Lehrermangel: Mit welchem Studium man die besten Jobchancen hat

Ein Lehrer sitzt auf einem Tisch vor einer Klasse und hält ein Buch.
Jeder zweite Lehramtsstudent studiert Geschichte. Gebraucht werden aber Lehrkräfte, die Deutsch, Mathe oder Sport belegt haben. Ein Überblick – auch für Quereinsteiger.

Elisabeth Gehrer schickt im April 2004 einen Brief an alle Maturanten, in dem sie in ihrer Funktion als ÖVP-Bildungsministerin darlegt, man möge nach dem Schulabschluss tunlichst kein Lehramtsstudium beginnen.

"Bei den Lehramtsstudien ist es immer noch so, dass Absolventinnen und Absolventen mit Fächerkombinationen wie zum Beispiel Deutsch und Geschichte, mehrere Jahre auf eine Anstellung warten müssen.“ Bessere Chancen hätten wenn, dann naturwissenschaftliche, technische und wirtschaftswissenschaftliche Unterrichtsgegenstände. Generell „gute Berufsaussichten gibt es in vielen Dienstleistungsbereichen, besonders im Pflege- und Tourismusbereich sind Fachleute sehr gefragt", so die ÖVP-Ministerin der ÖVP-FPÖ-Koalition damals.

Christoph Wiederkehr

Heute zeigt sich, dass Gehrers Appell betreffend des Bildungswesens jedenfalls ein Fehler war und scheints gehört wurde, weil heute Hunderte Lehrerinnen und Lehrer österreichweit – von Volks- bis zur höher bildenden Schulen fehlen. Wiewohl es "so viele Studienanfänger gibt wie seit Jahrzehnten nicht mehr, ist der Lehrermangel noch nicht behoben“, sagt Bildungsminister Christoph Wiederkehr von den Neos. Die Situation sei je nach Studienfach ganz unterschiedlich.

"Einen hohen Bedarf gibt es in den Bereichen Bewegung und Sport sowie Deutsch, Englisch und Mathematik“, so Wiederkehr. In Zahlen ausgedrückt, wurde für 2025 ein Bedarf an 292 Sportlehrern, 392 Deutschlehrern und 356 Englischlehrern gemeldet.

Abschlüsse und Bedarf

Berechnet werden diese Bedarfszahlen immer für die kommenden 10 Jahre, erklärt das Bildungsministerium auf KURIER-Nachfrage. Diese Bedarfe werden dann alle drei Jahre den Universitäten und pädagogischen Hochschulen für die Leistungsvereinbarungen vorgelegt als auch für die Studierendenberatung bereitgestellt.

Die Anzahl der benötigten Pädagogen ist allerdings höher, da nicht jedes Fach in Vollzeit besetzt werden kann, heißt es seitens des Ressorts von Christoph Wiederkehr.

Beliebtheit vs. Bedarf

Wichtig zu wissen ist bei der Betrachtung der Bedarfsprognose, dass sich diese nicht auf ein, sondern mehrere Jahre bezieht.

Einen besonders großen Bedarf gab/gibt es heuer landesweit nicht nur in den Hauptfächern, sondern auch in katholischer Religion, bildnerischer Erziehung (BE) oder Musik. 127 BE-, 123 Religions- und 104 Musiklehrer sind heuer gefragt gewesen.

Lehramtsstudien-Abschlüsse

Ein Fach mit geringem Bedarf aber einer besonders hohen Zahl an Studierenden ist und bleibt Geschichte. Geht es nach den vom Bildungsministerium zur Verfügung gestellten Zahlen, so schlossen im Studienjahr 2023/2024 österreichweit 379 Menschen ein Studium der Geschichte/Sozialkunde/politischer Bildung ab. Die Fächerauswahl dieser Tabelle erfolgte anhand der ausgeschriebenen Stundenzahl und der Höhe des Bedarfs (hoch/rot bis niedrig/grün).

Die meisten Absolventen gab es an einer der Hochschulen/Fakultäten in Wien und Niederösterreich (Verbund Nord-Ost), gefolgt vom Burgenland, Steiermark und Kärnten (Verbund Süd-Ost) mit 79 Studienabschlüssen. In Salzburg und Oberösterreich (Verbund Mitte) weist die Statistik 54 Abschlüssen in diesen Fächern aus.

Wiederkehr arbeite derzeit daran, „dass wir in Zukunft mittels Prognose genau ausschildern können, in welchen Fächern uns wie viele Lehrerinnen und Lehrer fehlen werden. Das ist professionelles Personalmanagement, das wir in Zukunft umsetzen werden“. Gegenwärtig kann der Bedarf an Lehrkräften allerdings nur auch mithilfe von Quereinsteigern gedeckt werden. Seit 2022 gibt es die Aktion „Klasse Job“, die Menschen, die bereits ein Studium absolviert und einen Beruf ergriffen haben, für das Lehrerdasein begeistern soll. 12 Prozent der derzeit Unterrichtenden sind solche Quereinsteiger.

46-220133153

Voraussetzung, um überhaupt als Quereinsteiger infrage zu kommen, ist die Zertifizierung durch eine Kommission. Die Bewerbungsfrist für Quereinsteiger läuft noch bis zum 21. November. Auch kommendes Jahr werden wieder besonders Mangelfächer gesucht.

Kommentare