Simulationsforscher Popper: Pandemie "hoffentlich" im Herbst vorbei

Der Regierungsberater erklärte, warum die heimischen Experten bei Omikron nach wie vor "auf Sicht" fahren - und was er einst mit einem "ehemaligen Kanzler" besprochen hat.

Der Simulationsforscher Nikolas Popper, der auch Mitglied der staatlichen Krisenkoordination "Gecko" ist, hat im ZIB 2-Interview am Dienstagabend einen durchwachsenen Ausblick für den kommenden Pandemieverlauf in Österreich gegeben: "Am Ende der Woche werden wir sicher die bisherigen Höchstwerte vom vergangenen November erreichen und in den Tagen danach auch noch deutlich überschreiten", so Popper. "Dazu kommt die Dunkelziffer."

Ob er wegen der hohen Ansteckungsgefahr der Omikron-Mutante auch Zahlen wie in Israel auf uns zukommen sehe, wo aktuell zwischen 40.000 und 50.000 Neuinfektionen pro Tag verzeichnet werden, wollte Moderator Armin Wolf wissen. Popper erklärte schlicht: "Das hängt von der Teststrategie ab." Es gehe bei den Gecko-Beratungen jedenfalls darum, rechtzeitig zu reagieren, sollte sich abzeichnen, dass die Infektionszahlen die berechneten Modelle klar übersteigen. Popper: "Es geht jetzt vor allem um den Schutz der kritischen Infrastruktur."

Was er zu den vielen Berichten über dreifach Geimpfte sage, die sich trotzdem mit Omikron infizieren? "Die Dreifachimpfung ist nach wie vor kein hundertprozentiger Schutz", so Popper. "Sie schützt zwar gegen die Infektion - wenn auch nicht ganz so stark, wie wir uns das wünschen würden - aber vor allem schützt die dritte Impfung klar vor schweren Erkrankungen."

Erlauben leichtere Verläufe mit Omikron höhere Zahlen?

Solche schweren Verläufe gebe es bei Omikron generell deutlich weniger als zum Beispiel bei der Vorgängervariante Delta. "Das heißt auch, dass bei gleich hohen Infektionszahlen deutlich weniger Intensivbetten gebraucht werden, weil bei Omikron-Infektionen seltener Beatmungsgeräte nötig sind", erklärte der Simulationsforscher.

Wolf hakte nach: "Heißt das, dass auch sehr, sehr hohe Infektionszahlen die Spitäler nicht so arg belasten wie bei Delta?" Popper: "Hier ist uns die Evidenz noch nicht sicher genug." Deshalb werde bei Gecko auch genau darauf geschaut, wie sich die Situation auf den Intensivstationen auch bei hohen Omikron-Infektionszahlen darstellen wird, so der Experte. "Wir fahren hier wirklich auf Sicht."

Die für den 1. Februar angekündigte Impfpflicht spiele für die aktuelle Infektionswelle übrigens keine Rolle mehr, meint Popper. Auch der Lockdown für Ungeimpfte, der seit November gilt, zeige im Grunde keine nachweisbare Wirkung auf das Infektionsgeschehen. "Hier zeigen die Mobilitätsdaten, dass sich vor allem Geimpfte hinsichtlich ihrer sozialen Kontakte und Aktivitäten eher zurückhalten. Gerade die Bereitschaft Ungeimpfter, sich an die auferlegten Maßnahmen zu halten, ist sehr niedrig", meint Popper. Deshalb seien auch die Forschermeinungen zur Wirksamkeit von Maßnahmen speziell für Ungeimpfte gespalten.

Anekdote vom "ehemaligen Bundeskanzler"

Zum Schluss wollte Wolf noch wissen, ob Popper davon ausgehe, dass das Coronavirus endemisch werde - also wie der Influenza-Erreger nie wieder verschwinden, allerdings stets kontrollierbar bleiben könnte. "Rund 90 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher hatten in der Vergangenheit schon mit der Impfung oder dem Virus selbst Kontakt", erklärte der Experte. "Das heißt, wir werden immer wieder Teilerfolge bei der Immunisierung haben, sodass wir hoffentlich im Herbst endlich in die endemische Phase eintreten." Dieses Szenario habe er übrigens bereits ausführlich "mit einem ehemaligen Bundeskanzler" besprochen.

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