Laut der Befragung von 1.000 Jugendlichen zwischen 13 und 19 Jahren aus den verschiedenen Schulformen halten die Schüler für ihre Zukunft vor allem praktische Alltagsfähigkeiten für relevant. "Die Jugendlichen wollen auf diese Welt, die so viele Krisen und Veränderungen mit sich bringt, vorbereitet sein", sagt Rebekka Dober, Gründerin von YEP.
Was die Jugendlichen laut der Studie konkret interessiert: „Wie man eine Wohnung mietet“. „Wie man Fake News erkennt“. „Wie man einen Job findet“ oder "wie man richtig mit Geld umgeht". Außerdem interessiert sie, wie sie in „in stressigen Situationen Ruhe bewahren“ können oder „wie man sich gesund ernährt“. Auch „Politik verstehen und kritisch hinterfragen können“ und „sich nicht manipulieren lassen“ halten die jungen Menschen für wichtige Kompetenzen für ihre Zukunft.
Kinder mit Migrationshintergrund sind optimistischer
Das Problem: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Jugendlichen gibt an, diese Alltagsfähigkeiten in der Schule nicht vermittelt zu bekommen. In der AHS Oberstufe sind es sogar drei Viertel.
"Die jungen Leute haben bereits in der Schulzeit Sorge davor, erwachsen zu sein", sagt Dober. Sie fürchten sich vor einer unsicheren, beruflichen Situation in der Zukunft, fehlendem Wissen im Bereich Finanzen und davor, nicht für das selbstständige Leben gewappnet zu sein, zum Beispiel einen Haushalt zu führen oder mit Steuerfragen umzugehen."
Diese Sorgen sind aber nicht die einzigen, hinzu kommt laut den Studienautoren „eine gesamtgesellschaftliche Unsicherheit“, hervorgerufen durch die Klimakrise und die Pandemie.
Schüler mit Migrationshintergrund sind übrigens tendenziell optimistischer. Die befragten Schüler mit einer anderen Erstsprache als Deutsch sind fast doppelt so häufig davon überzeugt, dass sie in der Schule gut für das „echte Leben“ vorbereitet werden, als Schüler mit Deutsch als Muttersprache.
Zu wenig Praxis im Unterricht
Obwohl die Schülerbefragung zeigt, wie wichtig den Jugendlichen finanzielle Sicherheit und damit einhergehend auch Finanzwissen ist, ist das Interesse für Wirtschaft unter den Befragten eher gering. 38 Prozent gaben an, sich für wirtschaftliche Themen zu interessieren; bei den Buben waren es 44 Prozent, bei den Mädchen nur 33 Prozent. Das liegt laut der Studie aber auch an der Art und Weise, wie Wirtschaftswissen vermittelt wird. Die Schüler bevorzugen Praxis vor grauer Theorie: Sie wollen die Dinge im Unterricht am liebsten selbst ausprobieren, Ausflüge machen – also zum Beispiel Unternehmen besichtigen – und Diskussionen führen.
Schule muss einspringen
Mehr als für wirtschaftliche Themen interessieren sich die Jugendlichen für etwas anderes: Wenn sie selbst bestimmen könnten, was sie ab der Mittelstufe lernen, ginge das vor allem in Richtung Persönlichkeitsbildung, Kommunikationsfähigkeiten und soziale Kompetenzen. Aber lernen die Jugendlichen das nicht auch in der Familie? "Das ist eine Frage der Chancengleichheit", sagt Dober. In vielen Familien stehe schlicht nicht genug Zeit oder Wissen zur Verfügung, um diese Kompetenzen zu vermitteln. "Ich weiß, es ist viel verlangt, dass die Schule das alles vermitteln soll", sagt Dober. "Aber wenn wir in der Zukunft mündige Erwachsene haben wollen, müssen wir diesen Fokus auf Bildung setzen."
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