Von der 30-tägigen Waffenruhe, die der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskijvorschlägt, will Russlands Präsident Wladimir Putin nichts wissen.
Von einem Ende des russischen Angriffskrieges, der am 24. Februar 2022 begann, kann zum Leidwesen aller, insbesondere der Zivilbevölkerung, keine Rede sein. Und doch beschäftigen sich Staaten wie Stakeholder bereits mit der Zeit nach Beendigung des Krieges, wann auch immer dies sein wird.
Es geht um den Wiederaufbau des 36 Millionen Einwohner zählenden Staates, dessen Landesgrenze näher zu Wien liegt als jene von der Bundeshauptstadt nach Vorarlberg, wie Ex-Bundeskanzler Karl Nehammer stets die geografische Nähe zum Kriegsgebiet hervorstrich. Und es geht darum, dass sich Staaten wie Unternehmen an diesem Wiederaufbau, nicht einzig aus humanitären Gründen, sondern natürlich auch aus eigennützigen wirtschaftlichen Interesse, beteiligen wollen.
Seit 2022 finden Wiederaufbaukonferenzen für die Ukraine statt - die letzte in Berlin, die kommende in Rom (10./11.6.). Immer mit dabei ist Österreich, zuletzt vertreten durch Außenminister und später Bundeskanzler Alexander Schallenberg. Bereits in der türkis-grünen Legislaturperiode wurde über einen eigenen Koordinator für den Wiederaufbau nachgedacht. Die ÖVP-SPÖ-Neos-Koalition will dieses Vorhaben nun umsetzen, Außenministerin Beate Meinl-Reisinger den Sonderkoordinator morgen, Mittwoch, vorstellen. Sie reiste wenige Tage nach ihrer Angelobung als Außenministerin in die Ukraine.
Außenminister Alexander Schallenberg, der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij und der tschechische Außenminister Jan Lipavsky am Mittwoch, 20. Juli 2022, bei Kiew.
Eine virtuelle Plattform, die als "zentrale Anlaufstelle für den Ukraine-Wiederaufbau zur Bündelung der heimischen Expertise" dient, um sicherzustellen, dass Engagement vor Ort "eine starke rot-weiß-rote Handschrift trägt" gibt es seit Jahren. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Österreich der sechstgrößte Investor vor Ort war.
Laut KURIER-Informationen wird Wolfgang Anzengruber, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Salzburg AG, von Palfinger (2003-2008) und später des Verbund (2009-2020), die Funktion des Koordinators übernehmen. Der Oberösterreicher war zudem Mitglied des ÖBAG-Beteiligungskomitees (unabhängiges Gremium, das bei neuen Beteiligungen der ÖBAG berät). Anzengruber engagiert sich u.a. für CEOs for Future, einen gemeinnützigen Verein zur "Förderung und Beschleunigung einer nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft".
Kommentare