Polizei bringt Grasser in Erklärungsnot

Polizei bringt Grasser in Erklärungsnot
Ein Bewegungsprofil soll den Verdacht erhärten, dass KHG 500.000 € nicht von seiner Schwiegermutter erhalten hat.

Spannungen mit den Schwiegereltern sind keine Seltenheit. Karl-Heinz Grasser hingegen schien zu seiner Schwiegermutter eine äußerst gute Beziehung zu haben. Marina Giori-Lhota vertraute dem Partner ihrer Tochter Fiona so sehr, dass sie ihm einst 500.000 Euro (in drei Tranchen in bar) überließ – um das Anlagegeschick des damaligen Finanzministers zu testen. So erzählte es zumindest KHG.

Die Polizei hegte erhebliche Zweifel daran. Und neue Erkenntnisse aus einem Polizeibericht erhärten diese noch: Laut dem Magazin Format hat die „Soko Constantia“ der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) einen Anlassbericht vom 24. Jänner 2013 übermittelt. Darin schildern die Ermittler, dass sie ein Bewegungsprofil von KHG, Ehefrau und Schwiegermutter erstellt hätten. Conclusio der Beamten so Format-Aufdecker Ashwien Sankholkar: Die Geldübergaben von Giori-Lhota an Grasser seien so „gar nicht möglich“, die Angaben KHGs „diesbezüglich falsch“ gewesen. Wie kamen die Ermittler darauf? Sie haben Kreditkartenabrechnungen gecheckt, bei Reisebüros und Fluglinien recherchiert, Unterlagen der Schwiegermutter durchforstet.

Sardinien und Peking

Grasser hat laut dem Polizeibericht sinngemäß ausgesagt, Giori-Lhota hätte das Geld Samstag oder Sonntag in Zug, also in ihrem Schweizer Domizil, an ihn übergeben. Es sei schließlich „zeitnah“ (auf ein Konto der Ferint AG) bei der Meinl Bank in Wien eingezahlt worden.

Nun geht aus Flugbuchungen und Kreditkartenbelegen aber hervor, dass sich Grasser zum Beispiel an den vier Wochenenden vor der Einzahlung der ersten Tranche bei der Bank (100.000 Euro) nicht in der Schweiz aufgehalten haben kann, argumentiert die Polizei. Einmal sei KHG auf Sardinien gewesen, am Wochenende darauf habe er seine Kreditkarte in Peking benutzt, danach sei er erneut in Italien gewesen (siehe Grafik oben). Auch die zweite Tranche (330.000 Euro) könne nicht in Zug übergeben worden sein. An einem infrage kommenden Wochenende sei Grasser etwa wieder in Italien gewesen, einmal war die Schwiegermutter nicht in der Schweiz usw.

Erich Mayer, Sprecher der WKStA, bestätigte dem KURIER, dass seine Behörde „den Bericht von der Soko Constantia vom 24. Jänner 2013 bekommen hat“. Über den Inhalt kann er nichts sagen. „Ermittlungsverfahren sind nicht öffentlich.“

Grasser-Anwalt Manfred Ainedter meint, das Bewegungsprofil beweise nichts. „Ich kenne den Bericht zwar nicht, aber dass die Schwiegermutter meinem Mandaten das Geld gegeben hat, ist Tatsache. Das können wir auch beweisen.“ Man könne etwa mit dem Auto fahren.

Satter Gewinn

Aus den 500.000 Euro wurden durch ein Hypo-Investment übrigens 774.000 Euro, die laut KHG an die Schwiegermutter zurückgeflossen sind. Giori-Lhota hat das nicht bestätigt. Der Finanz hat sie sogar mitgeteilt, dass sie allfällige Erträge aus dem Hypo-Investment nicht versteuert habe, weil sie nicht wirtschaftliche Berechtigte des Depots gewesen sei.

Die Polizei vermutet ja, dass Grasser einst bei der Provision für den BUWOG-Verkauf mitkassiert hat – und die 500.000 daraus stammen. KHG bestreitet das allerdings bis dato vehement.

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