Roter Sparkurs: Aus für Parteihotel und Kanzlerfest

Anno 2006: Damals nur "Sommerfest" im Gartenhotel Altmannsdorf
SPÖ-Chef macht Familiensilber zu Geld und stellt teures Seitenblicke-Event ein.

Das alljährliche Kanzlerfest der SPÖ in Wien Altmannsdorf wird es so schnell nicht wieder geben. Unter seinem Vorbild Bruno Kreisky wurde es erstmals gefeiert. Christian Kern schafft es ab.

Ein Schelm, wer an die Vorwegnahme einer möglichen Wahlniederlage denkt. Nein, die Gründe sind simplerer Natur.

Fiel das Fest im Vorjahr wegen der Turbulenzen durch den Wechsel von Werner Faymann auf Christian Kern aus, so wird das rote Seitenblicke-Event jetzt dauerhaft abgesagt. "Wir wollen die politischen Inhalte in den Vordergrund rücken, gefeiert wird am Abend des 15. Oktober", sagt SPÖ-Geschäftsführer Georg Niedermühlbichler.Das meist vor Ferienstart begangene Kanzlerfest habe aufgrund seiner illustren Gästeschar bei den eigenen Funktionären schon mehr geschadet als genutzt. Die ausgedünnten Parteifinanzen spielen aber auch eine Rolle.

Villa statt Schloss

Als Alternative soll auch heuer wieder ein September-Abend mit Kern und einem Künstler wie Autor David Schalko im Döblinger Kreisky-Forum dienen. 1400 Gäste folgten im Vorjahr der Einladung "Fenster auf und Luft herein". Nach dem Polit-Talk gab es Brot und Wein.

Beim Kanzlerfest in Altmannsdorf waren zu Spitzenzeiten hingegen bis zu 4000 Gäste anwesend. Die Partei kostete das 300.000 Euro – viel Geld, das man heute nicht mehr hat. Kern feiert nicht nur keine Kanzlerfeste mehr, er stößt auch Familiensilber ab. Und zwar im Paket: Das unter Denkmalschutz stehende Schloss Altmannsdorf samt riesigem Park (Eigentümer ist das rote Renner Institut) sowie das Gartenhotel auf demselben Areal – es gehört der Bundes-SPÖ.

Speziell das 4-Sterne-Hotel ist in die Jahre gekommen, der Sanierungsbedarf enorm und das wirtschaftliche Risiko auf dem überbesetzten Hotelmarkt groß. Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter: "Es hat keinen Sinn viel Geld in das Hotel zu stecken. Das macht ein Investor, ein Unternehmer, aber keine Partei."

Nur um den Park (Teich, Mauer etc.) zu erhalten, sind jährlich 80.000 Euro nötig, hört man. Das Renner Institut bekommt Förderungen von 2,4 Millionen. Direktorin Maria Maltschnig, sie war Kerns Kurzzeit-Kabinettschefin, will lieber ihr Seminarangebot ausbauen, statt das Schloss und den Park zu erhalten.

10 Millionen in Kassa?

Und auch die Partei kann das Geld gebrauchen: Zur Begleichung von Altschulden in Altmannsdorf und der Sanierung des "Vorwärts"-Gebäudes an der rechten Wienzeile. Für den Wahlkampf kommt der Verkauf freilich zu spät. "So schnell steht nicht der Scheich vor der Tür, das wäre naiv", bremst ein Insider.

Beauftragt wurde ein international tätiges Maklerbüro. Die Preisvorstellungen werden nicht verraten, aber allein das Schloss hat 2500 Quadratmeter. 3000 bis 4000 Euro je Quadratmeter, also bis zu zehn Millionen Euro, dürften zu lukrieren sein. Dazu kommen Park und Hotel. Ist alles verkauft, braucht das Renner Institut einen neuen Sitz. Maltschnig: "Wir suchen Räumlichkeiten, die auch die Erneuerung der Partei symbolisieren, den frischen Wind."

Dazu passt: Der endgültige Beschluss zum Verkauf fiel vergangenen Mittwoch, als Kern die SPÖ auf eine Öffnung hin zu den bis dahin verhassten Blauen einschwor.

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