Kogler und Schilling zu Vorwürfen: "Anonymes Gefurze"
Dienstagabend um 23:20 reagierte die Bundesparteispitze der Grünen auf zuvor erhobene schwere Vorwürfe gegen die Spitzenkandidatin bei der EU-Wahl, Lena Schilling.
"Die Grünen werden am Mittwoch in einer Pressekonferenz zur aktuellen Berichterstattung ihrer Spitzenkandidatin Lena Schilling und zum laufenden EU-Wahlkampf Stellung nehmen. Als Gesprächspartner:innen stehen Ihnen dafür neben Lena Schilling auch Bundessprecher Werner Kogler, die beiden stellvertretenden Bundessprecher:innen Leonore Gewessler und Stefan Kaineder sowie Klubobfrau Sigi Maurer zur Verfügung", hieß es in der Ankündigung.
"Nichts davon hat eine politische Tangente"
Dienstagabend bat die ZiB2 um eine Stellungnahme der Grünen zu den Vorwürfen. Gegenüber der Redaktion hieß es, dass sie abseits der von Schilling unterschriebenen Unterlassungserklärung keine politische Relevanz an den Vorwürfen sehen: "Alle weiteren angesprochenen Themen fußen auf Gerüchten oder behandeln Dinge, die das Privatleben von Lena Schilling und/oder anderer Personen betreffen. Nichts davon hat eine politische Tangente. Die Grünen stehen voll und ganz hinter Lena Schilling."
Schilling im O-Ton: bei der Pressekonferenz: "Es ist mir wichtig, zur Berichterstattung des Standard Stellung zu nehmen. Ich kandidiere für ein politisches Amt. Ich will ganz viele Dinge verändern, damit wir auch in Zukunft noch einen lebenswerten Planeten haben. Jetzt unterstellt man mir allerhand Dinge, eigentlich wird mein Charakter in Frage gestellt.“
Bei allen ihren Mitbewerbern werde über Inhalte diskutiert. „Bei mir, ob ich der richtige Mensch mit dem richtigen Charakter bin.“
Man könne sie für ihre Politik kritisieren, nur habe sie „in der gestrigen Berichterstattung darüber nichts gelesen, sondern nur, was andere über mich gesagt haben.“ Das habe nichts damit zu tun. „Was ich kritisiere, dass mit persönlichen Dingen und Gerüchten gegen mich kampagnisiert wird. (..) Wir werden niemand begeistern, wenn wir uns mit Dreck bewerfen.“
"Ich bin nicht aus Teflon"
Weiter: "Ich habe versprochen, dass ich offen und ehrlich bleiben werde, auch wenn ich kandidiere. Ich bin nicht aus Teflon, diese geballten Vorwürfe und Unterstellungen, das hat mich getroffen. Aber ich werde mich davon nicht aus dem Konzept bringen lassen."
Und: "Ich trete fürs Klima an und gegen Rechte Hetze. Ich trete für ein starkes solidarisches und vielfältiges Europa an und dafür werde ich in den kommenden 32 Tagen rennen, rennen und rennen."
Grüne wollen sich nicht von "Gefurze" aufhalten lassen
Grünen-Chef Werner Kogler zeigte sich dann voll solidarisch mit Schilling. „Wir lassen uns nicht von Gerüchten aufhalten.“ Es sei bei den Vorwürfen auch „keine politische Tangente erkennbar“.
Die Grünen seien aber „nicht gekommen, um uns von anonymen Gefurze aufhalten zu lassen. Die Schmutzkübel wurden befüllt und nun auch ausgeleert. Gegen eine junge Frau.“ Gerade gegenüber Frauen werde dieses Verhalten gerne an den Tag gelegt, wenn sie sich engagieren, so Kogler.
"Lena Schilling kämpft beherzt fürs Klima und gegen rechte Hetze. Mag sein, dass das nicht allen taugt. Aber ich kann sagen, dass es uns taugt, liebe Lena. Extrem sogar. Und deshalb sind wir da - und wir werden auch nicht weichen! (...) Die ganz große Kunst in der Politik ist es, verletzlich zu bleiben. Dass das unheimlich schwer ist, weil es so viel Härte und Schutzschild braucht, um solche Geschichten wie diese auszuhalten, das sehen wir leider heute ganz besonders."
Kaineder: "Mich ärgert das"
Vizeparteichefin und Ministerin Leonore Gewessler: "Liebe Lena, du bist eine großartige, mutige Frau. Du bist unsere Spitzenkandidatin. Du bist die Richtige für diese Richtungswahl. Für den Klimaschutz und gegen rechte Hetze. Genau dafür kämpfen wir heute und in den kommenden Wochen. Seite an Seite."
Klubobfrau Sigi Maurer: "Wer die öffentliche Auseinandersetzung sucht, bekommt Gegenwind. Das ist nichts Neues. Junge Frauen sind besonders häufig davon betroffen. Weil wenn sich eine junge Frau hinstellt, eine starke Meinung hat, dann ist das immer noch für viele eine Provokation."
Stefan Kaineder erklärte: "Ich sag’s ganz ehrlich: Mich ärgert das. Dass wir in einer Zeit, in der wir über eine Richtungsentscheidung reden sollten, über Gerüchte und Behauptungen sprechen müssen." (..) "Die ganz große Kunst in der Politik ist es, verletzlich zu bleiben. Dass das unheimlich schwer ist, weil es so viel Härte und Schutzschild braucht, um solche Geschichten wie diese auszuhalten, das sehen wir leider heute ganz besonders."
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