Nicht so bei allen anderen. Bildungsforscher bis hin zu Wirtschaftsforschern hatten noch vor dem Lockdown gewarnt, dass sich die Bildungsschere weiter vergrößern wird – so etwa Bildungsforscherin Christiane Spiel: „Wo Eltern nicht helfen können oder mit der Situation überfordert sind, entsteht ein Teufelskreis. Sie sind oft selbst kein Vorbild, und ihre Kinder bekommen keine Tagesstruktur. Lernen findet nur wenig statt, und Lernerfolge fehlen dann.“ Spiel lobt aber, dass im Elternbrief von Bildungsminister Heinz Faßmann explizit erklärt wurde, dass man die Kinder in die Schule schicken kann, wenn die Lernbedingungen daheim nicht gegeben sind. „Und anders als im Frühjahr sollen die Pädagogen die Kinder beim Lernen in der Schule unterstützen, nicht nur beaufsichtigen“, erklärt Spiel.
In der NMS Schopenhauerstraße klappt das auch schon gut, wie Lehrerin Gerda Reißner weiß: „Schüler, bei denen das Lernen zu Hause weniger gut funktioniert, werden in zwei Gruppen unterteilt, die abwechselnd in die Schule kommen. Schüler, die bisher schon gut gelernt haben, profitieren oft vom Online-Lernen, weil sie da sofort Feedback bekommen.“
In welchen Familien es weniger gut funktioniert, erfährt Direktorin Sonja Schärf-Stangl (VS Felixdorf, NÖ) von ihren Lehrkräften. „Dort, wo das Online-Lernen gelingt, sagen wir den Eltern, dass sie ihre Kinder zu Hause lassen sollen, weil Kontakte ja minimiert werden sollen.“ Anders ist es dort, wo das Lernen zu Hause nicht funktioniert hat: „Da holen wir die Kinder aktiv in die Schule, damit sie vor Ort lernen. Zum Glück gibt es da eine Verordnung, die uns Direktorinnen die entsprechende Möglichkeit gibt.“
Das Bildungsministerium bestätigt das. Die Verordnung besagt: Wenn die Lernbedingungen für ein Kind nicht sichergestellt sind, kann die Schulleitung „das Vorliegen eines Bedarfes auf pädagogische Unterstützung auch amtswegig feststellen und diese anordnen“. Offen ist, ob das so schnell geht. Schließlich soll der Lockdown am 7. Dezember vorbei sein.
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