Seniorenbund: Hohes Alter als Wirtschaftspotenzial

Seniorenbund: Hohes Alter als Wirtschaftspotenzial
WU-Experte in Sommerakademie für neue Sicht auf ältere Menschen.

Klapprig, krank, pflegebedürftig. Mit dem hohen Alter werden oft negative Eigenschaften verknüpft. Gerecht werde das der Realität aber nicht. Denn für viele Pensionistinnen und Pensionisten beginnt mit dem neuen Lebensabschnitt auch eine Zeit, die von Neugier, ehrenamtlichen Engagement und einer neu geschöpften Lebensfreude geprägt ist. Um das stereotypisierte Bild der älteren Generation wieder zurechtzurücken, wurde unter dem Titel „Die „neuen Alten“: Eine Bewegung in eine neue wirtschaftliche und digitale Welt“ vom Österreichische Seniorenbund zur Sommerakademie 2021, einer Gesprächs- und Vortragsreihe, eingeladen.

„Es braucht einen Paradigmenwechsel. Das verstaubte Bild der Seniorinnen und Senioren muss in die richtige Richtung gedreht werden“, erklärte gleich zu Beginn der ganztägigen Veranstaltung Ingrid Korosec, Seniorenbund-Präsidentin, ihre Absicht. “Zu sagen, dass Alte nur kosten ist falsch, denn diese Gesellschaftsgruppe ist ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor.“ Die silberne Generation sei eine überdurchschnittlich konsumfreudige Gruppe, die besonders dem Wiederaufschwung der Gastronomie und dem Tourismus zu Gute kommen werde. Übrigens stelle sie einen großen Anteil an den ehrenamtlich Tätigen, so Korosec.

Als Gastredner kam unter anderem Robert Zniva, Altersforscher an der Wirtschaftsuniversität Wien, zu Wort. Überalterung sollte nicht als gesellschaftliches Übel gesehen werden, sondern als Folge von Wohlstand und wachsender Lebensqualität, erläuterte der Experte. Viele Länder in Afrika haben etwa keine Überalterungsentwicklungen. Auch müsse der Altersbegriff differenzierter betrachtet werden, da Alter auch eine Frage der Lebensumstände sei. Alter sei nicht auf das Geburtsjahr einzuschränken. Es gebe neben dem biologischen Alter, auch ein psychologisches und ein soziales Alter. Das psychologische setzt an kognitiver Fähigkeit an, während sich das soziale Alter durch Familienstand auszeichnet. So hat ein Großvater in jungen Jahren ein höhere soziales Alter als ein Junggeselle in seinen 60ern. Durch diese begrifflichen Bedeutungsverschiebungen ergibt sich ein wesentlich bunteres Bild vom Alter. Hingewiesen wurde auch auf Altersdiskriminierung, die sich etwa dann einstellt, wenn Ältere mit negativen Stereotypen konfrontiert werden. Dies führt mitunter sogar zu negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der betroffenen Personen. 

Im Laufe des Events kam auch das heiße Eisen der Finanzierbarkeit des Pensionssystems aufs Tapet. Abschließend wurde diese Problematik zwar nicht beantwortet, wies aber deutlich auf die zunehmende Bedeutung der Rolle von Senioren für westliche Gesellschaften. Ältere werden wichtiger, so viel stand fest.

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