„Es war unglaublich!“, schildert ein Soldat der ukrainischen 47. Mechanisierten Brigade. „Anfangs sind sie in großen Wellen gekommen – einfach über das Feld gegen unsere Positionen angerannt. Unsere Drohnenoperatoren und Artilleristen waren völlig überrascht, haben sie dann jedoch sofort vernichtet.“
Die körperliche Verfassung der nordkoreanischen Soldaten sei bemerkenswert gewesen: „Sie konnten in voller Montur und mit Waffe zwei Kilometer rennen und dennoch sofort danach zielsicher schießen und kämpfen. In solchen Situationen ist das außergewöhnlich.“
Auch hätten die Nordkoreaner bald ihre Gefechtstechnik und Taktik adaptiert. „Sie gingen in kleineren Gruppen vor, nach wie vor viel offensiver als die Russen. Aber sie versuchten dadurch, ihre Verluste zu minimieren. Im Endeffekt war ihre schiere Masse einfach erdrückend“, sagt der Soldat weiter.
Man habe etwa 1.600 Nordkoreaner getötet und 3.000 verletzt – „aber die Mannstärke von insgesamt 14.000 hat einen Unterschied bei der Kursk-Operation gemacht, daran gibt es nichts zu rütteln“. Zeitweise sei man 1:7 unterlegen gewesen – „da kann man nicht anders, als sich zurückzuziehen.“
Somit dürfte der Kursk-Einsatz aus militärischer Sicht für Nordkorea ein Erkenntnisgewinn gewesen sein. Viele Streitkräfte auf der ganzen Welt beobachten den Krieg genau.
Während auf ukrainischer Seite die Sorge vor einem russischen Vorstoß in die Region Sumy – von dort aus erfolgte die Kursk-Operation – wächst, behaupten offizielle Stellen Nordkoreas, man werde sich an keinen Kämpfen in der Ukraine beteiligen. „Sie haben bis jetzt gebraucht, um einen Einsatz in Russland zu bestätigen, da fällt es mir schwer, dem Regime nur irgendwas zu glauben“, sagt der Soldat der 47. Brigade.
Warum gibt Nordkorea die Beteiligung am Krieg erst jetzt zu?
Dass Nordkorea den Einsatz genau jetzt bestätigt, nach mehr als sechs Monaten des Schweigens, und dabei das Opfer der eigenen Soldaten hervorhebt, kommt nicht von ungefähr: Laut dem Kreml sind die letzten ukrainischen Stellungen in Kursk vernichtet, gleichzeitig dürfte ein Treffen zwischen Kim und Putin bevorstehen, wo neue Abkommen geschlossen werden könnten.
Die Beziehungen zwischen Moskau und Pjöngjang haben sich in den vergangenen Jahren stark verbessert, 2024 besuchte Wladimir Putin Nordkorea zum ersten Mal seit 24 Jahren. Pjöngjang seinerseits versucht, seine angeschlagene Wirtschaft anzukurbeln - das Land kämpft mit finanzieller Not und Nahrungsmittelknappheit.
Zusätzlich erhofft man sich, Zugang zu Moskaus Spitzentechnologie für seine Satelliten- und Atomwaffenprogramme zu erhalten. Kim Jong-un hatte Putin zuvor bereits Unterstützung für den „heiligen Kampf“ gegen die Ukraine zugesagt.
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