Rotkreuz-Chefs misstrauen Sozialjahr

Rotkreuz-Chefs misstrauen Sozialjahr
Gleichzeitig unterstützen sie die Wehrpflicht-Initiative.

Zweifel, dass der Zivildienst-Ersatz funktioniert. Auch prominente „Rote“ bleiben skeptisch. Mit dem Angebot eines bezahlten Freiwilligenjahres als Ersatz für den Zivildienst konnte Sozialminister Rudolf Hundsdorfer die Bedenken beim Roten Kreuz nicht zerstreuen. Außerdem haben viele Sozialdemokraten eine ganz andere Meinung als Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ), der die Wehrpflicht abschaffen will.

Angetrieben

Am Freitag präsentierte sich in St. Pölten das Personenkomitee für die Wehrpflicht. Der Initiator, Raiffeisenchef Erwin Hameseder, betonte, dass es sich um ein unpolitisches Personenkomitee handle. Ihm assistierte der ehemalige SPÖ-Innenminister Karl Schlögl. Der erklärte: „Man ist nicht an mich herangetreten, sondern ich bin aus eigenem Antrieb in das Personenkomitee gegangen.“ Er habe nur Parteichef Werner Faymann davon verständigt, der ja bekanntlich die gegenteilige Linie vertritt.

Schulterschluss

Offenkundig wurde in St. Pölten auch der Schulterschluss mit dem Roten Kreuz. Am Podium saßen Landesvize Josef Schmoll und Landesgeschäftsführer Peter Kaiser. Sie haben eine flächendeckende Initiative für Wehrpflicht und Zivildienst gestartet. Denn die Rotkreuz-Chefs halten die Idee des Sozialministers, den Zivildienst durch gut bezahlte Freiwillige zu ersetzen, für unrealistisch. Wie sollen 8000 bezahlte Freiwillige die derzeit 16.000 Zivildiener ersetzen? Da würden, so Schmoll, etwa die Schulwegsicherung und Gedenkdienste überhaupt wegfallen. Und die versprochenen 8000 Freiwilligen würde es ebenfalls nicht geben, wie das Beispiel in Deutschland zeige. Nach dem Bevölkerungsschlüssel würden sich in Österreich nur 4000 Interessenten melden, von denen aber die meisten nicht tauglich seien. Für Hameseder sind auch die militärischen Aufgaben nur mit dem derzeitigen Mischsystem aus Wehrpflichtigen, Miliz und Berufssoldaten erfüllbar: „Das Österreichische Bundesheer sollte sich auch weiterhin aus dem Volk für das Volk rekrutieren.“ Denn die von Berufsarmee-Befürwortern oft genannten „Profis“ seien schon längst da. Die meisten Rekruten würden eine ausgezeichnet Berufsausbildung mitbringen. Und es profitiere auch die Wirtschaft: „Die Praxis zeigt, dass jungen Österreicher in der Arbeitswelt nach dem Präsenzdienst oder dem Zivildienst teamfähiger und durchhaltefähiger sind.“

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