Schulstart: Eltern sollen Kinder "im Zweifelsfall zu Hause lassen"

CORONAVIRUS: ANSCHOBER/ASCHBACHER/FASSMANN
Bildungsminister Faßmann und Familienministerin Aschbacher schrieben Elternbrief. Elternvertreter hatten sich bessere Information gewünscht.

Am Montag (7.9.) beginnt in Ostösterreich das neue Schuljahr, wegen der Corona-Pandemie wird es von diversen Sicherheitsmaßnahmen begleitet.

Wegen der Corona-Pandemie haben Bildungsminister Heinz Faßmann und Familienministerin Christine Aschbacher (beide ÖVP) kurz vor dem Schulbeginn per Brief an Eltern appelliert, bei Erkältungskrankheiten den Gesundheitszustand ihres Kindes genau zu beobachten und es "im Zweifelsfall zu Hause zu lassen". Ab 37,5 Grad Körpertemperatur sei vom Schulbesuch definitiv abzusehen.

Fieber und Husten, Halsweh oder Kopfschmerzen

Die zentralen Symptome von Covid-19 würden sich von jenen einer Erkältung nicht eindeutig unterscheiden lassen und eine Covid-19-Erkrankung könne auch symptomfrei verlaufen, heißt es in dem mit Mittwoch datierten Elternbrief. Es wäre deshalb unrealistisch von den Eltern zu verlangen, ihre Kinder wegen eines Schnupfens nicht in die Schule zu schicken. Wenn ein Kind aber Symptome eines Infekts wie Husten, Halsweh oder Kopfschmerzen zeige, sollten die Eltern unbedingt die Körpertemperatur ihres Kindes messen und es gegebenenfalls zu Hause lassen.

"Sie als Eltern und Erziehungsberechtigte kennen Ihr Kind/Ihre Kinder am besten und können einen wichtigen Beitrag dafür leisten, die Ausbreitung von infektiösen Erkrankungen zu verhindern", so die Minister. Ihnen sei bewusst, dass die Entscheidung, das Kind wegen derartiger Symptome daheim zu lassen, berufstätige Eltern vor Probleme stelle. Faßmann und Aschbacher verweisen in diesem Zusammenhang auf die Verlängerung der dreiwöchigen Sonderbetreuungszeit bis Februar 2021. Gleichzeitig bewerben sie die kostenlose Influenza-Impfung: "Die Reduktion von Krankheiten mit coronaähnlichen Symptomen hilft uns enorm, den Schulalltag mit weniger Aufregung und Sorge leben zu können."

Knapp 37.000 Kinder in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland werden am kommenden Montag (7. September) ihren ersten Schultag begehen. Bundesweit starten heuer 87.000 Mädchen und Buben ihre Schulkarriere, das sind knapp zwei Prozent mehr als im Vorjahr.

Die meisten Schulanfänger gibt es in Wien (knapp 17.800), in Niederösterreich kommen rund 16.600 Kinder in die erste Klasse Volksschule, im Burgenland sind es rund 2.600. In der darauffolgenden Woche beginnt dann auch die Schule für insgesamt rund 50.000 Taferlklassler in den anderen Bundesländern (Kärnten: 5.300, Oberösterreich: 16.000, Salzburg: 5.400, Steiermark: 11.500, Tirol: 7.600, Vorarlberg: 4.200).

Wie der erste Schultag in der Praxis gestaltet wird, also ob es etwa wegen der Corona-Pandemie eine Obergrenze bei den Begleitpersonen gibt, können die Schulen grundsätzlich autonom entscheiden. In der Wiener Bildungsdirektion rät man den Eltern, sich ab Donnerstag direkt in der Schule über etwaige Einschränkungen zu informieren. Entscheidend seien die räumlichen Gegebenheiten am Standort.

Im Burgenland wird ebenfalls auf die autonome Entscheidung der Schulen verwiesen, die Bildungsdirektion empfiehlt aber auch bei diesem Anlass die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln. Wie viele Personen ein Kind beim ersten Schultag ins Klassenzimmer begleiten können, hänge von den räumlichen Gegebenheiten ab, heißt es aus der Vorarlberger Bildungsdirektion. Wenn Abstandhalten, Einlass- und Kontaktmanagement bei solchen Anlässen nicht einzuhalten sind, werde aber eher davon abgeraten.

