Es war einer der großen Meilensteine, die Leonore Gewessler als Klimaschutzministerin hinterlassen hat: das Klimaticket für den öffentlichen Verkehr. In keiner Regierung davor war es gelungen, so ein Ticket auf die Welt zu bringen, mit dem man öffentlich durch ganz Österreich fahren kann.
Noch dazu um diesen Preis: drei Euro pro Tag, insgesamt 1.095 Euro im Jahr. Das Kunststück der Leonore Gewessler war es gewesen, geschickt öffentlichen Druck aufzubauen, sodass die Landeshauptleute letztlich mit eigenen Klimatickets für ihre Bundesländer mitziehen mussten. Das Ergebnis war ein für alle Bahn- und Busfahrer attraktives Paket.
Die Rechnung wurde allerdings einem Marketing-Slogan untergeordnet, der so auf Dauer nicht halten konnte: Ganz Österreich für drei Euro pro Tag. Gleichgültig, ob man mit einem kleinen Bus mitfährt oder mit dem Railjet der ÖBB unterwegs ist.
Damit wurden etwa die jährlichen Preiserhöhungen bei den ÖBB nicht an die Konsumenten, sondern an den Staat und damit an die Steuerzahler weitergeben. Und der musste immer mehr Millionen Euro zuschießen, um dieses Konstrukt aufrechtzuerhalten. Das hatte natürlich auch mit der besonderen Attraktivität dieser Öffi-Karte zu tun. Zuletzt konnten rund 330.000 Personen gezählt werden, die das Angebot derzeit nutzen.
Der Slogan war dann ohnehin mit Beginn des heurigen Jahres bereits Geschichte, weil das Klimaticket der Inflation angepasst wurde und nun statt 1.095 Euro bereits 1.179,30 Euro kostet.
Weitere Erhöhungen dank Sparpaket
Jetzt wird angesichts des Sparpakets nochmals erhöht. Heuer auf 1.300, im kommenden Jahr auf 1.400 Euro pro Person. Diese Anhebung verschafft dem Staat ein wenig finanzielle Luft zum Atmen, dennoch wird weiterhin viel Steuergeld zugeschossen werden müssen. Deshalb soll es ja bei den Koalitionsverhandlungen auch einige Stimmen gegeben haben, die das Klimaticket überhaupt streichen wollten.
Nun könnte man argumentieren, dass sich ein Staat so ein billiges Drei-Euro-pro-Tag-Klimaticket leisten muss, wenn er den Kampf gegen den Klimawandel gewinnen will. Diese Schlussfolgerung kann aber letztlich auf alle Bereiche angewendet werden, bei denen jetzt der Sparstift gezückt wird. Das fühlt sich für die einen falsch, für die anderen richtig an. Unterm Strich muss man sich aber immer auch der Kostenwahrheit stellen. Das wurde in der vergangenen Regierung viel zu selten gemacht. Am Ende bleibt dann ein riesiges Budgetloch übrig.
Der Kostenwahrheit wird sich in den kommenden Wochen auch die Stadt Wien stellen müssen, die seit Jahren ein Öffi-Ticket um 365 Euro anbietet, also einen Euro pro Tag. Angesichts des riesigen Minus unter dem Rechnungsabschluss ist das wohl nicht mehr haltbar.
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