Debatte über öffentliche Ramadan-Deko jetzt auch in Österreich
Mit leuchtenden Halbmonden und "Happy Ramadan"-Schriftzügen auf den Frankfurter Straßen hat die Regierung der deutschen Großstadt kürzlich Diskussionen ausgelöst.
Laut Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) soll die Beleuchtung ein Zeichen für Frieden und Mitmenschlichkeit sein: "Es sind Lichter des Miteinanders, gegen Vorbehalte, gegen Diskriminierungen, gegen antimuslimischen Rassismus und auch gegen Antisemitismus." In Zeiten von Krisen und Kriegen sei diese Beleuchtung ein Zeichen der Hoffnung und stärke den Zusammenhalt "in unserer diversen Stadtgesellschaft".
Die AfD hingegen spricht von einer "Islamisierung" Deutschlands. Die CDU stieß einen Finanztopf an, aus dem alle Religionen Geld für derartige Dekorationen bekommen könnten.
Nicht nur in Frankfurt, auch in London wurden dieses Jahr Ramadan-Lichter aufgehängt. Wenige Tage vor Beginn des Fastenmonats am Sonntag hat die Debatte nun auch Wien erreicht.
Der Fastenmonat Ramadan ist für weltweit 1,9 Milliarden Muslime besonders heilig und mit einem 30 Tage währenden Fasten und der besonderen Hingabe an Allah verbunden. Heuer beginnt der Ramadan (Ramezan) am Abend des 10. März (Sonntag). Er endet am Abend des 8. April (Montag), das Fest des Fastenbrechens folgt dann am Dienstag (9. April).
Neben dem täglichen Fasten wird diese Zeit durch zwei besondere religiöse Feste geprägt: In der Nacht der Bestimmung (Lailat al-Qadr) wird an die Offenbarung der ersten Sure des Koran erinnert und das Fest des Fastenbrechens (Id al-Fitr/Eide Fetr), auch Zuckerfest genannt, beendet die Fastenzeit.
Die Wiener Partei "Soziales Österreich der Zukunft" (SÖZ) forderte in einer Aussendung, dass auch auf den Straßen des Bezirks Favoriten - er ist bekannt für seinen vergleichsweise hohen Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund - eine Ramadan-Dekoration installiert werden soll.
"Wichtig, dass jede Person sich willkommen fühlt"
"Hierbei geht es nicht nur darum, die Vielfalt der Stadt zu feiern, sondern auch um die Förderung von Toleranz und Zusammenhalt", sagte Hakan Gördü, der Klubobmann des Favoritener SÖZ. "Es ist wichtig, dass sich jede Person, unabhängig von ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, in Wien willkommen fühlt."
Die Partei ist der Überzeugung, dass eine Ramadan-Deko nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung für die muslimische Gemeinschaft wäre, sondern auch dazu beitragen könnte, das Bewusstsein für verschiedene Kulturen und Religionen zu stärken. Diese Forderung schließe auch die Anerkennung und Feier der religiösen Feiertage anderer Glaubensgemeinschaften wie Weihnachten, Chanukka, Diwali oder Vesak mit ein.
Sogar einen Photoshop-Entwurf, wie die Deko aussehen könnte, schickte die Partei aus:
Raab: "Kommt nicht in Frage"
Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) ist strikt gegen den Vorschlag. Die Forderung sei aus ihrer Sicht "ein Zeichen von falsch verstandener Toleranz und ein völlig falsches Signal", schrieb sie auf X (ehemals Twitter).
"Menschen, die zu uns kommen und bei uns leben, müssen sich an die Werte der Mehrheitsgesellschaft anpassen und nicht umgekehrt", so Raab außerdem. Das sei "Teil einer gelebten Leitkultur", wie Kanzler Karl Nehammer (ebenfalls ÖVP) im Österreich-Plan bereits festgelegt habe.