Warum Neoparteien auf die Nase fallen

Wähler und Medien stürzen sich daher stets dankbar auf die "Neuen".

Warum zerbröseln fast alle Neoparteien? Theoretisch müsste es ihnen prächtig gehen. Denn eine fest zementierte große Koalition hat das Profil der beiden Regierungsparteien in grauen Einheitsbeton verwandelt.

Wähler und Medien stürzen sich daher stets dankbar auf die "Neuen". Doch diese Leuchtraketen verglühen meist noch viel schneller als das Silvesterfeuerwerk. So sitzen plötzlich elf Abgeordnete des Team Stronach, die zuvor schon bei anderen verhaltensoriginellen Gruppierungen ihr Ein- und Auskommen fanden, für fünf Jahre führungs-, ideen-, jedenfalls sinnlos im Parlament.

So etwas gibt’s nicht nur im Hohen Haus. Auch der recht still gewordene "Dauer-Rebell" Fritz Dinkhauser (Liste Fritz) ist noch mit zwei (vor 2013 mit 7!) Mandaten im Tiroler Landtag vertreten. Da solch wortgewaltige Populisten keine anderen Polterer neben sich dulden, schied Transitgegner Fritz Gurgiser im Streit von ihm.

Kiffende Piraten

Und wer spricht noch von den "Piraten" – außer, wenn einer von ihnen mit 2,7 Kilo Cannabis erwischt wird? Der Innsbrucker Gemeinderat Alexander Ofer verteidigte sich gegen den Verdacht des Suchtgifthandels durchaus amüsant: Das sei erstens "sein persönlicher Vorrat" und diene zweitens einer Studie, weil die Piraten ja Kiffen entkriminalisieren wollen.

Am professionellsten ging es bisher Matthias Strolz an, der das Polit-Geschäft immerhin über Jahre im "schwarzen" Wiener Wirtschaftsbund gelernt hat. Doch auch seine Kollegen aus dem schon wiederholt gescheiterten "Liberalen Forum" plagen sich gerade mit den Mühen der Ebene und jammern, dass Themen wie Haschisch-Freigabe breitgetreten werden, während Ernsthafteres medial untergehe. Profis müssten aber natürlich wissen, womit man in die Schlagzeilen gerät. Bei echten wirtschaftsliberalen Ansichten, an denen in Österreich tatsächlich Mangel herrscht, zuckten die Neos leider regelmäßig und ängstlich zurück. Klar, damit macht man sich hierzulande nicht beliebt.

Die Grünen sind die einzige Partei, die es in den letzten Jahrzehnten geschafft hat, sich vom "Newcomer" zur fixen Kraft zu mausern. Aber auch sie mussten viel Lehrgeld zahlen, Parteispaltung inklusive. Und seit die Grünen in vielen Landtagen Regierungsverantwortung übernommen haben, schlucken sie fast jede Krot. Besonders im rot-grünen Wien beweisen sie erstaunliche Lernfähigkeit bei der Übernahme roter Machtallüren.

Politik ist ein schwieriges, geradezu unbarmherziges Geschäft. Nach der Anfangseuphorie mangelt es den "Neuen" fast immer an Personalressourcen und klaren Programmen. Daher können sie die Großparteien nicht ersetzen, die zwar kraftlos wirken, in Wahrheit aber alle Lebensbereiche mit ihrem teils unsichtbaren Netz überzogen haben. Jörg Haider hat gegen diesen Proporz-Staat (richtigerweise) gekämpft, ist aber an seinen eigenen Widersprüchen und einem Teil seiner Gefolgschaft gescheitert.

Theoretisch gäbe es genug Platz für Neues und Neue. Wenn diese nur nicht immer über sich selbst stolpern würden.

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