Roter für Kurz an ÖVP-Spitze

Enge Vertraute: Walter Steidl (re.) traf Kanzler Kern am Mittwoch in Wien
Erst stürzte Salzburgs SPÖ-Chef Faymann, jetzt will er Wahlmatch Kern vs. Kurz.

Der Chef der SPÖ-Salzburg dominiert gemeinhin nicht die bundesweiten Schlagzeilen. Im Mai des heurigen Jahres geriet Walter Steidl dennoch in den Fokus der Öffentlichkeit. Der 59-jährige Sozialdemokrat kämpfte damals an vorderster Front für eine Demontage von Werner Faymann. Steidl und einige Genossen aus anderen Bundesländern trieben den damaligen Kanzler und SPÖ-Obmann derart in die Enge, dass dieser den Rückzug antrat. So wurde der Weg für Christian Kern freigemacht.

"Das war die richtige Entscheidung zum letztmöglichen Zeitpunkt", sagt Steidl heute über die dramatischen Ereignisse im Frühjahr.

Die SPÖ hatte in der Ära Faymann von Wahl zu Wahl an Zustimmung verloren. Die desaströsen elf Prozent für Rudolf Hundstorfer beim ersten Durchgang der Hofburg-Wahl waren der Tiefpunkt, die Stimmung in der Partei war katastrophal.

Seit dem Wechsel von Faymann zu Kern sei hingegen wieder Begeisterung spürbar, erzählt Steidl: "Als Kern Ende Juli nach Salzburg kam, haben wir eine Halle für 700 Leute gemietet, gekommen sind 1200 Menschen. Kern wurde wie ein Popstar empfangen. So einen Andrang hatten wir zuletzt unter Kreisky und Vranitzky." Der Salzburger Spitzenrote hat auch bei Betriebsbesuchen den Eindruck gewonnen, dass die SPÖ für viele Bürger, die zur FPÖ übergelaufen oder nicht mehr zur Wahl gegangen sind, nun "wieder als Option für die nächste Wahl gesehen wird. Das heißt noch nicht, dass sie uns wählen werden, aber die Hoffnung ist groß."

In Umfragen ist das allerdings noch nicht ablesbar. Warum? "Die Leute ändern ihre Meinung nicht von heute auf morgen. Sie überlegen und gustieren."

Wie lange wird die im Dauer-Clinch befindliche Koalition im Bund noch halten? Steidl: "Das Gescheiteste wäre, wenn sie bis 2018 durchhält, aber die ÖVP macht es Kern so schwer wie möglich, sich zu profilieren. Es deutet auch alles darauf hin, dass sie sich auf einen etwaigen Wahlkampf vorbereitet." Das zeige die Personalrochade im Generalsekretariat, wo Peter McDonald durch Werner Amon ersetzt wurde.

Wann auch immer gewählt wird – Steidl hätte gerne, dass die Volkspartei nicht mit Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, sondern mit ihrem beliebten Außenminister in den Wahlkampf zieht. "Ich würde mir Sebastian Kurz als ÖVP-Spitzenkandidat wünschen. Denn wenn sich zwei Gute matchen (also Kern und Kurz), hat der Dritte keine Chance." Der Dritte, das wäre naturgemäß FPÖ-Boss Heinz-Christian Strache.

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