Kritik vom Rechnungshof: Klimaticket mit nur "geringem" Nutzen für die Umwelt

PRESSEKONFERENZ "KLIMATICKET OSTREGION": GEWESSLER
Was die Nachfrage betrifft, war das Klimaticket ein Erfolg, stellt der Rechnungshof fest. Sonst aber gibt es Kritik am Vorgehen des Verkehrsministeriums unter Leonore Gewessler.

Zusammenfassung

  • Rechnungshof lobt hohe Verkaufszahlen des Klimatickets, sieht aber nur geringe Umweltauswirkungen.
  • Kritik am Verkehrsministerium wegen unrealistischer Annahmen und fehlender umfassender volkswirtschaftlicher Bewertung.
  • Empfehlung, Mobilitätsverhalten differenziert zu analysieren und weitere Effekte wie weniger Unfälle oder Lärm zu berücksichtigen.

Dem mit 26. Oktober 2021 für fast alle öffentlichen Verkehrsmittel gültigen Klimaticket hat sich der Rechnungshof in einem aktuellen Bericht angenommen und registrierte dabei vor allem die hohen Verkaufszahlen. 

Den Nutzen für die Umwelt stufte der RH in Form der erwarteten Treibhausgasreduktionen in "Anbetracht der Gesamtemissionen des Verkehrssektors" jedoch "als eher gering" ein und übte insgesamt Kritik am Vorgehen des Verkehrsministeriums unter Leonore Gewessler (Grüne).

Klimaticket hat sich gut verkauft

Was die Nachfrage betrifft, wurde das Klimaticket ein Erfolg: Im Jahr 2023 wurden etwa mit 243.754 Einheiten etwa doppelt so viele Klimatickets Österreich verkauft wie mit 124.000 prognostiziert wurden. Der RH vermisste jedoch Informationen dahingehend, auf welche Kundengruppe diese Nachfrage zurückzuführen ist, denn "um volkswirtschaftlichen Auswirkungen umfassend abschätzen zu können, bedarf es solcher Daten." 

Was die budgetären Aufwendungen für das Klimaticket Österreich betrifft, so seien laut dem RH-Bericht von Oktober 2021 bis Ende 2024 "Budgetzuschüsse in der Höhe von 520 Millionen Euro für notwendig - die Zuschüsse für regionale Klimatickets beliefen sich im selben Zeitraum auf weitere 610 Millionen Euro."

Kritik am Verkehrsministerium äußerte der Rechnungshof dahingehend, dass dieses nur die Auswirkung durch die reduzierten Treibhausgasemissionen abgeschätzt hätte - und nannte im Gegenzug etwa weniger Unfälle, weniger Luftschadstoffe oder weniger Lärmbelästigung als weitere volkswirtschaftliche Effekte. 

Und was die Nenngröße "Treibhausgasemissionen" betrifft, so bewertete der RH die Reduktion durch das Klimaticket als "eher gering". "Die gesamten Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors betrugen im Jahr 2023 rund 20 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente - mit dem Klimaticket sollten diese um 0,2 Prozent gesenkt werden", hieß es dazu im Bericht.

"Unrealistischen Annahmen" zum Mobilitätsverhalten

Beim 2024 eingeführten Gratis-Klimaticket Österreich für 18-Jährige - es wurde mit 19. April 2025 eingestellt - vermisste der RH indes eine Abwägung zwischen den dafür notwendigen finanziellen Mitteln und "einem alternativen Mitteleinsatz für Infrastrukturausbau oder Angebotsausweitung." Auch der Ansatz des damals von Gewessler geführten Verkehrsministeriums, dass die jungen Erwachsenen eine unterrepräsentierte Kundengruppe darstellen würden, war dem RH nicht nachvollziehbar. 

Ebenso sei bei den Schätzungen zu den Auswirkungen für das Gratis-Ticket mit "unrealistischen Annahmen" zum Mobilitätsverhalten der Zielgruppe gearbeitet worden. Als Beispiel wurde die Hypothese genannt, dass die potenziellen Nutzer ohne Ticket sämtliche Wege mit dem Auto zurücklegen würden.

Angesichts der vom Verkehrsministerium angekündigten Evaluierung zum Klimaticket Österreich empfiehlt der Rechnungshof die Unterscheidung zweier Aspekte: "Veränderungen des Mobilitätsverhaltens aufgrund nicht beeinflussbarer Rahmenbedingungen - wie Bevölkerungswachstum - und solchen Veränderungen, die auf den reduzierten Jahresnetzkartentarif zurückzuführen sind." 

Laut Evaluierung des Wiener Modells könne die Öffi-Nachfrage durch Attraktivierung erhöht werden, wenn "gleichzeitig der motorisierte Individualverkehr weniger attraktiv gestaltet ist."

Hier finden Sie den RH-Bericht (externer Link).

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