Schönborn kritisiert Waffenlieferungen: "Produziert Flüchtlinge"
Am Palmsonntag war Kardinal Christoph Schönborn in der Pressestunde zu Gast. Auch da ist Corona ein Thema. "Die Pandemie ist da. Wir können sie nicht wegpusten.Wir können nur hoffen, dass es uns gelingen wird, sie einzudämmen", sagt der Kardinal. Die Restriktionen, die uns auferlegt sind, seien natürlich Eingriffe in die Freiheitsrechte. "Aber haben wir die Wahl?", fragt Schönborn rhetorisch. Allen Verschwörungstheorien zum Trotz reagiere der ganz überwiegende Teil der Bevölkerung vernünftig auf die Maßnahmen.
"Globale Solidarität" beim Impfen
Schönborn spricht sich beim Impfen für eine "globale Solidarität" aus. Die Pandemie sei erst dann überwunden, wenn sie weltweit überwunden sei. Erstmals in der Weltgeschichte handle es sich um eine globale Pandemie. Er verstehe jeden, der auch an sich selbst denke. Er selbst sei mit seinen Vorerkrankungen auch schon geimpft, obwohl er noch nicht 80 sei, sagt Schönborn. Er wünsche sich, dass möglichst schnell alle geimpft werden können. Jede Familie schaue darauf, dass ihre Mitglieder, "die Oma und der Opa", geimpft werden. Das sei auch legitim.
Forderung nach globaler Solidarität bei der Verteilung der Impfstoffe
Sorge vor leeren Kirchen
Viele Menschen seien an Corona gestorben und hätten nicht den gewünschten kirchlichen Beistand bekommen können, das sei sehr schmerzlich gewesen, sagt der Kardinal. Viele kirchlichen Feste fallen schon seit Monaten aus, und Schönborn zeigt sich besorgt, ob auch nach der Krise die Kichen so leer bleiben würden wie jetzt. Möglicherweise würden sich Aktivitäten in den digitalen Raum verlagern.
Die "schmerzlichste Feststellung" im Rückblick auf die erste Phase der Coronapandemie seien die vielen Toten in den Pflegeheimen. Allerdings müsse man sagen, dass es die Restriktionen überhaupt aus dem Motiv heraus gegeben hat, damit man die alten Menschen schützt. "Mich hat beeindruckt, welch breiten Konsens es gegeben hat, die alten Menschen zu schützen."
Segnung Homosexueller: "Kommunikation verbessern"
Schönborn sagt, er sei "nicht glücklich" über "Zeitpunkt und Kommunikation" des Vatikan, warum die katholische Kirche homosexuelle Paare nicht segnen solle. Schönborn sagt inhaltlich, er stehe "zum Kernanliegen", das "Ja zur sakramentalen Ehe" (Mann, Frau und Vermehrung) sei etwas Heiliges und Schützenswertes.
Zu homosexuellen Paaren sagt Schönborn: Viele gleichgeschlechtliche Paare lieben einander und würden eine gelungene Beziehung leben. Für Menschen, die gleichgeschlechtlich lieben, sei "dieses Wort aus Rom eine schwere Verletzung. Da muss ich meiner lieben Mutter Kirche sagen: Bitte redet weniger über Sexualität und mehr über Liebe. Redet mehr über gelungene Beziehungen und nicht darüber, was erlaubt und was nicht erlaubt ist". "Die Kommunikation" des Vatikan sei verbesserungswürdig.
Nein der Katholischen Kirche zur Segnung homosexueller Paare
"Vorsicht" bei Sterbehilfe-Gesetz
Das generelle Verbot von assistiertem Suizid ist verfassungswidrig, befand unlängst der Verfassungsgerichtshof. Nun muss das Gesetz bis Ende des Jahres repariert werden. Schönborn: "Diese Gesetzgebung muss sehr vorsichtig sein, damit kein Dammbruch geschieht." Beeindruckend sei die klare Stellung der Ärztekammer, die Kirche sei nicht allein mit ihrer Kritik an dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs.
Man könne bereits derzeit in die Patientenverfügung schreiben: "Bitte keine exzessiven Therapien", wenn man nicht endlos an Maschinen hängen wolle. Aber die Menschen sollten "an der Hand" eines Mitmenschen sterben, nicht "durch die Hand".
Schönborn kritisiert Waffenlieferungen
Ganz klar spricht sich Schönborn für die Aufnahme von Flüchtlingen aus den überfüllten Lagern in Griechenland aus. Einige hundert Familien, vor allem jene, die schon Asylstatus haben, sollte Österreich aufnehmen. Europa solle in sich gehen - Österreich profitiere von Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, ebenso wie andere europäische Länder. Schönborn: "Wir produzieren die Flüchtlinge im Syrienkrieg selbst."
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