Was die Krisenkommunikation der Regierung angeht, weist Blumencron auf ein grundsätzliches Problem hin: „Bei der Corona-Pandemie handelt es sich nicht um einen defekten Gemüsemixer, den man als Unternehmen vom Markt nehmen muss. Es geht um das wichtigste Gut der Menschen: die eigene Gesundheit. Und hier gelten ganz andere Regeln als in der klassischen Krisen- und Politikkommunikation.“
Eine der wichtigsten ist diese: „Bei Gesundheitsthemen vertrauen die Menschen Ärzten und Gesundheitskräften um ein Vielfaches mehr als Politikern.“ Insofern sei es ein Fehler gewesen, die Epidemie vor- zugsweise selbst erklären zu wollen. „Die Regierung hätte einem Experten vom Format eines Christian Drosten (Chef der Virologie an der Berliner Charité, Anm.) die Bühne überlassen sollen.“
"Die Begriffe versteht niemand"
Auffallend ist für Blumencron, dass die Politik immer noch viele Fremd- und Fachwörter verwendet: „Auch nach einem Jahr darf man nicht glauben, dass die Menschen wissen, was Begriffe wie ,asymptomatisch’ oder ,Inzidenz’ bedeuten. Die Begriffe versteht niemand – es sei denn, man erklärt sie jedes Mal erneut.“
Für besonders wichtig hält die Expertin den Grundsatz, dass Drohungen bei Gesundheitsthemen nicht funktionieren. „Der Kanzler-Satz ,Bald wird jeder jemanden kennen...’ war ein großer Fehler. In der Gesundheitskommunikation funktioniert das Wacheln mit dem Leichentuch nicht.“ Das sei wissenschaftlich auch messbar: „Die Krebsfotos auf Zigarettenpackungen haben keinen signifikanten Effekt.“
Was aber hilft? Wie geht’s besser? Blumencron würde es mit einfachen Zielen probieren. „Es geht bei der Gesundheit sehr oft darum, dass Bürger Anreize bekommen. Der Patient muss die Frage beantworten können: Was bringt’s mir?“
Genau das müsse man auch umsetzen, damit die Impf-Kampagne ein Erfolg wird. „Die Kampagne müsste so aussehen, dass jeder Österreicher in einem Satz beantworten kann, warum sich für ihn oder sie persönlich die Impfung lohnt.“
Kommentare