Ob es nun himmlischer Beistand, der vorgezogene Wahltermin oder eine clevere Wahlkampfstrategie war – weniger als acht Stunden später war es offiziell: Schützenhöfer, der ewige Zweite, hatte die steirische Landtagswahl gewonnen. Zum ersten Mal in seiner Karriere.
Der Weg zu diesem ersten offiziellen Wahlsieg war lang. Der gebürtige Niederösterreicher Schützenhöfer kam einst in die Steiermark, um eine Kaufmannslehre zu machen. Er trat der JVP bei und wuchs in die Partei hinein. Ein Platz in der ersten Reihe der steirischen ÖVP war für den Konsenspolitiker und Verfechter der Sozialpartnerschaft dennoch nicht vorgesehen.
Nach der JVP wechselte er zum ÖAAB, wo er später Landesobmann war. Aus dieser Zeit habe er, der frühere Ministrant, den „Wertekompass“ für seine gesamte politische Arbeit mitbekommen, sagt er: die katholische Soziallehre. Gleichzeitig vertrat Schützenhöfer immer wieder überraschend liberale Positionen, trat etwa für gleichgeschlechtliche Partnerschaften oder die Gesamtschule ein.
An die Spitze der Landespartei schaffte es der zweifache Vater 2005. Seine Vorgängerin Waltraud Klasnic trat ab, nachdem sie bei der Landtagswahl ein Debakel eingefahren hatte – das vormals schwarze Kernland wurde rot eingefärbt.
Doch wieder war Schützenhöfer nur die Nummer zwei im Land. In die Grazer Burg zog nun der Sozialdemokrat Franz Voves ein. Ausgerechnet zum politischen Gegner Voves sollte Schützenhöfer eine langjährige enge Freundschaft aufbauen, die sich auch in der Landespolitik niederschlug: 2015 verwiesen die Wähler Schützenhöfer und die ÖVP wiederum auf Platz zwei. In einer sogar für die eigenen Parteien überraschenden „Geheimaktion“ vereinbarten Voves und Schützenhöfer daraufhin einen Deal: Voves würde zurücktreten und seinem Freund Schützenhöfer den Landeshauptmann-Sessel überlassen. Im Gegenzug sollte die rot-schwarze „Reformpartnerschaft“ fortgesetzt werden.
Es kam zuletzt anders. Ende August ging Schützenhöfer auf den FPÖ-Antrag auf vorgezogene Neuwahlen und ein damit einhergehendes Ende der rot-schwarzen Koalition ein. Als Begründung nannte er die schwierige Wirtschaftslage.
Das nahm ihm sein (nunmehr ehemaliger) Freund Voves allerdings nicht ab. In einem offenen Brief warf er Landeschef Schützenhöfer vor, „reine parteipolitische Machtpolitik“ zu betreiben. Die Selbstinszenierung Schützenhöfers als Politiker mit „Handschlagqualität“ hatte einen Kratzer.
Strategisch war der Zeitpunkt für Neuwahlen für die ÖVP freilich günstig. Schützenhöfer wollte endlich offiziell Erster werden und dazu auf der von Sebastian Kurz ausgelösten türkisen Erfolgswelle mitschwimmen.
Dabei hat der christlichsoziale Schützenhöfer mit dem „neuen Stil“ der ÖVP wenig am Hut. Statt Slim-Fit-Anzug trägt er oft ein Trachten-Sakko, wenn er redet, glaubt man, einer Predigt zu lauschen.
Er ist der aus der Zeit gefallene Landesvater: rührig, leutselig, mit Schmäh, Ruhe und Gelassenheit.
Schützenhöfers Kritiker bezeichnen dieses Auftreten als träge. Sein Lieblingswahlkampfsatz „Die Steiermark ist mein Leben“ zeige, wie beschränkt sein Horizont sei, sagen sie. Sein einziges Interesse sei es, endlich eine Wahl zu gewinnen vielleicht sogar um den Preis einer türkis-blauen Koalition.
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