Ein Lehrer kämpft gegen den Islam
„Ich ficke deine Mutter“ ist das neue „Guten Morgen“.
Eine etwas derbe Feststellung, sprachlich wie inhaltlich. Aber offenbar gelebte Realität an den heimischen Schulen – zumindest, wenn man Christian Klar Glauben schenkt. Er hat soeben sein zweites Buch zur Misere des österreichischen Bildungssystems vorgelegt, präsentiert wird es am Dienstag. Und er spart darin nicht mit deutlichen Worten. Der einleitende Satz stammt von ihm.
Klar ist langjähriger Lehrer, Schulleiter, ÖVP-Bezirkspolitiker in Floridsdorf – und Autor. Sein erstes Buch („Was ist los in unseren Schulen?“) erschien im Vorjahr, in der Bildungsdebatte meldet er sich schon seit Jahren mit unverblümten Aussagen zu Wort.
Christian Klar
Lehrer, die sich in Büchern den Frust von der Seele schreiben, das hat in Österreich Tradition. Der unlängst verstorbene Niki Glattauer („Der engagierte Lehrer und seine Feinde“, „Die Pisa-Lüge“) war so einer, auch die Lehrerin Susanne Wiesinger („Kulturkampf im Klassenzimmer“) griff in die Tasten, als ihr sonst niemand mehr half. Wird man anders von der (Bildungs-) Politik nicht gehört? „Anscheinend“, sagt Klar im Gespräch mit dem KURIER. „Man muss wohl ein Buch schreiben, dann wir man wahrgenommen.“
Mit dem Prädikat des „Wutlehrers“ müssen und mussten er und seine Kollegen leben; es ist gleichermaßen despektierlich wie wahr. Dass echte Bildungsdebatten in diesem Land gefühlt öfter von wütenden Lehrern als von den zuständigen Politikern angestoßen werden, sagt jedenfalls so einiges.
Klar hält sich in seinem neuen Werk nicht mit den kleinen Dingen auf: „Wie retten wir die Zukunft unserer Kinder?“ lautet der Titel. Das ist nicht eben bescheiden. Immerhin darf man sich von einem, der solche Fragen stellt, auch eine Antwort erhoffen. Dass Klar nicht nur die Zukunft der Kinder, sondern gleich jene des christlichen (!) Abendlandes mitretten will, das wird bei der Lektüre rasch deutlich.
Das Buch von Christian Klar
Als eines der zentralen Probleme des Schulsystems identifiziert Klar die Zuwanderung: „Durch die Migration der letzten zehn Jahre gefährdet der politische Islam mit seinem islamistischen Regelwerk jene Grundwerte, die unsere liberale Gesellschaft ausmachen“, schreibt er. „Das Ganze scheint aus den Fugen zu geraten.“
Authentische Anekdoten
Problematisch sei freilich nicht die Zuwanderung per se, bemüht sich Klar fast pflichtschuldig einzuschränken, sondern „die Haltung der Menschen gegenüber der europäischen, im Speziellen der österreichischen Gesellschaft“. Und um ebendiese sei es schlecht bestellt. Schließlich habe man es mit Menschen zu tun, in deren Gesellschaft es mit Frauenrechten nicht weit her sei und Homosexualität als Krankheit gelte.
Immer wieder flicht Klar im authentischen Plauderton Erzählungen aus dem Schulalltag ein – selbst erlebte oder ihm glaubhaft berichtete –, um seine Thesen zu stützen. Da erfährt man dann von Chatka, der nicht arbeiten gehen will, von Mehmet und Kerim, deren Bruder ein Totalverweigerer sei, oder von Ali, der im Alter von drei Jahren noch nie ein Wort Deutsch gehört oder gesprochen hat, obwohl er zwar in Wien, aber zugleich in einer der Parallelgesellschaften lebt, die Klar verortet.
Man liest aber auch vom Vater, der in die Schule zitiert wird, sich jedoch weigert, mit der Lehrerin zu sprechen. (Auch hier kommt Klar nicht ohne Obszönitäten aus; wir erkennen es als Stilmittel an.) Oder von den Sorgen, die sich der Autor über die Außenwirkung macht, die von Klassen ausgehe, die beim Schulausflug mit Kopftuch, Gebetskappe und oben ausrasierten Bärten unterwegs sei. (Das, so Klar, solle nicht die Visitenkarte unseres Landes sein. Dass er für ein Kopftuchverbot ist, wird bereits vor dem expliziten Kapitel „Wie viel Islam verträgt unsere Schule?“ klar.)
Auf dünnes Eis begibt er sich spätestens, wenn er über den hohen Anteil behinderter Kinder aus dem Ausland räsoniert, die er auf die „Verwandtenehen“ in anderen Kulturen zurückführt – und die nur wegen des Sozialsystems in Österreich leben würden. Da wird Klars politische Agenda gar offensichtlich.
Als zentrales Problem identifiziert der Autor die fehlenden Deutschkenntnisse, denen er breiten Raum widmet. Damit ist er freilich nicht mehr allein, auch die Politik hat das Thema nach einer jahrelangen Schrecksekunde für sich entdeckt. Klar aber geht weiter: Er fordert nicht nur Sprach-, sondern Kulturkenntnisse ein. Es gebe Menschen in Wien, die hätten „nie einen österreichischen Film gesehen, nie ein österreichisches Lied gehört“, bemängelt er – und schlägt Ambros als Hörbeispiel vor.
Damit ist man auch rasch beim Kern seiner Argumentation: „Die Sprachprobleme sind nur eine Folge eines Kultur- und Religionskampfs, der in unserem Land tobt“, sagt Klar zum KURIER. „Würden sich die Menschen wirklich integrieren wollen, könnten sie die Sprache rasch lernen.“ Alles, so meint er, „eine Frage des Wollens“.
Wie kommen wir da raus?
Wie aber kommen wir da raus? Zuallererst, so Klar, müsse die Schule Haltung zeigen. Und: Es brauche Sanktionsmöglichkeiten. Gerade, um mit Menschen zurechtzukommen, für die „in ihrer Welt Verstöße gegen die Ordnung untrennbar mit Sanktionen verbunden sind, weshalb das Ausbleiben von Sanktionen sie an der Ordnung und am Ordnungshüter zweifeln lässt“. Ideen – etwa verpflichtende Sprachtests ab dem dritten Lebensjahr – hat Klar so einige.
Spätestens hier blitzt die Expertise durch, über die der Lehrer und Schulleiter Klar zweifellos verfügt. Das tut dem Buch gut. Immer wieder vertieft sich Klar im Schulrecht und listet detailliert konkrete Reformvorschläge auf. Stellenweise liest sich das Buch wie ein Pflichtenheft für den Bildungsminister. Durchaus mit Absicht: Er wolle sich mit seinem Buch „auch an die Bildungsdirektionen und den Bildungsminister richten“, sagt Klar zum KURIER. „Nicht umsonst ist die Titelseite auch in Pink gehalten. Vielleicht fühlt er sich ja angesprochen.“ Einen Versuch ist es wert. Für Debatten wird jedenfalls gesorgt sein.
Christian Klar
tritt seit zehn Jahren mit kontroversiellen Botschaften in der medialen Debatte über die Probleme im Bildungssystem auf. Zuletzt machte er sich für ein Kopftuchverbot für unter 14-Jährige stark. Klar ist ÖVP-Politiker und seit 1988 im Schuldienst; seit 2012 ist er Direktor einer Mittelschule in Wien.
Das Buch
Sein zweites Buch „Wie retten wir die Zukunft unserer Kinder? “ ist ab nächster Woche im heimischen Buchhandel erhältlich.
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