Neues Bifie-Chaos: Proteste gegen Notengebung

Zentralmatura im Fach Mathematik
Schüler und Lehrer empört, dass plötzlich für ein "Genügend" 63 Prozent richtig gelöst sein müssen.

Der Protestschrei ist riesig: Schüler, Eltern, Direktoren, Lehrer und Schulbehörden empören sich über den geänderten Notenschlüssel bei der Zentralmatura im Fach Englisch. Statt wie bisher 60 Prozent müssen Maturanten heuer 63 Prozent der Prüfungsaufgaben richtig beantworten, um positiv zu sein. Die Lehrer haben davon am Dienstagnachmittag – also nach der Matura – erfahren. Am Donnerstag wurde bekannt, dass in Französisch 62,4 Prozent für einen Vierer nötig sind.

Bifie-Direktor Martin Netzer, der für die Zentralmatura zuständig ist, verteidigte in einer Aussendung am Mittwoch den Notenschlüssel: "Er ist fair und sichert eine Vergleichbarkeit." Seine Begründung: "Es ist nicht möglich, jedes Jahr Aufgaben zu formulieren, die gleich schwierig sind. Heuer war die Matura leichter, weshalb es zu diesem Beurteilungsschlüssel kam." Schon Ende März hätte man mitgeteilt, dass es zu solchen Abweichungen kommen könne.

Eine Argumentation der außer der Ministerin niemand folgen wollte. Der Lehrer Helmut Jantschitsch von der AHS Kundmanngasse in Wien kritisiert etwa: "Die meisten meiner Schüler empfanden die Matura schwieriger als die in vorherigen Jahren. Die Aufgaben waren keinesfalls leichter."

Jantschitsch und Kollegen haben deshalb einen offenen Brief ans Ministerium geschrieben, indem sie auch die Kommunikation des bifie kritisieren. Nicht nur sie, auch die steirische Landesschulpräsidentin Elisabeth Meixner und die Wiener Direktorensprecher mahnen hier Verbesserungen ein.

Unverständlich

Doch die Aussendungen des bifie werden nicht verständlicher: In einem Schreiben an die Schulen heißt es sinngemäß: "Bei knappen Ergebnissen entscheidet der Prüfer, welche Note er gibt." Doch was heißt knapp? Netzer zum KURIER: "Wenn weniger als ein Punkt fehlt, um eine bestimmte Note zu erreichen."

Schüler und Eltern wollen das so nicht stehen lassen. Thomas Gaar, Obmann der Schülerunion, akzeptiert das nicht: "Wir bestehen auf die 60 Prozent." Auch Elternvertreter Theodor Saverschel fordert eine Änderung: "Das hätte man vorher den Schülern kommunizieren müssen. Bei Schularbeiten hat der Lehrer ja auch vorab einen Notenschlüssel bekannt zu geben."

Martin Netzer verweist auf die gesetzlichen Vorgaben: "Wir dürfen den Lehrern die Korrekturschlüssel immer erst im Nachhinein übermitteln. Wir sind da an geltendes Recht gebunden."

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