Schweiz und Corona: 1.700 Tote, wenig Arbeitslose und Highspeed-Kredite

Ohne Maskenpflicht und mit schnellen Krediten kämpft die Schweiz gegen Corona.
Während in der Heimat sein Rücktritt verlangt wurde, war Wolfgang Sobotka auf Post-Corona-Reise in Bern.

In der Heimat ging es rund. Die Opposition forderte seinen Rücktritt als Ibiza-U-Ausschuss-Vorsitzender (siehe Artikel oben). Von den Turbulenzen rund um seine Person ließ sich Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka bei seinem  Besuch in der Schweiz so gut wie  gar nichts anmerken. Er spulte einen Termin nach dem anderen  im Gesundheits- und Wirtschaftsministerium sowie im Schweizer Parlament ab.

Im Mittelpunkt der 24-Stunden-Reise: Wie kommt die  Schweiz gesundheitlich und wirtschaftlich durch die Corona-Krise? Welche Rolle spielte das Parlament in der Corona-Krise? Viele Maßnahmen waren ähnlich den in Österreich getroffenen. Manches lief aber auch ganz anders. So gibt es in der Schweiz nur eine Empfehlung, Masken zu tragen, aber keine Pflicht. Mit bis zu fünf Menschen durfte man sich im Freien treffen – und zwar nicht nur mit Menschen, die im selben Haushalt leben.

Knapp 1.700 Corona-Tote verzeichnet die Schweiz, das sind um 1.000 mehr als in Österreich. „Wir blicken fast neidisch nach Österreich“, sagte Pascal Strupler, der Direktor des Bundesamtes für Gesundheit. Wobei man hier die geografische Lage   miteinbeziehen muss. Das Tessin nahe der italienischen Grenze  und die Orte in der Nähe zu Frankreich hatten sehr hohe Corona-Infektionen. In den deutschsprachigen Kantonen gab es kaum Infizierte.
Ganz anders laufen die Wirtschaftshilfen ab. Bereits am 20. März –  vier Tage nach dem Lockdown –  wurde das Wirtschaftsprogramm gestartet.  1,9 Millionen Schweizer sind in Kurzarbeit, die gleich für ein Jahr aufgesetzt wurde. Das sind 36 Prozent aller Beschäftigten in der Schweiz.

Schweiz und Corona: 1.700 Tote, wenig Arbeitslose und Highspeed-Kredite

Sobotkas Conclusio: „Prinzipiell wird in der Schweiz mehr auf Eigenverantwortung gesetzt. Hier wird schnell geholfen, aber  nicht alles mit dem Füllhorn ausgeschüttet wie bei uns.“

Auch die Auszahlung der Kurzarbeitsunterstützung erfolgt in der Schweiz a conto. In Österreich müssen die Betriebe in Vorleistung gehen und erhielten die ersten Zahlungen erst im Mai.

Die zweite Säule in der Schweiz waren  blitzschnelle Kredite, um die  Liquidität abzusichern.

Geld binnen 24 Stunden

Klein- und Mittelbetriebe mit 500.000 Franken Umsatz pro Jahr bekamen innerhalb von 30 Minuten einen Null-Prozent-Zinsen-Kredit  von über zehn Prozent des Jahresumsatzes bei ihrer Hausbank  zugesichert. „Innerhalb von 24 Stunden war das Geld am Konto. Hier übernimmt der Staat 100 Prozent der Bürgschaft“, so Sabine D’Amelio, Vizedirektorin der Eidgenössischen Finanzverwaltung.

Über sieben Jahre laufen diese Kredite.  180 Banken haben sich an diesem Programm beteiligt. Das waren keine leeren Versprechungen, sondern das lief tatsächlich so ab, bestätigen Unternehmer.

Bei Unternehmen, die über zwei Milliarden Umsatz haben, übernimmt der Schweizer Staat 85 Prozent der Bürgschaft. Fixkostenzuschuss wie in Österreich gibt es allerdings keinen.  72 Milliarden Franken an Garantien und Hilfen wurden bis jetzt bereitgestellt.

Und die Conclusio Wolfgang Sobotkas von der Visite? „Prinzipiell wird in der Schweiz mehr auf Eigenverantwortung gesetzt. Hier wird schnell geholfen, aber  nicht alles mit dem Füllhorn ausgeschüttet wie bei uns.“

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