Rotstift bei AMS-Budget: 600 Trainer in Wien sind ihre Jobs los
Sechs Jahre lang hat Frau Maria (Name geändert, Anm.) Menschen geholfen, beruflich wieder Fuß zu fassen – nun, mit Anfang 50, ist sie selbst bald arbeitslos. Die Fachtrainerin, die international tätig war und zwei Uni-Abschlüsse hat, ist betroffen vom Sparkurs, den die Regierung dem Arbeitsmarktservice ( AMS) verordnet hat.
Frau Maria ist kein Einzelfall: Mehr als 600 Kollegen sind laut ihren Recherchen in der Trainer-Community ihre Jobs los – alleine in Wien. In ganz Österreich könnten es bis zu 3000 Betroffene sein. Einerseits, erklärt sie, wurden projektbezogene Verträge nicht verlängert, andererseits wurden auch unbefristete Dienstverträge aufgelöst, so etwa in ihrem Fall.
Wie viele über das Frühwarnsystem angemeldet wurden, kann das AMS aus Datenschutz-Gründen auf Anfrage des KURIER nicht sagen. Die betroffenen Bildungsinstitute, die für das AMS arbeiten, müssten selbst an die Öffentlichkeit gehen.
Für AMS-Trainer gibt es kein Sicherheitsnetz – sie arbeiten meist nur 20 bis 30 Stunden mit befristeten Verträgen. Seit längerem wird eine Arbeitsstiftung gefordert, bisher ohne Erfolg. Um ihrem Berufsstand eine Stimme zu geben, hat Frau Maria eine Plattform gegründet und einen offenen Brief an Kanzler Sebastian Kurz sowie Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Sozialministerin Beate Hartinger-Klein geschickt.
Offener Brief an Kanzler
Darin ersucht sie die Verantwortlichen, die drohenden Kürzungen zu überdenken. Der Brief wird von Daniela Holzinger, Sozialsprecherin der Liste Pilz, unterstützt, die schon im April vor einer Kündigungswelle gewarnt hatte. Die Nationalratsabgeordnete wirft Ministerin Hartinger-Klein vor, durch ihre „Untätigkeit eine Schneise der Verwüstung durch den österreichischen Sozialstaat zu schlagen“ und fordert Klarheit beim AMS-Budget sowie die Einrichtung einer Arbeitsstiftung, um Trainer nach der Kündigung zu unterstützen.
Die Kürzungen werden von der Regierung mit der niedrigeren Arbeitslosigkeit begründet – unklar ist aber, um wie viel Geld es wirklich geht. Vorerst hieß es, dass es 2019 statt 1,4 nur noch 1,25 Milliarden Euro gibt, 1,05 wären es ohne Rücklagen.
„Die Planungsunsicherheit ist ein großes Problem. Die Landesorganisationen bestellen derzeit sehr vorsichtig Kurse. Das hat schon im Herbst Auswirkungen“, sagt Marius Wilk, Leiter des AMS-Vorstandsbüros. Sobald das Budget politisch ausverhandelt ist, könne das AMS wieder Aufträge ausschreiben, ganz ohne Kürzungen wird es aber wohl nicht gehen.
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