Scheidungsanwalt: "Ein Liebhaber geht den Staat nichts an"

Scheidungsanwalt: "Ein Liebhaber geht den Staat nichts an"
Schuldfrage ist beim Streit um den Unterhalt entscheidend. Dabei geht viel kaputt, kritisiert Scheidungsanwalt und Neos-Mandatar Margreiter.

Wer ist schuld am Beziehungsende? Eine Frage, die gar nicht so einfach zu beantworten ist, spielt bei vielen Scheidungen in Österreich noch immer eine entscheidende Rolle.

Warum das so ist – und wie viel Schaden der Streit ums Geld anrichtet, weiß Neos-Abgeordneter Johannes Margreiter, im Brotberuf Scheidungsanwalt. Er selbst war übrigens 35 Jahre lang verheiratet, seit 2018 ist der Tiroler verwitwet.

KURIER: Herr Margreiter, nach allem, was Sie als Scheidungsanwalt erleben: Ist es klug, zu heiraten?

Johannes Margreiter: Ich war immer der Meinung, dass die Ehe ein wichtiges Modell ist, und der Staat dabei eine wichtige Schutzfunktion hat. Es ist in gewisser Weise so, als würden sich zwei Menschen zu einem Unternehmen zusammentun. Es braucht Gesetze, damit im Fall einer Auflösung Ansprüche des schwächeren Partners gewahrt bleiben.

Und gibt es zum Jahreswechsel mehr Bedarf an solchen „Auflösungen“?

Es gab Jahre, da war es auffällig. Klar ist: Nach den Feiertagen und auch wegen des Lockdowns liegen die Nerven blank. Viele erleben ihren Partner da von einer Seite, mit der sie schwer zurechtkommen. Manche ringen vielleicht schon länger mit dem Plan und setzen sich den Jahreswechsel als Deadline.

Was ist aus Ihrer Sicht der häufigste Trennungsgrund?

Desinteresse, eindeutig. Wenn man sich nichts mehr zu sagen hat, die Freizeitgestaltung parallel läuft, es nichts Gemeinsames mehr gibt. An zweiter Stelle steht, dass eine andere Frau im Spiel ist.

„Andere Frau“? Das heißt, die Männer sind schuld?

Ja. Ich spreche gerne geschlechtsneutral, aber es sind in den Urteilen überwiegend die Männer. Das zeigt auch die Statistik (siehe Grafik).

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