Aufregung um rassistische Facebook-Postings in FPÖ-Kreisen
Vergangenen Mittwoch stellte die Wiener SPÖ die neue stellvertretende Bezirksvorsteherin für den 1. Wiener Gemeindebezirk vor, die 37-jährige Ärztin Mireille Ngosso. "Dass ich als Frau mit sichtbarem Migrationshintergrund in diese Funktion gewählt wurde, ist ein Signal für die Weltoffenheit dieser Stadt und vor allem auch der SPÖ Innere Stadt", sagte sie bei der Pressekonferenz.
Der Aufstieg Ngossos sorgte in FPÖ-Kreisen auf Facebook für Empörung - aber nicht wegen ihrer politischen Agenda, sondern wegen ihrer Herkunft und Hautfarbe. Laut des Watchblogs "FPÖ Fails" postete ein Redakteur der FPÖ-eigenen Publikation "Neue Freie Zeitung" einen Artikel über Ngosso auf seiner Facebook-Seite mit der Überschrift: "Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher, ob ich noch weiß, welche Wurzeln und Identität meine Heimatstadt hat ..."
Der Facebook-Beitrag ist mittlerweile nicht mehr abrufbar. Robert Lizar war auf KURIER-Anfrage nicht für eine Stellungnahme erreichbar, der FPÖ-Parlamentsklub wollte das Posting nicht kommentieren.
„Rassismus sollte in unserer Gesellschaft keinen Platz haben“, kommentiert Ngosso die hasserfüllten Äußerungen. Die SPÖ prüft nun rechtliche Schritte gegen die Urheber.
Auch in FPÖ-affinen Facebook-Gruppen wurde die Politikerin mit rassistischem Spott und Hohn überhäuft. User posteten Affenfotos und Kommentare wie "Ab in den Dschungel!".
Auf dem Facebook-Profil des FPÖ-Klubobmanns im 12. Bezirk, Wolfgang Reinold, der einen Bericht über Ngosso geteilt hat, häufen sich rassistische Verunglimpfungen und Beschimpfungen. Ein User fragt sich, wer heute in Wien noch SPÖ wähle außer "die Kamel Treiber und bimbos" (sic). Andere posteten Affen-Emojis. Freitagmittag waren die Kommentare bereits einen Tag lang zu sehen. Reinold löschte das Posting mit den fraglichen Kommentaren nach Aufforderung von FP-Landesparteisekretär Michael Stumpf schließlich. „Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass Wolfgang Reinold genauso angewidert war, wie wir alle“, sagt Stumpf. „Dass das so ausgeartet ist, ist bedauerlich.“
Die Tiroler FPÖ-Landtagsabgeordnete und Frauenbeauftragte Evelyn Achhorner ließ sich zu dem Kommentar "Frau oder Mann?" in Bezug auf ein Foto Ngossos hinreißen, zeigen Screenshots des Blogs. "Das Posting ob Frau oder Mann war nicht rassistisch gemeint", schreibt Achhorner auf KURIER-Anfrage per Mail. "Als FP-Funktionärin (die in einem Männerberuf tätig ist) bekomme ich auch öfters diese Frage, ob ich Frau oder Mann sei. Darum habe ich an dieser Frage im Posting nichts Verwerfliches gefunden. Ich möchte deutlich betonen, dass mir jeglicher Rassismus fern liegt."
Ngosso will sich jedenfalls nicht an den negativen Äußerungen orientieren. „Ich habe in den letzten Tagen extrem viele nette Worte gehört. Sogar aus Tirol und Vorarlberg habe ich Solidaritätsbekundungen erhalten“, erzählt sie. „Auch das ist Österreich.“ Aus Selbstschutz sei es besser, Beschimpfungen, wie sie nun laut wurden, nicht so genau zu lesen, sagt sie.
Dieser Strategie folgt auch ihre Parteikollegin Saya Ahmad. Die Kurdin wird im Juni Bezirkschefin im Alsergrund. Artikel über ihre Kür seien mit Begriffen wie „Umvolkung“ kommentiert worden, erzählt sie. „Die Bundesregierung toleriert rassistisches Gedankengut. Da darf es nicht verwundern, dass dem in den sozialen Medien freien Lauf gelassen wird.“
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