen tragisch, wenn sie mit Frauenunterstützung rechnen, und sie bekommen sie nicht. Aber wenn Frauen immer solidarisch Frauen wählen würden, hätten wir schon längst die Weltherrschaft übernommen."

Frauen-averse Bastionen

Ederer, die nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft Karriere machte - sie schaffte es bis in den Siemensvorstand in Deutschland -, sagte, sie habe drei Erfahrungen gemacht, die Frauen benachteiligen: Erstens, Männer würden die Posten vergeben und Männer bevorzugen, weil diese ähnlich denken. Zweitens: "Wenn ich jemanden einen Job angeboten habe, habe ich von einem Mann nie gehört: Kann ich das? Aber Frauen fragen das ständig." Und drittens sei Karriere und Familie immer noch schlecht vereinbar, was vorwiegend Frauenkarrieren schade.

Dass die SPÖ erstmals sei 130 Jahren eine Frau an der Spitze haben wird, bewertete Ederer positiv, und sie hofft, dass auch diejenigen in der SPÖ Pamela Rendi-Wagner unterstützen, die immer noch Probleme mit Frauen in Führungspositionen haben. "Da gibt es schon noch ein paar Bastionen", sagte Ederer.

Buchtipp: Lou Lorenz-Dittlbacher, "Der Preis der Macht", 24 €, Residenzverlag

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