Regierung rechnet mit weiterem Anstieg der Corona-Zahlen

Regierung rechnet mit weiterem Anstieg der Corona-Zahlen
Sorge bereitet, dass sich das Virus im privaten Bereich ausbreitet, wo es kaum Handhabe gibt.

Ein neuer Tag, ein neuer Spitzenwert bei den Neuinfektionen. 869 waren es landesweit von Freitag auf Samstag, davon alleine 444 in Wien. Für die Bundeshauptstadt war das ein Rekordanstieg.

Österreichweit gab es nur einmal Ende März – am bisherigen Höhepunkt der Pandemie – eine höhere Zahl an Neuinfektionen in 24 Stunden (921 am Vortag berichtete bezogen sich auf einen anderen 24-Stunden-Messzeitraum).

„Das ist eine besorgniserregende Entwicklung“, sagte Ulrich Herzog, Leiter der Ampel-Kommission, am Samstag im Ö1-Mittagsjournal dazu. Und er steht damit nicht alleine. Im Gesundheitsministerium – und auch der restlichen Bundesregierung – ist man angesichts der steigenden Zahlen besorgt bis alarmiert, ist zu hören.

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Ulrich Herzog vom Gesundheitsministerium ist Leiter der Ampel-Kommission

„Wir gehen davon aus, dass die Zahlen in den nächsten Tagen nicht wesentlich besser, sondern möglicherweise sogar schlechter werden“, heißt es dazu gegenüber dem KURIER aus dem Krisenstab. Derzeit würden viele Bezirke in ganz Österreich an der Farbe Gelb vorbeischrammen.

Herzog ortet einen bundesweiten Trend und erachtet es deshalb als gerechtfertigt, dass ab Montag bundesweit die Maßnahmen – dazu zählt etwa die erweiterte Maskenpflicht – verschärft werden.

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Was dem Krisenstab jedoch Sorgen bereitet: Viele der aktuellen Neu-Infektionen sind auf Feiern und Treffen in privaten Wohnungen und Häusern zurückzuführen, auf die der Gesetzgeber bzw. das Ministerium selbst mit Verordnungen und neuen Gesetzen nur begrenzt Einfluss nehmen kann und auch gar nicht will. Hier ist einmal mehr die Eigenverantwortung gefragt.

„Diese Zahlen sind für diesen Zeitpunkt deutlich zu hoch. Jetzt muss mit aller Kraft daran gearbeitet werden, dass daraus keine exponentielle Steigerung in Richtung einer zweiten Welle wird“, mahnte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) einmal mehr.

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Wie ernst die Lage ist, das lässt sich daran ermessen, dass die Corona-Kommission bereits Montag zu einer Sondersitzung zusammentritt. Dort soll auch die internationale Situation neu bewertet werden. Den Experten bereiten auch die steigenden Infektionszahlen in einigen Nachbarländern Kopfzerbrechen.

Keine neuen Regeln am Wochenende

Dass am Wochenende noch neue Reglements oder Veränderungen beschlossen werden, wurde Samstag im Umfeld Gesundheitsminister Anschober de facto ausgeschlossen – man habe ja erst am Freitag Verschärfungen verkündet, die ab Montag gelten. In Österreich reißt derweil die Debatte um die Sinnhaftigkeit der Corona-Ampel an sich nicht ab.

Nach Kärntens SPÖ-Landeshauptmann Peter Kaiser kritisiert nun auch Salzburgs VP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer, dass mit – unabhängig von der Ampelfarbe – bundesweit verschärften Maßnahmen die ursprünglich angedachte regionale Abstufung verloren geht.

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Salzburgs VP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer

In der Kommission will man zumindest in einem anderen Aspekt der Abstufung nachschärfen. So sollen Bewegungen von Berufs- und Bildungspendlern innerhalb einer Region und über Bezirksgrenzen hinaus bei den Schaltungen berücksichtigt werden. Etwa wenn es um die Frage geht, warum aktuell Wien „gelb“ leuchtet, das Umland aber nicht.

Hospitalisierungen stabil

So ernst die derzeitige Entwicklung ist, ganz mit den Zahlen des Frühlings sind die aktuellen Infektionszahlen aufgrund der seither massiv gesteigerten Testintensität laut Anschober nicht zu vergleichen. Positiv vermerkt er, dass Hospitalisierungen und Todeszahlen noch relativ stabil sind.

Das führen Experten vor allem darauf zurück, dass die Infektionen sich derzeit vor allem auf junge Menschen konzentrieren. Gleichzeitig wird aber befürchtet, dass das Virusgeschehen auf Risikogruppen überspringt.

Wie schnell das gehen kann, zeigt ein Cluster in einem Grazer Pflegeheim, der in der Steiermark die Zahl der Neuinfizierungen bei Älteren ansteigen ließ. Vor einigen Tagen wurden zwei Pflegerinnen positiv getestet. Inzwischen gelten 13 Mitarbeiter und 13 Bewohner als infiziert.

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