Senioren: Rot-Schwarz, was sonst

Gegen Koalitionsexperimente: Seniorenpräsidenten Khol , Blecha
Die Seniorenvertreter murren zwar über die niedrigen Pensionen, sind aber für die Neuauflage von Rot-Schwarz.

„Wir gehören nicht zum anschwellenden Chor der Jammerer. Wir brauchen keine waghalsigen Experimente. Wir stehen zu dieser Regierung. Das ist eine Regierung, die unser Land sicher durch die Krise geführt hat.“

Seniorenbund-Obmann Andreas Khol (ÖVP) lässt keine Zweifel aufkommen. Ihm ist an der Fortführung der Großen Koalition sehr gelegen. Wie sein rotes Pendant im Seniorenrat, Karl Blecha, fühlt sich wohl auch Khol geschmeichelt, Teil des Regierungsverhandlungs-Teams zu sein. Und beide erinnern sogleich an die Zusagen der alten, und meinen der künftigen Regierung – also die Pensionsanpassungen ab 2015. Wenn es, anders als heuer und 2014 (nur 1,6 Prozent), zumindest wieder den vollen Teuerungsausgleich geben soll.

Da schadet es nicht, wenn die Adressaten der Botschaft im Publikum sitzen – als Gruß- und Festredner bei der Vollversammlung des Seniorenrates im Parlament: Kanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger, Sozialminister Hundstorfer und Wirtschaftsminister Mitterlehner, ÖGB-Präsident Foglar und WKÖ-Vizepräsident Schenz. Die Symbolik spricht Bände: Rot und Schwarz, Rot und Schwarz, Rot und Schwarz. Bei Österreichs zwei Millionen Pensionisten, für die der Seniorenrat lobbyiert, ist die Polit-Welt noch zweigeteilt.

Opfer gebracht

Man nennt sich auch gerne Senioren-Parlament, doch Zwischenrufe gibt es keine, lästige Oppositionelle sucht man vergeblich, Beschlüsse fallen einstimmig. Das ist keine Selbstverständlichkeit. „Wir haben Opfer gebracht“, erinnert Blecha an die Zugeständnisse im letzten Sparpaket und die vielen bösen Zuschriften der Mitglieder. Doch das Gemeinsame steht im Vordergrund.

Ob nun das Gemeinsame zwischen Jung und Alt gemeint ist, das Gemeinsame in einer Koalitionsregierung oder überhaupt das Gemeinsame im gemeinsamen Europa. „Wir brauchen in den nächsten Wochen und Monaten besonders viel Kraft, um für das europäische Modell der Gemeinsamkeit zu kämpfen“, spielt Faymann auf die kommende EU-Wahl an. Die Europa-Ablehnungsfront sei mittlerweile enorm.

ÖVP-Chef Spindelegger fällt an diesem Mittwoch gewissermaßen ein wenig aus dem Rahmen. Er erzählt von der pensionierten Direktorin einer Modeschule, die immer noch in einer Boutique in Mödling aushelfe; von seinem rüstigen Vater oder einem 70-jährigen Rot-Kreuz-Mann. Spindelegger widmet sich den leistungsbereiten neuen Alten und vergisst darob das Loblied auf Rot-Schwarz. Doch das liegt wahrscheinlich nur im Auge des Betrachters. Bundespräsident Heinz Fischer hört heraus, was er heraushören will: „Beide Herren (Faymann, Spindelegger, Anm.) ziehen an einem Strang. Und das ist gut so.“

Kommentare