Eltern wünschten sich bessere Kommunikation

Für Elternvertreter waren am Dienstag noch immer nicht alle Fragen geklärt. Elisabeth Rosenberger vom Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV) forderte mehr Kommunikation vom Bildungsministerium, den Bildungsdirektionen und Schulen.

Im neuen Schuljahr gelten nicht nur je nach regionaler Infektionslage unterschiedliche Sicherheits- und Hygienemaßnahmen. Bei Covid-19-Infektionen muss auch damit gerechnet werden, dass je nach Fallzahlen in einzelnen Klassen, Schulen oder Regionen wieder auf Fernunterricht und Notbetrieb umgestellt wird. Wenn die Vorgaben allen Beteiligten klar vermittelt werden, könnte viel Verunsicherung vermieden werden, glaubt die BEV-Präsidentin. In Vorarlberg habe es etwa einen Schulpartnergipfel gegeben, bei dem die Regeln klar dargelegt wurden. "Die Bildungsdirektion hat hier ganz toll vorgearbeitet, dort ist die Beruhigung groß."

Auch die einzelnen Schulstandorte könnten viel zur Beruhigung beitragen, wenn sie den Eltern etwa früh mitteilen, wer ihre Ansprechpartner sind, über welche Plattformen kommuniziert wird und wie der Informationsfluss bei Verdachts- bzw. bestätigten Fällen aussieht, "damit man nicht auf die Buschtrommeln der anderen Eltern angewiesen ist".

Wie weit die Schulen in der Praxis auf den Corona-Herbst vorbereitet sind, hängt laut Evelyn Kometter, Vorsitzende des Dachverbands der Elternvereine an Pflichtschulen, vom jeweiligen Bundesland ab. In Kärnten sei man bereits sehr weit, es gebe intensiven Austausch mit der Elternvertretung. Sie wisse aber, dass es in Oberösterreich, dem Burgenland, Teilen Niederösterreichs oder einzelnen Bezirken Wiens "nicht so eine gute Kooperation gibt und auch die Informationsflüsse nicht wirklich funktionieren. Es hängt wirklich von den handelnden Personen ab".

Noch mehr Vorbereitungen braucht es aus Kometters Sicht, um die Schulen beim Umgang mit Verdachtsfällen in der Husten- und Schnupfenzeit im Herbst und Winter möglichst gut zu unterstützen. Es dürfe nicht Aufgabe der Lehrer sein, einzuschätzen, ob ein hustendes Kind als Verdachtsfall eingestuft wird oder nicht. "Dafür sind Lehrer nicht ausgebildet, dafür gibt es die Schulärzte und die Gesundheitsbehörden." Gleichzeitig appelliert sie an die Eltern, ihre Kinder nicht krank in die Schule zu schicken. "Eltern wissen normalerweise sehr gut, ob das etwas Gravierendes ist oder nur ein Husten."

Lernaufgaben nicht an Familien auslagern

Vehementer Widerstand kommt von den beiden Elternvertreterinnen gegen Versuche von Lehrern, Lernaufgaben an die Familien auszulagern. Es gebe Fälle, in denen Lehrer Eltern auffordern, mit ihren Kindern den verpassten Stoff des vergangenen Schuljahrs in Eigenregie aufzuholen, damit im neuen Schuljahr mit dem normalen Jahresstoff begonnen werden kann, bestätigte Kometter. "Natürlich gibt es Lehrer, die Stress machen", sagt auch Rosenberger. Sie empfiehlt, sich in solchen Fällen an die Schulleitung oder den Schulqualitätsmanager zu wenden.

Kometter fordert wiederum, dass alle Lehrer erheben, wo die Schüler in den Hauptfächern Nachholbedarf haben. Für jene, die große Wissenslücken haben, soll es in den Herbstferien an den Schulen Förderunterricht durch Lehramtsstudenten geben. Alle anderen sollen freiwillig teilnehmen können. Auch die Lehrer nimmt Kometter in die Pflicht: Diese sollen in den Herbstferien zu Fortbildungen zum digitalen Lernen verpflichtet werden.

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