65 Millionen Euro für 400 Schulen mit besonderen Herausforderungen

65 Millionen Euro für 400 Schulen mit besonderen Herausforderungen
Bildungsminister Christoph Wiederkehr will mit dem "Chancenbonus" Schulen gezielt fördern. Das Geld fließt in zusätzliches Personal.

Immer ist es noch so, dass gerade in Österreich Bildung vererbt wird. Sprich: Das Bildungsniveau der Eltern entscheidet über jenes der Kinder. Einen Beitrag, diese Ungleichheiten zu beseitigen, soll das Projekt "Chancenbonus“ leisten, das kommendes Jahr österreichweit startet. Dabei sollen gezielt jene Schulen finanziell gefördert werden, die aufgrund der sozialen Zusammensetzung ihrer Schüler vor besonderen Herausforderungen stehen. Das kündigt Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) an. 

"Es geht darum, dass wir die Mittel nicht mehr mit der Gießkanne verteilen“, betont der Minister und verweist auf entsprechende Empfehlungen der OECD. Vorbild für den Chancenbonus seien aber auch Projekte wie die "London School Challenge“, die überaus erfolgreich verlaufen seien. In Österreich wurden erste Erfahrungen in diese Richtung bereits mit dem Pilotprojekt "100 Schulen, 1.000 Chancen“ gemacht.

112.000 Schüler sollen profitieren

Für den "Chancenbonus" stehen insgesamt für das erste Jahr 65 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln für die teilnehmenden 400 Schulen (mit rund 112.000 Schülern) zur Verfügung. Das Geld soll – je nach Bedarf – in zusätzliches Personal im Ausmaß von einem bis sieben Vollzeit-Äquivalenten fließen. Insgesamt geht es um 800 zusätzliche Planstellen. Wobei es sich dabei nicht nur um Lehrer, sondern auch um Psychologen oder Sozialarbeiter handeln kann. Weitere Berufsgruppen könnten später folgen. 

Doch wer sind die teilnehmenden Schulen? Basis ist ein Bewertungssystem mit sechs Kategorien (die sogenannten SÖL-Kategorien), wobei Kategorie eins bedeutet, dass die Schule die größten Herausforderungen hat. Zur Bewertung werden vor allem drei Faktoren herangezogen. Gemein ist ihnen, dass sie die Schule selbst nicht direkt beeinflussen kann: 

  • Der Bildungshintergrund der Eltern
  • Der ökonomische Hintergrund der Eltern (etwa Arbeitslosigkeit)
  • Migrationshintergrund und Erstsprachen.

Für die Bestimmung wurden Daten aus der Statistik Austria herangezogen. "Die Einstufung in eine niedrige Kategorie bedeutet aber nicht, dass in der betroffenen Schule schlecht gearbeitet wird oder schlechte Leistungen erbracht werden“, betont Wiederkehr. 

Unter den 400 teilnehmenden Schulen (156 Mittelschulen und 244 Volksschule) befinden sich alle der Kategorie eins und ein Teil jener aus der Kategorie zwei. Sie stammen überwiegend aus dem urbanen Bereich. 227 befinden sich in Wien, während aus dem Burgenland nur eine Schule teilnimmt. 

Evaluierung 

Begleitet wird das Projekt durch die Schulaufsicht. Auf regionaler Ebene sollen die teilnehmenden Schulen die Möglichkeit haben, sich untereinander über ihre Erfahrungen auszutauschen.  Ein beratendes Gremium, in dem unter anderem Vertreter der Arbeiter- und Wirtschaftskammer sowie der Industriellenvereinigung sitzen, soll für die Evaluierung sorgen.

Das Projekt ist längerfristig angedacht. Erst nach fünf Jahren soll über die Gruppe der teilnehmenden Schulen neu entschieden werden. Geht es nach dem Minister, könnte das Programm ausgeweitet werden, damit alle Schulen der Kategorie zwei teilnehmen können. Offen ist aber noch, ob die schwierige budgetäre Situation dies auch zulässt. 

Wiederkehr ist zuversichtlich, dass sich trotz der jüngsten Engpässe genügend Personal finden wird: "Die Personalsituation ist regional teilweise noch schlecht, es geht aber in die richtige Richtung. Wir haben wieder mehr Studienanfänger, weiters viele Quereinsteiger“, sagt der Minister. 

Und so sieht der weitere Fahrplan aus: Nächste Woche ist der offizielle Kick-off für das Projekt geplant, erste Arbeits- und Vernetzungstreffen sollen im Jänner erfolgen.

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